Schachtzeichen aus dem Ruhrgebiet

Wolfgang Berke: Sichtwechsel

„Du bist keine Schönheit, vor Arbeit ganz grau.“ Diese Worte Herbert Grönemeyers aus seinem Song „Bochum“ bestätigen nicht nur den allgemeinen Tonus über die Ruhrpottstadt, sondern geben auch genau das wieder, was Wolfgang Berke mit seinem Buch „Sichtwechsel“ widerlegen möchte. Auf 128 Seiten zeigen 153 Fotos ein Bochum, das, zwischen Fantasielosigkeit und kulturellem Aufschwung viel in sich vereint. Denn wenn man richtig hin guckt, ist es „besser, viel besser als man glaubt“.

[ruhr-guide] Zugegeben, Bochum ist keine Stadt von Welt. Hier gibtSchachtzeichen aus dem Ruhrgebiet es weder Wolkenkratzer noch Palmen und rote Teppiche sieht man auch eher selten. Aber Wolfgang Berke ist sich sicher – „Bochum ist charmant, wenn man richtig hinschaut“. Genau darum geht es in seinem neuen Buch „Sichtwechsel“, das am 15. November im eigenen Verlag erschienen ist. Obwohl der Journalist schon immer den Wunsch hatte, etwas über Bochum zu machen, war es für ihn ein Risikoprojekt. Die Idee zum Bildband ging mit ausführlicher Internet-Recherche einher, denn im World Wide Web begab er sich auf Suche nach geeigneten Bochum-Fotos und deren Urheber.

„Sichtwechsel“ vereint 37 Hobby-Fotografen

Was Berke’s Buch „Sichtwechsel“ von anderen Hochglanz-Bildbändern nahe Blankensteiner Straße: Christian Waluszekunterscheidet, ist die Tatsache, dass keines der 153 Fotos von Berufsfotografen aufgenommen wurde. Es sind Bus-Fahrer, Hochschul-Lehrer oder Rentner, die als geübte Hobby-Fotografen ihre Sichtweise auf Bochum in bekannten Fotografie-Foren zur Schau stellten und darauf hin von Berke kontaktiert und gefragt wurden, ob sie sich eine Zusammenarbeiten vorstellen könnten. Am Ende waren 37 Fotografen übrig und die Kommunikation untereinander fand über einen von Berke eingerichteten Blog statt. Station LohringDas Treffen aller Beteiligten kurz vor dem Erscheinen des Werkes war also ein Blind-Date!

Die Konzeption des Buches „Sichtwechsel“ ist einfach, aber die Wirkung umso grandioser. Die Sichtweisen der Fotografen sind mal puristisch, mal kosmopolitisch und die gewählten Perspektiven ausgefallen oder klassisch. Es sind sowohl schwarz/weiß als auch HDR-Aufnahmen dabei und vor kreativer Bildbearbeitung wurde auch nicht Halt gemacht. Die vermittelte Sichtweise auf unser Bochum ist spannend und unberechenbar für alle diejenigen, die ihren Blickwinkel neu justieren möchten. Dabei gibt es vom Autor kurze Texte, in denen Interessantes und Kurioses aus dem Zeitgeschehen Bochums erzählt wird.

Zum Beispiel von der 1984 auferlegten Flachdachverordnung. Die Titel der Fotos in „Sichtwechsel“ stammen allerdings von den Fotografen, die auf den letzten Seiten des Buches allesamt vorgestellt werden.

Image-Pflege für Bochum

Für das kommende Jahr ist eine Ausstellung geplant und eventuell soll eine Webseite eingerichtet werden. „Sichtwechsel“ von Wolfgang Berke ist kein Reiseführer, sondern ein Werk, das das Graue-Maus-Image Bochums an vorderster Front mit künstlerischen Mitteln bekämpft. Überzeugen Sie sich selbst!

Sichtwechsel

Wolfgang Berke
Ruhrgebietverlag, Bochum 2011
ISBN: 978-3-39811572-1-5
128 Seiten, 153 Fotos, Festeinband
19 Euro

(nm)
Fotocredit: Angelika van den Beld, Christian Waluszek, Gundi Nows-Hansen

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