Küss den Frosch

Küss den Frosch

Uns allen dürfte die Geschichte vom „Froschkönig“ aus den mehr oder weniger lang zurückliegenden Kindertagen noch ein Begriff sein. Die Damen und Herren aus Disneys Animationsabteilung haben sich den Stoff jetzt vorgeknöpft, an ein paar Schräubchen gedreht und damit ihren ersten 2D-Zeichentrickfilm seit 2004 realisiert. In „Küss den Frosch“, dem nunmehr 49. Disney-Animationsfilm, verwandelt sich das süße Mädchen Tiana in einen glipschigen Forsch, nachdem sie Naveen, ebenfalls Frosch, zu einem Kuss überredet hat. Zusammen mit einem musikalischen Krokodil und dem verrückten Glühwürmchen Ray schlägt sich das muntere Amphibien-Gespann durch die gefährlichen Mississippi-Sümpfe von New Orleans und sucht eine Voodoo-Queen, um die Verwandlung rückgängig zu machen …

[ruhr-guide] NachKüss den Frosch ihrem letzten klassisch produziertem Zeichentrickfilm „Die Kühe sind los“ aus dem Jahr 2004 wollten die Disney-Leute eigentlich Bleier und Buntstift für immer in den Schreibtischschubladen verstauben lassen und sich der neuen Technik zuwenden. Ausschließlich Animationsfilme der Marke „Findet Nemo“ oder Toy Story“ sollten in Zusammenarbeit mit den meisterhaften Pixar-Studios entstehen – die Zeiten von „Dornröschen“, „Dumbo“ oder dem „Dschungelbuch“ schienen ein für alle Mal vorbei. Umso erfreulicher ist es, dass ein paar Zeichner die Ohren spitzten und denjenigen Gehör schenkten, die nach den „alten“ Streifen riefen. Schwupps an die Arbeit gemacht, fiel ihnen das Kinderbuch „Esmeralda, Froschprinzessin“ von E. D. Baker in die Hände, dass wiederum auf dem klassischen Brüder Grimm-Märchen „Der Froschkönig“ beruht. Die Story hat vollends eingeschlagen, so dass man Pixar Pixar sein ließ, die ollen Griffel vom Staub befreite und diese verrückte Geschichte adaptierte und mit „Küss den Frosch“ einen neuen, klassisch-handgezeichneten Zeichentrickfilm erschuf.

Zum Glück, denn Küss den Frosch„Küss den Frosch“ begeistert auf ganzer Linie, macht unendlich viel Spaß und liefert den Beweis, dass trotz toller Animationsstreifen der Güteklasse „Wall E“ oder „Ratatouille“ immer noch genügend Potential für den althergebrachten Zeichentrickfilm vorhanden ist. All jene, die mit dem neumodischen Zeugs eh nicht viel anfangen können, dürfen bei „Küss den Frosch“ ohne zu zögern zugreifen. Tolle Zeichnungen, stimmungsvolle Szenarien und das Wiederaufgreifen der althergebrachten Singsang-Einlagen sind die froschigen Markenzeichen. Gerade die Synchronsprecher – allesamt musikalisch durchaus als erfahren zu bezeichnen – liefern einen tollen Job ab: Deutsch-Pop-Stimmchen Cassandra Steen (Tiana) und Swing-König Roger Cicero (Naveen) werden von Marianne Rosenberg und Bill Ramsey, der das durchgedrehte Krokodil Louis spricht und singt, bestens unterstützt.

Arbeitermädchen und vorlauter Frosch

Eingangs erfolgt – ebenso disneytypisch – die kurze Einführung der Protagonistin Tiana. Das junge Mädchen aus dem Arbeitermilieu träumt von einem eigenen Restaurant im New Orleans der 20er Jahre, wofür sie jeden Cent spart. Als ein vorlauter Frosch verspricht, ihr den Laden zu ,wenn sie ihn küssen würde, verwandelt Tiana sich selbst in einen Frosch. Ihr grünes männliches Gegenstück ist nämlich vom bösen Voodoo-King Dr. Facilier verzaubert worden und eigentlich der gutaussehende Prinz Naveen. Die Annahme, die Verwandlung würde mit dem Kuss rückgängig gemacht erweist sich als vollkommen falsch und so stapfen die beiden Frösche nun Seite an Seite durch den Sumpf des Mississippi und suchen,um ihre menschliche Gestalt zurückzubekommen, die Voodoo-Queen Mama Odie. Dabei lernen sie mit Louis, ein trotteliges aber liebenswertes Krokodil und dem irrwitzigen Glühwürmchen Ray für Disneyfilme typische Nebenfiguren kennen. Währenddessen setzt Facilier seine dunklen Pläne in die Tat um und bedroht nicht nur das Leben von Tianas Freundin Charlotte, sondern die gesamte Swing-City New Orleans …

Auch über die DVD lässt sich nur Gutes sagen. Neben besten Bild und Tonwerten (Dolby Digital 5.1 Spuren der deutsche Synchro und dem englischen Original) gefallen besonders die Extras zum Frosch-Streifen. Disney hat sich hierbei richtig Mühe gegeben: Über zusätzlichen Szenen und einem witzigen DVD-Spiel kann sich der Zuschauer genauso freuen, wie über das Musikvideo zum Cassandra Steen Hit „Never knew I needed“ und dem dazugehörigen Making of. Welchen Spass der Film den Synchronsprechern bereitet hat, zeigt das Feature „Hinter den Kulissen der Synchronaufnahmen“. Bill Ramsey, Cassandra Steen und Roger Cicero bringen das Tonstudio-Feeling direkt ins Wohnzimmer. Einiger Wermutstropfen: Dieses Feature ist viel zu kurz geraten. Sehr informativ, aber wohl nur für ältere und sprachlich erfahrene Zuschauer genießbar, ist der englischsprachigen Audiokommentar der Filmemacher. Hier gibt’s die ganze Ladung von Hintergrundinfos bis Insidergeschichten. Gute Untertitelleser können sich mit den einblendbaren deutschen Zeilen über Wasser halten, wenn die Sprecher zu schnell werden. „Küss den Frosch“ ist am 15. April 2010 als Single-DVD, Blu-ray oder im 3er-Komplettpackage aus Blu-ray, DVD und Digitaler Kopie für alle mobilen Player erschienen.

Englischer Wortwitz

Wer des Englischen mächtigKüss den Frosch ist, kann ruhig mal auf die Originalspur umschalten. Der englische Wortwitz und die Originalstimmen sind nicht zu verachten. So können dann auch die beiden oscarnominierten Songs „Almost There“ und „Down in New Orleans“ angehört werden. Neben der zweifachen Nominierung für den besten Song konnte „Küss den Frosch“ eine solche in der Kategorie bester Animationsfilm einheimsen, musste jedoch akzeptieren, dass die Academy den wichtigen Preis an die Disney/Pixar-Produktion „Oben“ vergab. Naja, bleibt ja irgendwie auch im gleichen Haus …

Unterm Strich besteht die DVD jeden Härtetest, da gute Ausstattungsmerkmale und hervorragende technische Werte den Filmspaß noch größer werden lassen. Mit „Küss den Frosch“ ist endlich mal wieder ein typischer Disney-Streifen gelungen, der inhaltlich viel Freude macht und eine gute Story mit Witz. Charme und tollen Nebencharakteren bietet. Zuschauer jeden Alters werden ihren viel Vergnügen mit Tiana und Naveen haben. Hoffentlich setzt Disney seine Tradition fort, denn „Küss den Frosch“ beweist: Zeichentrick lebt!

Fotos + Packshot: Walt Disney Studios

(mo)

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