Blu-ray-Rezension "Cosmopolis"
Twilight-Star Robert Pattinson spielt in David Cronenbergs Literaturverfilmung "Cosmopolis" einen desillusionierten Milliardär, dessen Wege sich auf einer Odyssee durch ein von sozialen Unruhen erschüttertes Manhattan mit verschiedensten Menschen kreuzen. Vor dem Kinostart Anfang Juli in Deutschland lief "Cosmopolis" in Cannes. Jetzt ist die unkonventionell gefilmte Finanzmarkt-Abhandlung als DVD, Blu-ray und digitaler Download bei Ascot Elite Home Entertainment erschienen.
[ruhr-guide] Basierend auf dem gleichnamigen Roman

Kammerspiel um Finanzgeschäfte und Kapitalismus
Die wenigen Situationen, in denen der Milliardär seine rollende Techno-Festung verlässt, erweisen sich als explizite Wendepunkte der Geschichte. Während auf den Straßen der Wall Street-Metropole ausufernde Antikapitalismusproteste auf ihren destruktiven Höhepunkt zusteuern, zerrinnt Packers geschäftliche wie private Existenz in einem surrealen Potpourri der abwegigsten Situationen. Der für Packer so ertragreiche Kapitalismus steht am Wendepunkt, das System ist am Abgrund, seine Nutznießer empfangen eine Hiobsbotschaft nach der andren. Alles ist im Wandel. Scheinbar ohne Anker und sicheren Hafen schwappt die Existenz der mental abgedrifteten Hauptfigur auf und ab. Die Ehe trotz gegenseitigem Begehren am Ende, ungelenkte Beziehungen zu Frauen jeglicher Art inklusive ausschweifender sexueller Eskapaden oder die sonderbaren Angehörigen diverser Berufsgruppen, die kommen und gehen. In "Cosmopolis" kulminiert alles im verzerrten Hirn des Eric Packer, der zunehmend der Desillusionierung verfällt- weitestgehend hilflos der protestierenden Menge und damit dem Zusammenbruch des Status quo ausgeliefert.
Romanvorlage nur schwer filmisch umzusetzen
Dass es selbst für einen gestandenen Regisseur, der David Cronenberg zweifelsohne ist - "Scanners", "eXistenZ" oder auch "A History of Violence" und "Eine dunkle Begierde" sind
Cronenberg - Meister visueller Ästhetik
Visuell liefert der Regisseur feine Kunst ab, die Fans des ästhetischen Kinos gefallen dürfte. Es hapert in Sachen Narration. Auch Hauptdarsteller Robert Pattinson kann den Film nicht tragen. Da es sich bei "Cosmopolis" hauptsächlich um ein auf begrenztem Raum (in der Limousine) stattfindendes Kammerspiel handelt, lastet auf seinen Schultern immense darstellerische Verantwortung. Während er das Snobistische und den kapitalistisch-arroganten Hochmut noch gut beherrscht, verflacht die Darstellung seines Charakters in den weiteren Nuancen der Figur. Pattinsons Darstellung löst nur eine marginale emotionale Bindung zu Packer und seiner Welt aus. "Cosmopolis" ist dennoch einen Blick wert. Allein schon das Thema und dessen Auswüchse machen eine Auseinandersetzung mit dem Streifen sinnvoll. Auch wenn Cronenberg diesmal kein großer Wurf gelungen ist, seine Methode, dem Zuschauer Bilder und Sequenzen vorzuwerfen, die lange über den Film hinaus beschäftigen, ist auch hier erkennbar. Während Hauptdarsteller Robert Pattinson nur bedingt überzeugt, sind die Nebenrollen mit Juliette Binoche ("Der englische Patient"), Paul Giamatti ("Sideways") oder Mathieu Amalric ("Schmettering und Taucherglocke") stark besetzt.
Extras führen hinter die Kulissen
David Cronenberg spricht im Kurzinterview über die Entstehung des Films, die Kameraarbeit, Besonderheiten an den Dialogen und Herausforderungen für die Darsteller. Leider ist das Gespräch nur fünf Minuten lang. An dieser Stelle wünscht sich der Zuschauer mehr von Cronenbergs Analysen. Dessen Ausführungen
(mo)
Fotos: Ascot Elite Home Entertainment