"True Grit", Bildquelle: Paramount Pictures

Blu-ray Rezension: „True Grit“

Obwohl die klassische Ära des Westerns seit einiger Zeit vorbei ist, erblicken alle Jubeljahre neue Produktionen dieses traditionsreichen Genres das Licht der Welt, die das Publikum in die Tage des Wilden Westens zurückholen. James Mangold („Walk the Line“) gelang 2007 mit „Todeszug nach Yuma“ ein beeindruckendes modernes Beispiel. Nicht wenige waren verwundert und gespannt als bekannt wurde, dass auch die Coen-Brüder sich dem Westen zuwenden und eine Neuauflage des John Wayne Klassikers „Der Marshall“ aus den Jahr 1969 angehen würden. Als „True Grit“ die diesjährige Berlinale eröffnete, waren Presse und Festivalpublikum überzeugt. Auch der allgemeine Kinostart im Frühjahr ließ zahlreiche positive Stimmen erklingen. Der Western lebt! Seit 30. Juni ist „True Grit“ auf Blu-ray und DVD im Handel erhältlich.

[ruhr-guide] Die 14-jährige Mattie Ross (Hailee Steinfeld) will den hinterhältigen Mord an ihrem Vater rächen "True Grit", Bildquelle: Paramount Picturesund seinen Mörder Tom Chaney (Josh Brolin) mit Hilfe des heruntergekommenen Marshalls Rooster Cogburn (Jeff Bridges) vor Gericht bringen. Cogburn, Texas Ranger LaBoeuf (Matt Damon) und Mattie beginnen die Suche nach Chaney, der sich einer Bande gefährlicher Verbrecher angeschlossen hat mit denen der Marshall noch eine Rechnung offen hat. Zunächst als zänkische Zweckgemeinschaft losgezogen, nähern sich die drei nach einigen Rangeleien an. Als es zum Aufeinandertreffen mit den schiesswütigen Revolverhelden kommt, muss nicht nur Mattie wahren Schneid beweisen …

Grandiose Neuauflage

Das „True Grit“ derart überschwängliche Reaktionen für sich verbuchen konnte, liegt zum Großteil am grandios aufspielenden Ensemble um Jeff Bridges, der für seine Darbietung des abgewrackten Marshals Rooster Cogburn in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“ für einen Oscar nominiert wurde. Für Bridges die zweite Nominierung infolge, er hat den Goldjungen bereits ein Jahr zuvor für seine Glanzleistung in „Crazy Heart“ gewonnen. Insgesamt kam „True Grit“ auf 10 Nominierungen, unter anderem als „Bester Film“, Ethan und Joe Coen für „Beste Regie“, Drehbuch, Kamera, Kostümdesign und für die erst 14-jährige Schauspiel-Debütantin Hailee Steinfeld in der Kategorie „Beste Nebendarstellerin“. Bereits nach wenigen Filmminuten wird deutlich, dass „True Grit“ diese Lorbeeren mehr als verdient hat. Die Coen-Brüder, die auch das Drehbuch verfassten, liegen mit ihrer Neu-Interpretation des John Wayne Klassikers stets goldrichtig. Bei Presseterminen im Rahmen der Berlinale unterstrichen sie jedoch immer wieder, dass sie sich weniger am Film orientiert hätten, als vielmehr der Romanvorlage von Charles Portis gerecht werden wollten.

Der Western lebt

„True Grit“ hat alles, was ein Western haben muss. Allerdings gibt es in dieser Geschichte keinen aufrechten Helden, wie ihn John Wayne etliche Male dargeboten hat. Auch das Original aus dem Jahr

"True Grit", Bildquelle: Paramount Pictures 1969 überraschte damals mit einem eher düstren Handlungsstrang und der heruntergekommen Hauptfigur des Marshalls. Wayne, der als Paradebesetzung für den Prachtkerl im Sattel bekannt war, glänzte als abgeranzter Rooster Cogburn und erhielt für seine Leistung bezeichnenderweise den einzigen Oscar seiner langen Karriere. „True Grit“ steckt voller Antihelden und geht von einer düsteren Grundstimmung aus: Familienvater Ross ist hinterrücks erschossen worden, nur seine 14-jährige Tochter scheint an der Suche nach dem Mörder Tom Chaney interessiert zu sein. Der wenig engagierte Sheriff verweist sie an die Marshals, seine Zuständigkeit sei erloschen, da Chaney sich einer wilden Verbrecherbande angeschlossen hätte. Wo sonst gestandene Lichtgestalten als Marshall für Recht und Ordnung sorgen, findet Mattie den verkaterten Rooster vor, der schnell mit dem Colt urteilt und an keiner Flasche Whiskey vorbeikommt. Einzig der enormen Beharrlichkeit des Mädchens ist es zu verdanken, dass sich Rooster gemeinsam mit dem schnöseligen Texas Ranger LaBoeuf auf den Weg macht, den Verbrecher zu fangen. Um selber an dem gefährlichen Unterfangen teilnehmen zu können, muss Mattie mehrfach allen Mut zusammen nehmen. Das zähe Mädchen weiss sich bestens in dieser harten Welt zu behaupten, muss sich aber immer wieder beweisen. Und als das Zusammentreffen mit den Verbrechern unvermeidbar wird, trifft auch sie – aller Vorbereitung zu Trotz – die ganze Kraft dieser exzellenten Geschichte.

