Lila, Lila Cover Bildquelle: Warner Home Video

Lila Lila

Mit „Lila Lila“ erscheint eine neue Film-Komödie mit den deutschen Schauspielstars Hannah Herzsprung („Der Vorleser“), Daniel Brühl („Die fetten Jahre sind vorbei“) und Henry Hübchen („Whisky mit Wodka“) in den Hauptrollen. Der zurückhaltende David (Brühl) veröffentlicht einen fremden Roman und landet damit den Überraschungserfolg des Jahres. Eigentlich wollte er nur Marie (Herzsprung) imponieren, doch nun läuft alles aus dem Ruder. Als plötzlich Jacky (Hübchen) auf der Matte steht und behauptet, der wirkliche Autor zu sein, beginnt ein rasantes Spielchen um Liebe und Freundschaft, Beruf und Karriere, die neben einigen heiteren Szenen auch Seitenhiebe auf das Verlagswesen austeilt. „Lila Lila“ ist seit dem 27. August im Handel zu finden.

[ruhr-guide] Es gibt wohl kaum einen ungeeigneteren Menschen als David Kern (Daniel Brühl), der im Blitztempo Lila, Lila Cover Bildquelle: Warner Home Videoden Olymp der deutschen Literaturszene erklimmt und neuer Star am Bücher-Himmel wird. Dass der Megaerfolg auf einem Lügenkonstrukt par excellence aufbaut, gleicht dem Bild eines wackeligen Kartenhauses, welches jede Sekunde einstürzen
könnte. Das blendet der schüchterne junge Mann zunächst beständig aus, denn eigentlich wollte er nur der hübschen Literaturstudentin Marie (Hannah Herzsprung) imponieren.

Eines abends findet der zurückhaltende Kellner in der festklemmenden Schublade seiner auf dem Flohmarkt erstandenen, neuen Kommode ein Pamphlet, das sein Leben verändern wird. Darin ist eine berührende Liebesgeschichte aus den 50er Jahren aufgeschrieben. David liest sich fest und kommt von dem Stoff nicht mehr los. Plötzlich die Idee: Er pinnt das Ganze ab und händigt es Marie unter seinem Namen aus. „Ich schreibe nebenbei, nur so für mich“ sagt er mit der Bitte um ihre Meinung. Was danach kommt, hat der Jüngling nie zu Träumen gewagt. Nicht nur das Marie hin und weggerissen ist und ihm zu Füssen liegt, sie ergreift zu allem Überfluss auch noch ungefragt die Initiative und schickt das Manuskript zu einem Verlag. Bald schon flattern die Erfolgsmeldungen ins Haus: Das Buch wird verlegt, Lesungen und Pressetermine folgen. Doch mit dem Erfolg wird das schlechte Gewissen in David immer mächtiger und als schließlich der eigentliche Autor des gefeierten Romans auf der Bildfläche erscheint, scheint das Lügenfass überzulaufen.

Das Kartenhaus – Hochgradig einsturzgefährdet

Jacky (Henry Hübchen) will zu Davids Überraschung den Betrüger keinesfalls bloßstellen. Nein, ein Stück vom Kuchen solls sein. Immer tiefer versinkt David in seinem Lügenspiel, führt nicht nur Marie und Deutschlands Literatur- und Verlagselite an der Nase herum, sondern jongliert darüber hinaus mit Jacky und seinen extravaganten Auftritten. Der will nämlich als Agent für David auftrumpfen, ein Job, für den sich auch die qualifiziertere Verlagsangestellte Kirsten Block („Sternenfänger“) anbietet. Das für den Zuschauer lustige Spielchen nimmt seinen Lauf, für David wirds hingegen immer bitterer. Wunderbar spielt Daniel Brühl seinen Part des zurückhaltenden, scheuen und vor allen wichtigen Entscheidungen flüchtenden David Kern.

Sein Bübchengesicht kommt ihm für diese Rolle wie gerufen. Ebenso gut spielt Hannah Herzsprung, der aufsteigende weibliche Star des deutschen Films, obwohl ihre Rolle nur eine begrenzte Herausforderung ist. Henry Hübchen hat mit dem aufbrausenden Jacky den interessantesten Part ergattert. Ursprünglich als wahrer Autor des Romanerfolgs eingeführt, eröffnen sich viele Hintergründe dieser Figur erst im Laufe des Films. Hübchen spielt herrlich überzogen und legt eine gewisse Ausgeflipptheit an den Tag, die toll zum Charakter des extravaganten Jacky passt. Ähnlich ausgelassen konnte er bereits in Andreas Dresens „Whisky mit Wodka“ überzeugen.

