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Blu-ray-Rezension „Kriegerin“

„Kriegerin“ erzählt die Geschichte der 20-jährigen Marisa, die als Teil einer rechtsradikalen Jugendclique im Osten Deutschlands lebt, irgendwann die Parolen durchschaut und beginnt, sich und ihr Umfeld zu hinterfragen. Das eindrucksvolle Drama ist Gewinner zahlreicher Festivalauszeichnungen und gehört zu den besten deutschen Filmen des Jahres. „Kriegerin“ ist seit Anfang Oktober als DVD, Blu-ray und limitiertes Steelbook im Handel erhältlich.

[ruhr-guide] Marisa (Alina Levshin, „Im Angesicht des Verbrechens“) pöbelt, prügelt undCover " title= rumort gegen alles und jeden. Überall stösst sie an und fällt negativ auf. Die Unruhestifterin gehört zu einer rechtsradikalen Gruppe, irgendwo im ländlichen Ostdeutschland. Perspektivlosigkeit, sozialschwaches Umfeld und marode Familienverhältnisse sind perfekter Nährboden für rechtsextreme Ideologie. Sie stellt sich gegen alles und jeden. Nur in ihrer Gruppe fühlt Marisa sich wohl, findet Anerkennung und scheinbar die richtigen Antworten. Klar, dass alle anderen nur stören.

Klare Feindbilder, beschränkte Denkweise

Farbige, Politiker, Polizisten oder Ausländer sind die ausgemachten Feinde. Schlechte Zeiten für Jamil (Najebullah Ahmadi) und Rasul (Sayed Ahmad). Die beiden Asylbewerber sehen sich schnell mit der fremdenfeindlichen Szene konfrontiert, müssen Hohn und Spot hinnehmen. Marisa ist immer dabei, steht in derGewalt in " title= ersten Reihe wenn es gegen die „störenden Fremden“ geht. Bis Marisa ausrastet, völlig die Kontrolle verliert und über das Ziel hinausstösst. Hitzköpfig wird sie aggressiv, brutal und agiert ohne auch nur im Ansatz an die Konsequenzen zu denken. Erst als die Wut nachlässt, wird Marisa klar, was sie getan hat. Mit der Ernüchterung beginnt das Nachdenken, bald stellt sie für sicher geglaubte Einstellungen, Meinungen und Handlungsweisen in Frage. Das neue Hinterfragen wird von den alten Kumpanen gar nicht gerne gesehen. Schnell eckt sie in der Clique an. Die Annäherung mit einem der Gewaltopfer schafft Verständnis für dessen Situation, gar Mitgefühl. Ganz neue Sichtwiesen keimen in Marisa auf. Während sie das Bisherige in Frage stellt, rutscht Svenja (Jella Haase, „Lollipop Monster“) immer tiefer in den rechtsradikalen Sumpf. Dann kommt es zum Bruch: Eine halsbrecherische Aktion macht aus ehemaligen Kumpanen verfeindete Seiten. Eine Jagt beginnt, die für alle Beteiligten schwerwiegende Folgen hat.

Licht am dunklen Himmel

Mit „Kriegerin“ gelingt dem deutschen Regisseur David Wnendt („Kleine Lichter“) ein großer Wurf. Zwischen lächerlichen Liebesschnulzen und belanglosen Komödien sticht sein erschreckendes Drama aus dem schnöden Einheitsbrei der deutschen Filmlandschaft hervor. Die Story zeigt sich vielseitig und glaubwürdig. Sie beleuchtet viele Facetten des niemals an Aktualität verlierenden Themas. Neben der jederzeit glaubwürdig erscheinenden Hauptfigur, lernt der Zuschauer weitere Charaktere kennen. Jede Figur hat ein Gesicht: Die Asylbewerber, die Einwohner des kleinen Dorfs, die Mitglieder der Neonaziszene. „Kriegerin“ liegt jenseits plakativer Darstellungen und gängigen Standards. Regie und Kamera erscheinen gradlinig und schonungslos, die Figuren – von den Darstellern enorm packend verkörpert – und das kluge, von Klischees befreite Drehbuch überzeugen. Den mahnenden Zeigefinger, der bei Filmen über Neonazi- oder rechtsextremistische Szenen im Allgemeinen droht, befürchtet der Zuschauer grundlos. Der Film scheint wie ein Stück Realität, herausgeschnitten aus dem unwohl schmeckenden Gegenwartskuchen. Die Geschichte könnte überall spielen, die Protagonisten sind Jedermänner und -frauen. Und genau das macht den Film authentisch.

Starke Darstellerleitungen – Levshin sticht heraus

Die schon in Dominik Grafs zu Unrecht kaum beachteten Mini-Serie „Im Angesicht Alina Levshin als Marisa

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