Shutter Island
Willkommen auf der Insel: Wie viele Nordsee-Urlauber wird auch Leonardo DiCaprio mit dieser Begrüßungsfloskel bei seiner Ankunft auf "Shutter Island" gebührend empfangen. Mit dem Unterschied, dass im Gegensatz zu Norderney, Juist und Co. auf "Shutter Island" niemand seine Ferien verbringen will und der Hollywood-Recke nicht zum Spass angereist ist, denn die auf dem Eiland gelegene gefängnisartige Psychiatrie hat den rätselhaften Ausbruch einer psychisch kranken und extrem gefährlichen Insassin zu beklagen. Marshall Teddy Daniels (DiCaprio) soll dem Fall nachgehen und bereits kurz nach dem Eintreffen kommen ihm einige Dinge nicht ganz koscher vor...
[ruhr-guide] Mit "Shutter Island" feiert ein hochgradig spannender Hollywood-Thriller seinen Einstand auf dem deutschen Heimkinomarkt,

Premiere auf der Berlinale
Als im Frühjahr verkündet wurde, dass Martin Scorseses neuer Film im Rahmen der diesjährigen Berlinale als Premiere gezeigt würde, war die Vorfreude auf Seiten der Festivalleitung, aber auch bei Fans und Festivalbesuchern groß. Entsprechend gewaltig fiel der Rummel am roten Teppich aus, als der Meisterregisseur und seine Stars zum festlichen Screening anreisten. Natürlich blieb im Premierentheater kein Platz frei und auch alle weiteren Vorstellungen konnten sich nicht über mangelnden Zuspruch beklagen. Gleicher Zuspruch war beim bundesweiten Kinostart zu beobachten – ein Effekt, der nicht auf Deutschland beschränkt bleiben sollte: Der mit einem Budget von ca. $ 80,000,000 realisierte Streifen konnte immerhin an die $ 300,000,000 einspielen und erwirtschaftete damit einen ordentlichen Gewinn. Zählt man die aktuell anlaufende Heimkinoauswertung hinzu, kann sich die resultierende Zahl sicher sehen lassen.
Erfolg gibt recht
Das dieser Erfolg nicht von irgendwoher kommt, offenbart sich jedem Zuschauer bei der Sichtung. Die mitreissende Story
Überzeugende Figuren formen die vielfältige Story
Allen voran überzeugt Leonardo DiCaprio ("Inception") als US-Marshall, dessen Ermittlungen zunehmend aus dem Ruder laufen, je tiefer er in den Fall eindringt. Im weiteren Filmverlauf wird klar, dass auch Daniels mit psychischen Belastungen zu kämpfen hat: Der Veteran hat neben den Nachwirkungen seiner Soldatenzeit im Zweiten Weltkrieg auch den Tod seiner Frau zu verkraften und leidet an starken Migräneschüben. Sein Kopf scheint ihm auf "Shutter Island" keine Ruhe zu lassen, weshalb er immer mehr den Halt unter den Füssen verliert. DiCaprio löst sich mit der überzeugenden Darstellung allmählich vom Image des umjubelten "Titanic" oder "Romeo und Julia"-Teenieschwarms und schafft es vorzüglich, seiner Figur den nötigen Ausdruck zu verleihen. An seiner Seite spielt Mark Ruffalo ähnlich gut, über die Qualitäten von Ben Kingsley und Max von Sydow muss kein Wort mehr verloren werden – ihr Ruf eilt voraus. Michelle Williams als verstorbene Ehefrau DiCaprios wurde leider nur kurze Leinwandpräsenz gegönnt – schade, denn auch sie überzeugt auf ganzer Linie.
Vorzüglich inszeniert – Gekonntes Handwerk
Am Schluss gelingt dem Filmteam ein pompöser Paukenschlag, dessen Ausgang den Zuschauer auch lange nach
Visueller Stil als Reminiszenz an frühere Genre-Klassiker
Der in den 1950er Jahren spielende "Shutter Island" ist rein visuell nah am Film noir und dem Gangsterfilm, zitiert zudem vorzüglich aus Thrillern und Krimis der klassischen Hollywoodära – dunkle, bedrohliche Bilder zeigen die angsteinflössende Insel, die umschlossen von tosenden Wassermassen kaum Fluchtwege bietet. Kamera, Schauspiel und Inszenierung harmonieren nahezu perfekt und bringen diesen dichten Thriller zustande, der fast mit jeder Einstellung an die großen Vorbilder aus der Zeit der Schwarzweissfilme erinnert. Scorsese hat einen formal typischen amerikanischen Thriller geschaffen, die Genre-Stärken klug verbaut und zu einem funktionalen Gesamtkonstrukt montiert, dabei Optik und Erzählung genau aufeinander abgestimmt. Die unsichere Atmosphäre wird zudem durch den tollen Score untermauert, der vor allem zum Filmbeginn das heimische Wohnzimmer mit unheilvollen Töne füllt.
Umsetzung auf DVD und Blu-ray
"Shutter Island" kommt auf Blu-ray und DVD sowie als Special Edition-DVD im Steelbook auf den deutschen Heimkinomarkt
(mo)
Fotos: Concorde Home Entertainment