A Serious Man
Mit den Coen-Brüdern ist es so eine Sache: Die Einen halten sie für geniale Filmemacher die mit ihrem eigentümlichen Stil jede Idee zum Kult-Stoff transformieren, Anderen stösst bereits der Name sauer auf da sie meinen, dass überschätzte Brüderpaar mache den größten Unsinn, den je eine Leinwand gesehen hat. Die Letzteren werden sich nach der Sichtung von "A Serious Man" mehr als bestätigt fühlen, während Erstere eine moderne Fassung der Hiobsgeschichte erkennen werden, die vor Originalität und Genialität nur so strotzt und als Paradestück schräger, schwarzhumoriger Komödie prächtig funktioniert. Das wirklich Verrückte ist, dass Beide recht haben, denn "A Serious Man" spaltet die Gemüter – keiner weiß dafür die richtige Sparte zu finden. Deutsche Heimkinofans können sich jetzt selbst ein Bild machen, denn der neuste Streich von Joel und Ethan Coen ist ab sofort auf DVD und Blu-ray erhältlich.
[ruhr-guide] Wer einen Coen-Film ansieht, weiß nur eines mit allergrößter Sicherheit: In den nächsten Minuten und Stunden wird ein Festival skurriler Typen und noch verrückterer Storys auf in einprasseln. Das war beim "Dude" in "The Big Lebowski" so und auch ihr Oscarhit "No Country for Old Men", der darauf folgende "Burn After Reading" oder die früheren Werke "O Brother, Where Art Thou?" und "Fargo" boten viele abgedrehte Figuren und noch abgedrehtere Storys. Obwohl die genannten Filme höchst unterschiedlich sind, haben sie eben diese besonderen Typen gemeinsam, die eine sich von der üblichen Hollywood-Gangart reichlich differenzierende Story schlagen. Auch der Protagonist ihres neuen Streifens Lawrence 'Larry' Gopnik (Michael Stuhlbarg) passt bestens in diese illustere Charakter-Riege, jedoch ist "A Serious Man" kein Thriller oder ähnliches: Das Werk ist, wenn man dem äußerst schwarzen Humor der Coen-Brüder folgen mag, eine tragische Komödie, bei der vor allem die Tragödie um Hauptcharakter Larry den nachhaltigsten Eindruck hinterlässt.
Es geht abwärts ...
Larry hat als Uniprofessor im Fachbereich Mathematik eigentlich ein gutes Leben, steht kurz vor einer Festeinstellung, ist verheiratet.jpg)
Leicht zu erraten, wer die Scheidung zahlen und dann so rasch wie möglich das gemeinsame Haus verlassen soll... Die Familie als bedingungsloser Rückhalt? Nicht in "A Serious Man"! Wer annimmt Tochter und Sohn würden ihrem Vater den Rücken stärken und gegen die anstehende Trennung protestieren, der irrt gewaltig: Sohn Danny (Aaron Wolff) interessiert sich ausschließlich für Dope, die Musik der Band Jefferson Airplane und seine Fernsehsendungen, Tochter Sarah (Jessica McManus) keift ohne Pause um sich, wäscht andauern die Haare und treibt sich nachts in ominösen Discotheken herum. Selbst der eigene Bruder (Richard Kind), von allen Onkel Arthur genannt, kümmert sich lieber um seine Hirngespinste. Der kauzige Typ ist vor nicht allzu langer Zeit auf die Wohnzimmercouch gezogen und ist alles andere als eine starke Schulter für den angezählten Larry. Dieser sieht den einzigen Ausweg in den drei Rabbis der jüdischen Gemeinde, doch keiner will oder kann ihm helfen. Das nennt man wohl mit dem Rücken zur Wand stehen!
Stoisches Ertragen als Leitthema
Die Art und Weise wie Larry dem immer schlimmer werdende Unheil entgegentritt, nämlich ohne irgendeine gegengerichtete.jpg)
Typische Coen-Elemente
"A Serious Man" ist zwar in gewisser Weise anders als frühere Streifen des extravaganten Brüderpaars, doch finden.jpg)
Wendet man sich der Machart des Films zu, erkennt das Auge die gewohnt hohe Qualität der Inszenierung: Ansehnliche Einstellungen generieren zu jeder Zeit stilvolle Bilder, die mit Schwenks und Kamerafahrten einen wahrhaft cineastischen Look generieren. Wenn Larry auf dem Dach seines Hauses stehend versucht, die TV-Antenne korrekt auszurichten, ist das ein optischer Leckerbissen. Vielleicht war es die Kombination dieser positiven Eigenschaften, die das nicht zu knappe Kritikerlob sprudeln ließen – der Gesamteindruck bleibt jedoch zwiegespalten. Letztendlich wird es jede Zuschauerschicht für sich selbst entscheiden, ob die erzählerische Langatmigkeit und die stoische Erzählung als große Kunst oder überschätzte Farce anzusehen ist. "A serious Man" eignet sich vor allem für ein intellektuell affines Publikum, besticht er doch nicht durch Dynamik oder Wendungsreichtum der Story sondern seiner Ruhe, sein hinter visuellen Ebenen verborgenes Gehalt an Symbolik und Geschichten. Die Gabe gekonnt zu interpretieren, ist eine wichtige Eigenschaft zum entschlüsseln von "A Serious Man", der kein Coen-Film wäre, wenn er nicht massig Raum für Spekulationen und Interpretationen lassen würde ...
Einwandfreie DVD-Aufarbeitung
Die DVD besticht durch gute Bild- und Tonqualität: Schärfe und Farbkontrast weisen gute Werte auf, lassen keine Kritik zu. Im Audiobereich bietet die Disc sowohl die deutsche Synchronisation als auch das englische Original im Surroundformat Dolby Digital 5.1. Zusätzlich können deutsche und englische Untertitel eingeblendet werden, wobei die englische Version für Hörgeschädigte bestimmt ist. Ein lobenswertes Feature auch für Originalversionsfreunde, die gerne auf Untertitelungen zurückgreifen. In der Extra-Sektion lassen sich diverse Features finden, die viele nützliche Hintergründe zum Hauptfilm anbieten. Ein 11-minütiges Making of, das Interview mit dem Hauptdarsteller sowie Trailer und TV-Spotszeigt, sind nur ein Teil des umfangreichen Specials. Die Gesamtlänge des Bonusmaterials beläuft sich auf ca. 90 Minuten, die tiefer in den Entstehungsprozess von "A Serious Man" hineinblicken lassen.(mo)
Bildquelle: Universum Film GmbH