Vorhersehbare Handlung

„Lila Lila“ basiert zunächst auf einem plot, der bereits mehrfach in verschiedenen Ausführungen cineastische Aufbereitung erfahren hat. Das der Film das Rad nicht gerade neu erfindet, ist allerdings nicht sein Problem. Regisseur Alain Gsponer („Rose“) macht seinen Job sogar gut und führt gradlinige durch den Handlungsverlauf, versteht es geschickt und zeitlich versetzt zu erzählen. Die Bilder seiner Kamera sind nah an den Menschen, die Emotionen und Beweggründe seiner Figuren sind jederzeit nachvollziehbar. Die große Schwäche des Ganzen liegt allerdings in seiner Vorhersehbarkeit, ein Fehler, der hätte vermieden werden müssen. Denn wenn man schon eine allseits bekannte Ausgangslage schafft, sollte doch eine gewisse Variation des Handlungsfortlaufs neuen Schwung bringen. Statt sich innovativ auf neue Ideen zu konzentrieren, bleibt die Story im „sicheren Fahrwasser“. Natürlich kollabiert das immer höher werdende und weite Kreise ziehende Lügenbauwerk irgendwann in einen massiven Scherbenhaufen. Das überrascht den Zuschauer einfach nicht mehr.

Mutlos und konventionell, dennoch unterhaltsam

Zum Ende wird „Lila Lila“ kitschig und klischeebeladen. Der Film ist als eingepasster Unterhaltungsfilm durchaus Lila, Lila DVD-Cover Bildquelle: Warner Home Videogelungen, weshalb das Werk vom Format her sehr gut ins Fernsehen passt. Das Kino ist ja immer auf der Suche nach „dem“ außergewöhnlichen Streifen, der mit Konventionen spielt oder anderweitig seine Zuschauer aus der Reserve lockt, eben nicht gewöhnliche Kost bietet. Dazu hat „Lila Lila“ schlichtweg nicht genug Mumm. Die Story bleibt in den festgelegten Bahnen und folgt der bekannten Formel: Aufbau Grundgerüst, Zusammenbruch Grundgerüst und bleibt auch am Ende in diesem Schema haften. Brühl darf im Regen stehen, schmachten und sich dem Lauf der Dinge beugen. Kein Anschein von Gegenwehr. Man möchte David aus dem Kinosessel förmlich entgegen schreien: Komm aus dir raus, beweise Rückgrat und ergebe dich nicht deinem Schicksal als leidenden Jüngling. Ein wenig mehr Mut hätte die Story sicher sehr interessant werden lassen, so ist mit „Lila Lila“ den Beteiligten „nur“ eine unterhaltsame Komödie gelungen, die einen schönen Abend vor dem Fernseher beschert. So etwas muss nicht zwingend als Misserfolg gelten, doch hier wäre einfach mehr drin gewesen.

Auf DVD und Blu-ray…

… kommt „Lila Lila“ mit einem 20-minütigen Making of, das hinter die Kulissen der Produktion führt. TV Spot und Kinotrailer sind standardmäßig dabei, zusätzlich erzählen die Beteiligten in Interviews von ihren Eindrücken zum Film. Das Ansehen lohnt sich hier auf jeden Fall, Hübchens Ausführungen sind beispielsweise wirklich sehenswert. Qualitativ erfüllt die DVD (auf der dieser Text basiert) die Ansprüche in jeder Hinsicht, denn Bild und Ton sind hervorragend. Überzeugende Werte beim Kontrast und der Schärfe werden von der guten Dialogverständlichkeit der Dolby Digital 5.1 Tonspur (deutsch) ergänzt. Deutsche Untertitel für Hörgeschädigte sind ebenfalls ein löblich zu erwähnendes Extra. Alles in allem eine gute digitale Aufarbeitung eines Films, der für Komödienliebhaber keine schlechte Wahl ist, anspruchsvolles Publikum durch seine Vorhersehbarkeit aber nicht gänzlich zufrieden stellen kann.

(mo)

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