DvD - Eine Stadt sucht einen Mörder - Quelle: Universum Film

DVD-Rezension: „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“

Der digitalen Technik sei dank! Mithilfe modernster Restaurierungsmethoden gelingt es immer häufiger, in die Jahre gekommene Filmklassiker aufzumöbeln und im neuen Gewand zu präsentieren: 2010 wurde die restaurierte Fassung von Fritz Langs Stummfilmklassiker „Metropolis“ im Rahmen der Berlinale unter großem Jubel wiederaufgeführt. Aufgrund des enormen Zuspruchs ist diese Version seit dem 12. Mai 2011 bundesweit in ausgewählten Lichtspielhäusern zu sehen. Doch auch Heimkinofans haben nun die Gelegenheit, einen weiteren Klassiker des deutschen Films digital aufpoliert zu erleben: Fritz Langs „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ ist seit 20. Mai als schmucke „80th Anniversary 2-Disc-Edition“ bzw. Als Blu-ray Mediabook im Handel erhältlich. Universum Film lässt die Herzen aller Filmfans höher schlagen, denn nicht nur die vielen Specials machen den Silberling zum Pflichtkauf, sondern auch die bestechende Qualität von Bild und Ton.

[ruhr-guide] Als Fritz Lang 1931 seinen Klassiker „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ produzierte, befand sich der Wechsel vom Stumm- zum Tonfilm im vollem Gange. Mit den neuen technischen Möglichkeiten waren auch neuartige Formen von Bildsprache und Postproduktion möglich, die der 1890 in Wien geborene Regisseur für sein Projekt erfolgreich verwendete. Das Resultat ist als Klassiker in die Filmgeschichte eingegangen und verzückt seit jeher Filmfreunde aufs Neue.

Mordserie versetzt ganz Berlin in Angst und Schrecken

Unsicherheit in den Straßen Berlins. Ein Kindermörder versetzt dieDvD - Eine Stadt sucht einen Mörder - Quelle: Universum Film Großstadt in Angst und Schrecken. Obwohl sich die Polizeibeamten aufreiben, tappen die Ermittler im Dunkeln. Innerhalb der Bevölkerung macht sich große Unsicherheit breit, es kommt zu hysterischen Verleumdungen und zahlreichen Verdächtigungen untereinander, welche die Polizei zusätzlich bewältigen muss. Die Stagnation bringt die Berliner Unterwelt auf den Plan: Da die häufigen Razzien deren Kreise stören, beginnen sie eigenständig zu suchen, indem die Bettler einbezogen werden. Die hektische Hetzjagt setzt den Mörder immer weiter unter Druck …

Wegweisender Klassiker

Aus heutiger Sicht muss vor Fritz Lang und seinem Filmteam der imaginäre Hut gezogen werden. Was „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ dem Zuschauer bietet, ist sowohl narrativ als auch formal eine Besonderheit. Anfang der 1930er Jahre war der Ton im Begriff, den Film zu revolutionieren. Doch nicht nur die Gegebenheit, dass Geräusche und Dialoge plötzlich hörbar waren, nutzt Lang vorbildlich. Auch atmosphärisch ist „M“ äußerst beeindruckend gelungen. Einstellung für Einstellung werden die Bilder zum stimmigen Ganzen. Die Stimmung im von den bestialischen Morden in große Unsicherheit gestürzten Berlin könnte hektischer und hysterischer nicht sein. Die Polizei ratlos, die Unterwelt gereizt, in der Bevölkerung sind Misstrauen und Verleumdung an der Tagesordnung. Lang zeichnet eine Metropole, die zum unterschwellig köchelnden Hexenkessel geworden ist. Damit avanciert „M“ nicht nur zum zeitlosen Klassiker, sondern auch zum Vorbild vieler zukünftiger Filmemacher und stand in den Folgejahren ein ums andere Mal Pate für ähnliche Genrewerke – auch der Film noir, der sich alsbald entwickeln sollte, findet Ansätze in Fritz Langs Meisterwerk.

