Soul Kitchen

Soul Kitchen

Am 2. Weihnachtsfeiertag startete mit ‚Soul Kitchen‘ die neue, leichte Multikulti-Komödie von Fatih Akin in den deutschen Kinos. Der deutsch-türkische Regisseur hat für seinen aktuellen Film ein Schauspieler-‚Best of‘ seiner früheren Filmen vor der Kamera vereint. Allen voran begeistern Adam Bousdoukos und Moritz Bleibtreu als ungleiches Bruderpaar, das sich durchs Hamburger Szeneleben schlägt. ‚Soul Kitchen‘ gewann als Publikumsliebling beim diesjährigen Internationalen Filmfestival von Venedig den Spezialpreis der Jury und ist nun in den Kinos des Ruhrgebiets zu sehen.

[ruhr-guide] Kneipenbesitzer Zinos (Adam Bousdoukos)Soul Kitchen hat’s gerade wirklich nicht leicht: Seine Freundin Nadine (Pheline Roggan) zieht der neue Job nach Shanghai, Bruder Illias (Moritz Bleibtreu) kann nur aus dem Knast raus, wenn Zinos ihm einen Job gibt, Spitzenkoch Shayn (Birol Ünel) vertreibt mit seinen extravaganten Gerichten die ohnehin schon geringe Zahl an Gästen und dann kommt Zinos auch noch ein Bandscheibenvorfall in die Quere. Plötzlich will ein zwielichtiger Immobilienhai seinen Laden – das ‚Soul Kitchen‘ – aufkaufen, denn trotz aller Widrigkeiten hat sich dieser zum erfolgreichen Hamburger Szenetreff gemausert.

Ein Heimatfilm der neuen Art

Der Verleih preist ‚Soul Kitchen‘ als ‚Heimatfilm der neuen Art‘ an und liegt damit alles andere als falsch. Der Film zeigt einen Deutsch-Griechen um die 30, der im Hamburger Problemviertel Wilhelmsburg seine schäbige Kneipe am Leben halten will. Wenig Gäste, die Kasse notorisch leer, auf sich allein gestellt und diverse Ämter im Nacken lebt es sich als Kneipenchef nicht gerade rosig. Dazu zieht die Freundin ins ferne Shanghai und der eigene Bruder verlangt nach einem Job um dem Knast dauerhaft fernbleiben zu dürfen. Das da der Körper irgendwann streikt, ist klar: Zinos erleidet einen Bandscheibenvorfall und bewegt sich bald nur noch hinkend durch den Film – ein Arztbesuch ist nicht drin, da die Krankenversicherung nicht bezahlt wurde. Wäre das alles nicht schon schlimm genug, muss sich Zinos auch noch mit seinem alten Schulkollegen Thomas Neumann (Wotan Wilke Möhring) herumärgern, der ganz ‚dick in Immobilien macht‘ und nur allzu gerne das ‚Soul Kitchen‘ kaufen will – und dafür geht er rücksichtslos und mitunter arglistige Wege.

Dies ist das zunächst düstere Setting des Filmbeginns von Szene aus Soul KitchenAkins neuer Komödie ‚Soul Kitchen‘. Adam Bousdoukos spielt den Deutschgriechen Zinos so überzeugend, dass der Zuschauer ihm von der erste Minute an die Daumen drückt, schließlich das ‚Soul Kitchen‘ vor allem und jedem retten zu können. Unter der Last der Ereignisse ist Zinos jedoch bald überfordert und aus dieser verrückten Konstellation ergibt sich so manche amüsante Szene. Gerade wenn Zinos den Gourmetkoch Shayn Weiss einstellt und der die eher gutbürgerlichen Menüs zu einer Gourmet-Speisekarte umwandelt, was ihm die anspruchslose Stammkundschaft mehr übel nimmt als dass sie dankbar ist, ergeben sich viele komödiantische Sequenzen. Dennoch hat das Zusammenarbeiten aller Erfolg. Zinos, Shayn, die Kellnerin Lucia (Anna Bederke) und das Mitwirken von Bruder Illias formen aus dem ‚Soul Kitchen‘ die angesagte Location in Hamburg.

Heitere Komödie mit Tiefgang

Doch ‚Soul Kitchen‘ ist nicht bloss eine heitere Komödie. Fatih Akins Film kann gleichzeitig als ein Querschnitt durch unsere aktuelle Multikulti-Gesellschaft angesehen werden und zeigt das Zusammenleben vieler Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen. Themen, die der Regisseur auch in seinen früheren Werken wie beispielsweise ‚Gegen die Wand‘, ‚Auf der anderen Seite‘ oder ‚Im Juli‘ behandelte, bezieht Akin hier erneut in sein Schaffen mit ein. Der Film ist besonders stark, wenn er das große Miteinander im ‚Soul Kirchen‘ feiert. Alle ziehen engagiert an einem Strick und lassen die Kneipe auf diese Weise aufblühen. Hier kommen die Einkommenstarken und die Genringverdiener zusammen, die Finanzamtangestellte tanzt neben dem Immobilienhai und alle kommen ersteinmal gut miteinander aus. Feiern, Essen und Trinken sind hier der Klebstoff für die sonst so unterschiedlichen Menschen. Diese positive Stimmung überträgt sich rasch auf das Publikum, welches mitleidet, sich auch ärgert, ganz oft lacht und sich schließlich mit einem guten Gefühl aus dem Kino verabschiedet. Akins Film beschert uns einen kleinen Wink, wie das große Miteinander funktionieren kann. Auch bei uns im Ruhrgebiet.

(mo)

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