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Whatever Works

Nachdem sich Woody Allen in den letzten Jahren überwiegend in Europa beschäftigte und mit „Match Point“, „Scoop“ und „Vicky Christina Barcelona“ ein äußerst akzeptables Arbeitsergebnis vorlegte, verschlägt es den „Großstadtneurotiker“ jetzt wieder in seine Geburtsstadt New York City. Dort begleitet Allen den in die Jahre gekommenen Meckerkopp Boris Yellnikoff (Larry David) bei seiner skurrilen Beziehungskiste mit der um viele Jahre jüngeren Melody (Evan Rachel Wood). „Whatever works“ lautet das Motto von Boris, ja des gesamten Films und nicht zuletzt von Woody Allen selbst. Die spleenige Romanze/Lovestory-Mixtur der besonderen Art ist seit dem 24. September auf DVD und Blu-ray erhältlich.

[ruhr-guide] Woody Allen nennt seine Hauptfigur Boris einen garstigen, zynischen Griesgram, womit der legendäre Cover " title=Filmemacher nicht ein Stück weit übertreibt. Aus der Position eines elitären Gebildeten verbringt der frühere Physiker seine alten Tage meckernd, motzend und sich über alle anderen erzürnend in seiner New Yorker Wohnung, von Marotten und Angstzuständen geplagt. Selbstmordversuch und Scheidung hat Boris bereits hinter sich. Mittlerweile lebt er in einer selbstgewählten Einsamkeit, einzig die pseudo-intellektuellen Gespräche mit seinen Kumpels halten ihn von der völligen gesellschaftlichen Isolation ab. Um flüssig zu bleiben gibt der alte Knochen Kindern Unterricht im Schachspiel, doch lange halten seine „Geschäftskontakte“ nicht, denn laut Boris sind die meisten Kids minderbemittelte Kretins … Nichts und niemand ist vor dem vernichtenden Urteil des überheblichen Zynikers sicher. Umso rasanter wird es, als eine junge Frau in sein Lebens tappt und den gewohnten Trott kräftig aufwirbelt.

Das ewige Lied vom alten Mann und der jungen Frau

Das zynische Leben gerät Boris völlig aus dem Ruder, als die junge Melody (Marilyn Manson Freundin Evan Szenenfoto " title=Rachel Wood), um Obdach bittend, vor seiner Tür steht. Auf irgendeine Weise reizt die dümmlich erscheinende, naive aber liebenswerte Frau den älteren Herren. Ist hinter all dem polternden Sprüchen etwa doch ein Herz versteckt? Bald wird, entgegen seiner Lebenserwartungen, geheiratet. Frei nach dem Motto „Whatever works!“. Doch damit geht für Boris das Theater erst richtig los, denn sowohl Mutter als auch Vater des eigentümlichen Mädchens stehen bald auf der Matte und schlittern ohne Halt in Boris‘ neues Leben mit der jungen Frau an seiner Seite.

Whatever Works!

Spätestens als die geschiedenen Eltern kurz nacheinander eintreffen, ist das Chaos perfekt. Der Mutter ist Boris zu alt, sie stellt sich für das Töchterlein einen ganz anderen Lebenspartner vor. Selbst stürzt sie sich jedoch in eine wilde ménage à trois und ihr Mann, der sie zunächst zurück will, entdeckt eine völlig neue Seite an sich. Woody Allen zeigt hier New York als der Ort der großen Freiheit, der zutiefst Verborgenes aufdeckt: Whatever Works! Während sich der, beim Zuschauer für herrliche Unterhaltung sorgende Story-Zirkel immer weiter dreht, definiert sich nicht nur die Beziehung zwischen Boris und Melody neu. Der alte Griesgram entdeckt sein eigenes Motto ebenfalls stetig erneut: Ein weiteres Mal „Whatever Works“!

Larry Davids Paradeleistung

Der Film ist eine herrliche One-Man-Show von Larry David, der seine Figur derart passioniert zum Leben erweckt und mit Szenenfoto " title=Zynismus, Zorn und mit nie nachlassender Energie sich über alles und jeden aufzuregen garniert, ist schlichtweg meisterlich. Allen Zuschauern, die der englischen Sprache mächtig sind sei die Originalspur empfohlen. Obwohl die deutsche Synchronisation durchaus gelungen ist, bringt erst das englische Original den ganzen Wortwitz von Allens Drehbuch richtig rüber. Vor allem das für Woody Allen typische intellektuelle Geschwafel ist bei „Whatever Works“ ein Highlight des nicht immer guten Geschmacks. Ausschließlich Hauptdarsteller Larry David hervorzuheben, wäre jedoch grob fahrlässig. Evan Rachel Wood („The Wrestler“) und Patricia Clarkson („Elegy“) spielen ihre Parts ebenso überzeugend und können ihre Charaktere glaubwürdig abbilden. Story wie Ensemble bilden ein stimmiges Ganzes und machen „Whatever Works“ zu einem lustspiel-ähnlichen Filmvergnügen, das sogar diverse Denkanreize zu geben im Stande ist.

Da Woody Allen im Normalfall ein resistenter Gegner von Bonusmaterial jeglicher Art ist, erfreut die Feststellung, dass bei dieser zumindest ein viertelstündiges Interview mit dem Regie-Meister vorhanden ist. Darin spricht er über die Motive seines Films und die eigene Auffassung einiger in „Whatever Works“ behandelten Themen. Die Blu-ray verfügt zusätzlich über Onlinematerial, dass jedoch bezüglich des Hauptfilms lediglich ein paar Texttafeln und eine Bildergalerie parat hält. Bild- und Tonqualität der Scheibe überzeugen. Sowohl gute Schärfe- und Kontrastverhältnisse lassen diese Bewertung zu, wie auch der jederzeit verständliche Dialogteil der Tonspuren.

(mo)
Bildquelle: Senator Home Entertainment

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