Das Ergebnis großer Mühen

Die Geschichte um den Film ist fast noch spannender, alsFilmstill - Quelle: Universum Film die Geschichte im Film selber. Nach der Aufführung verschwand die ursprüngliche Kopie, so dass „M“ in seiner originalen Version lange Zeit nicht zu sehen war. Die in aller Herrn Länder aufgeführten Fassungen unterschieden sich zum Teil enorm von Langs intendierter Version. Erst nach vielen Jahren der Recherche und einigen mehr oder minder sinnigen Restaurierungen gelingt der große Wurf: Mit der hier vorliegenden „80th Anniversary 2-Disc-Edition“ -die zum 80. Jahrestag der Uraufführung erscheint – rückt der Film an seine Ursprungsfassung. Diese und viele weitere äußerst interessante Sachverhalte rund um diesen Klassiker arbeiten übrigens die vorzüglichen Specials auf – doch dazu später mehr. Was die hier vorliegende Doppel-DVD von den verschiedensten, in den letzten Jahren auf den Markt gekommenen „M“-Silberlingen unterscheidet, ist die optimierte Bild- und Tonqualität. Erstaunlich, was die digitalen Aufarbeitungsmöglichkeiten zu leisten im Stande sind. Das Bild sieht hervorragend aus: Durch die exzellenten Kontraste gewinnt das Bild an Deutlichkeit, der dazu passende Schärfewert optimiert den Eindruck weiter. Im Audiobereich bietet die DVD gleich zwei unterschiedliche Spuren: Die zur Erhaltung konservierte Spur aus dem Jahr 2001 und die restaurierte 2011er-Fassung (beide Dolby Digital 2.0 Mono). Darüber hinaus sind Untertitel auf deutsch und englisch, sowie eine Spur deutsche für Hörgeschädigte verfügbar.

Umfangreiche Extras als Kaufargument

Die zweite DVD birgt vorbildliche Extra, die insgesamt 251 Minuten Buchcover - Eine Stadt sucht einen Mörder - Quelle: Cross Cult Verlagumfassen: Die britische Dokumentation „The Hunt for M & The Hunt for the Film Elements“ befasst sich während ihrer 96 Minuten Laufzeit mit den realen Hintergründen zu Fritz Langs Serienmörderfilm. Diesem stand der Fall Peter Kürten Pate, der Düsseldorf ähnlich traktierte, wie die Filmfigur des Mörders es mit Berlin vermag. Die Dokus berichten über Serienmörder im Allgemeinen, deren Psyche und nicht zuletzt die Elemente, welche Lang für „M“ adaptierte, wobei auch die Polizeiarbeit beachtet wird. Ebenfalls steht die kuriose Geschichte des Films an sich im Fokus des Bonusmaterials: Der Vergleich verschiedener Fassungen, die in mehreren Ländern und zu verschiedenen Zeiten aufgeführt wurden, ist gleichsam interessant, wie die Nacherzählung des Auffindens verschiedenster Filmelemente und deren neuerlichen Arrangement. Ein Interview mit Fritz Lang, der Audiokommentar, dessen Gehalt weit über Kommentare zum Filminhalt hinaus reicht und weitreichende Hintergründe beinhaltet, sowie ein Special zur 2011er-Restauration begeistern und informieren in gleichem Maße. Trailer, Bildergalerien und PDF-Dokumente (Zensurkarten, Pressematerial, weitere seltene Texte) lassen schließlich keine weiteren Wünsche offen. Diese tollen Bonusfeatures wünscht man sich häufig vergebens, weshalb dieser Silberling für Fans und Filmfreunde empfehlenswert und keinesfalls eine Fehlinvestition ist.

„M“ als graphic novel

Als Begleitlektüre bietet sich die vom Cross Cult-Verlag veröffentliche grapic novel an, die im Hardcover-Einband zum Blickfang in jedem Buchregal avanciert. Das 207 Seiten starke Werk von US-Illustrator Jon J. Muth lebt durch seinen gänzlich eigenen Stil: Auf Basis einer speziellen Mixtur aus Fotografie und Zeichnung geschaffen, wird die Filmhandlung adaptiert. Die Dialoge sind comic-typisch in Sprechblasen zu finden, wobei die einzelnen Bilder durch Verfremdung und Stilisierung zu gefallen wissen. Weitere redaktionelle Teile führen den Leser tiefer ins Metier ein, so dass der Band neben dem Unterhaltungsfaktor auch viele weiterführende Informationen parat hält. Die graphic novel ist eine eindrucksstarke Vertiefung und als willkommene Erweiterung des Filmerlebnis zu sehen.

Copyright:
Universum Film

Cross Cult Verlag

(mo)

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