Zollverein Schacht XII

Zollverein Schacht XII

Beliebt ist die Zeche Zollverein nicht nur als kulturelle Stätte, sondern ebenso als Thema für viele Publikationen. Aber nicht alle davon sind so informativ wie das im Klartext Verlag erschienene Buch „Zollverein Schacht XII“ von Rolf Tiggemann. Auf 413 Seiten beschreibt der Autor den Weg der Zeche von den frühen Anfängen im 19. Jahrhundert bis hin zur Ernennung zum Weltkulturerbe 2002.

[ruhr-guide] „Zentrales Anliegen des Buches ist“,Zollverein Schacht XII laut Klappentext, „mit hoher Authentizität über einen durchaus als historisch zu bezeichnenden Entwicklungsprozess zu berichten, an dessen vorläufigem Ende Zollverein Schacht XII als zentraler Bestandteil einer industriellen Kulturlandschaft steht.“ Das Hauptaugenmerk liegt also auf der Zeit ab der Stilllegung 1986. Am Prozess, die alte Zeche zum kulturellen Standort zu machen, war Rolf Tiggemann, der damals bei der LEG (Landesentwicklungsgesellschaft Nordrhein-Westfahlen GmbH) arbeitete, selbst beteiligt.

Nach einer kurzen Einleitung geht es im ersten Teil des Buches um den Anfang der Kohlenförderung durch Franz Haniel bis hin zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Dieser Abschnitt der Geschichte wird, zugunsten des eigentlichen Schwerpunktes, auf etwa 20 Seiten nur angerissen.
Der folgende Teil beschäftigt sich mit der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Stilllegung des Schachtes. Die Kohlekrisen Ende der fünfziger Jahre leiteten das Ende der Zeche Zollverein ein. Beschrieben wird hier, mit welchen Maßnahmen die Politik versuchte, die Stilllegung der Zeche zu verhindern.
Die letzten Abschnitte befassen sich intensiv mit der Entwicklung von der Stilllegung der Zeche zur Kulturstätte. Beschrieben werden der aufwändige Antrag auf Denkmalschutz und die ersten Ideen, wie die Gebäude kulturell genutzt werden sollten.

Viele Zahlen und Fakten

Rolf Tiggemann arbeitet mit wenigen Abbildungen, dafür aber mit vielen Zahlen und Fakten. Eine große Zahl an Dokumente ist in alten Aktenbeständen der LEG erhalten geblieben. In dieses Buch ist eine Reihe von ihnen mit eingeflossen, eine weit bessere Idee, als sie in den Archiven ungesehen verstauben zu lassen.
Verschnaufpausen bei der vielen Information gesteht der Autor dem Adressaten durch Unterüberschriften zu. Der interessierte Leser kann also getrost auch zwischendurch mal einen Kaffee trinken, ohne bei der Lektüre den Faden zu verlieren.
Die geringe Anzahl von schwarz-weißen Bildern ist eine gute Ergänzung zum Text. Es handelt sich dabei sowohl um Bilder der alten Zeche selbst als auch um Grundrisse und Abbildungen von Formularen und Kostenkalkulationen. Selbst die Bilder also setzen ein gewisses Maß Interesse an der Vertiefung des Themas voraus.

Die Fülle von Informationen eignet sich gut zur weiteren Beschäftigung mit der beliebten Station auf der Route der Industriekultur. Für Touristen und „Ruhrgebiets-Neulinge“ gibt es jedoch sicherlich geeignetere Literatur. Um nur einen Überblick zu bekommen, sind die Informationen zu detailliert. Für eingefleischte Ruhrgebietfans, die sich über die üblichen geschichtlichen Informationen hinaus mit dem Thema vertraut machen wollen, ist „Zeche Zollverein Schacht XII“ zu empfehlen.

Rolf Tiggemann
Zollverein Schacht XII

Klartext Verlag, Essen, 1. Auflage Dezember 2007
413 Seiten, schwarz-weiß Abbildungen, 24,90 €, ISBN: 978-3-89861-741-3

(sf)

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