Coen-Brüder mit den richtigen Gespür

Was die Coen-Brüder aus dem Stoff machen, beeindruckt auf vielfältige Art und Weise. Beginnend bei der Kameraarbeit, die von tollen Landschaftsimpressionen und ähnlich beeindruckenden Aufnahmen geprägt ist, über das Szenenbild bis hin zum Soundtrack. „True Grit“ erscheint von Anfang bis Ende durchkomponiert. Die Coens inszenieren gewohnt sicher, ohne ihren eigentümlich Humor zu überschwänglich einfliessen zu lassen. Der Film steht weitestgehend für sich und lebt von seiner durchdachten Dramaturgie. Absolut getroffen und für die Stimmung unersetzlich sind die gefühlvollen Klänge des Soundtracks: Die sanfte Klaviermelodie rundet den visuellen Eindruck gekonnt ab. Was die Coens dem Publikum präsentieren, ist intensiv, bewegend und aufwühlend. Die Story könnte mitreissender nicht sein, die Bilder wirken ergreifend und der Spannungsaufbau gelingt meisterhaft: „True Grit“ ist schon jetzt ein moderner Klassiker. Endlich auch für zu Hause!

BD im Paket mit DVD und digitaler Kopie für mobile Geräte

Paramount "True Grit", Bildquelle: Paramount PicturesHome Entertainment präsentiert dieses Glanzstück des modernen Westerns als umfangreiches Paket für Heimkinofans: Die Blu-ray beinhaltet den Film gleich in zwei weiteren Formaten: Auf DVD und in Form einer digitalen Kopie, die für die Wiedergabe auf entsprechenden iPods geeignet ist. Erfreulich ist zudem der Preis, für den andere Labels ausschließlich die blaue Scheibe anbieten. Paramount gibt DVD und Videodatei dazu – Daumen hoch für die gute Preispolitik und das stimmende Leistungsangebot. Nimmt man die Specials etwas genauer unter die Lupe, wird ein zünftiges Making of vermisst. Andere Features, die das Drumherum der Produktion thematisieren, sind jedoch vorhanden, so dass der Käufer einige Hintergrundinfos geboten bekommt. „Matties True Grit“ und „Die Besetzung“ rückten die fabelhaften Darsteller in den Vordergrund, allen voran sind der seine Rolle passioniert ausfüllende Bridges sowie die hochtalentierte Hailee Steinfeld herauszuheben. Obwohl bis in die Nebenrollen vorzüglich besetzt, sind gerade ihre Leistungen als i-Tüpfelchen zu betrachten. Auf Mode und Waffen im Wilden Westen beziehen sich die Features „Vom Reifrock bis Hirschleder – die Mode um 1880“ sowie „Colts, Winchesters und Remingtons“, weitere Specials vertiefen die Arbeit der Filmcrew und auch der Trailer fehlt nicht. Auf die Literaturvorlage geht eine Dokumentation näher ein. Auch wenn die einzelnen Clips nicht übermäßig lang ausfallen, bieten sie doch auf unterhaltsame Art und Weise die Möglichkeit, sich näher mit „True Grit“ und dem Drumherum auseinanderzusetzen.

Anspieltipp: Bridges im englischen Original

Obwohl sich nahezu bei jedem Film der Switch zur Originalversion lohnt, bietet „True Grit“ in englischer Sprache eine gänzlich neue Filmerfahrung. Obwohl die deutschen Sprecher ihren Job ordentlich machen, geht nichts über Jeff Bridges im Original. Dieser spielt und spricht schlichtweg umwerfend. Bridges‘ versteht es vortrefflich, den versoffenen Haudegen zu mimen, der sich zu Beginn des Films Mattie gegenüber schroff und ungehobelt gibt, bald jedoch erkennt, was in dem Mädchen steckt. Das schroffe Mundwerk von Debütantin Hailee Steinfeld ist ebenfalls ein Genuss und Matt Damons sprachliche Interpretation des Texas Rangers ist das Hinhören wert. Die BD bietet den englischen Ton im DTS-HD Master 5.1-Format, die deutsche Sprachfassung gibt es wie viele weitere im Dolby-Format 5.1 zu hören. Die DVD bietet alle Sprachfassungen als Dolby Digital 5.1 Spuren. Untertitel gibt es auf englisch, deutsch und englisch für Hörgeschädigte, sowie in weiteren Sprachen. Die digitale Kopie beinhaltet keine Untertitel, jedoch die deutsche und englische Sprachfassung als Stereo-Spur. Das einblenden der Titel kann gerade bei Passagen von Bridges oder Damon recht nützlich sein. Sowohl DVD als auch die Blu-ray erweisen sich demnach als bestens ausgestattet und lassen „True Grit“ in gebührendem Rahmen für das Erlebnis zu Hause aufleben.

Copyright: Paramount Pictures

(mo)

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