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This is Love

Matthias Glasner kann ohne große Umschweife als Regisseur bezeichnet werden, der sein Publikum fordert. Die Filme des Hamburgers sind anstrengend, sie polarisieren und behandeln oft besonders prekäre Themen auf eine Weise, die von vielen nicht selten als provokant empfunden werden. Mit seinem letzten Film „Der freie Wille“ sorgte Glasner für einen der meistdiskutierten Beiträge zur 2006er Berlinale. Mit „This is Love“, seinem aktuellen Werk, geht Glasner erneut steinige Wege. Ein weiteres Mal haben sich Kritiker und Publikum gleichermaßen empört und angetan gezeigt. „This is Love“ mit Corinna Harfouch, Jens Albinus und Jürgen Vogel in den Hauptrollen, ist jetzt auf DVD und Blu-ray erhältlich.

[ruhr-guide] An dieser Stellen empfehlen wir die verschiedensten Filme um unseren Lesern stets eine breitethis is love (c)arthaus/kinowelt home entertainment Auswahl der aktuellen Neuerscheinungen auf dem Heimkinosektor zu präsentieren. Neben Lars von Triers „Antichrist“ ist mit dem aktuellen Beitrag zu „This is Love“ ein zweiter „unbequemer“ Film hinzugekommen, der nicht für einen unterhaltsamen Abend sorgt, sondern sperrige und schwierige Sachverhalte anspricht. Immer wieder zeigen gerade solche Filme auf, welchen vermittelnden Wert das Kino haben kann. So bietet auch „This is Love“ viele Ansätze zum offenen Diskurs.

Verhängnisvolle Ereignisse

Chris (Jens Albinus) und Holger (Jürgen Vogel) verdienen ihr Geld, indem sie elternlose Kinderprostituierte von asiatischen Zuhälterbanden freikaufen und sie in Deutschland adoptionswilligen Paaren weiterverkaufen, bei denen aus verschiedenen Gründen eine legale Adoption nicht möglich ist. So passiert mit der neunjährigen Jenjira (Lisa Nguyen), die sie in Saigon finden. Als in Deutschland angekommen die „Käufer“ abspringen, können die Männer den Preis von 25.000 € für das Kind nicht aufbringen. Chris, der seine pädophilen Zwänge unterdrücken will, kann sich nicht von Jenjira trennen. Zudem will die Kleine nicht fort – sieht sie doch in ihm die große Liebe, weshalb sie an seiner Seite verharrt. Als die Asiaten ihr Geld nicht bekommen, werden sie handgreiflich. Nachdem auch Nachbarn den Mann und seine „Tochter“ misstrauisch beäugen, fliehen sie in eine abgelegene Hütte, wo es zum Eklat kommt. Als Folge einer extremen Stressreaktion vollzieht Chris einen erfolglosen Selbstmordversuch, wodurch er schließlich in polizeilicher Verwahrung endet. Im Verhör mit den Polizisten Roland (Devid Striesow) und Maggie (Corinna Harfouch) gesteht er die Geschehnisse, verweigert aber jegliche Informationen über Jenjiras Aufenthaltsort.

Zwei kaputte Seelen prallen aufeinander

Maggie hingegen erkennt in den Gesprächen mit Chris in dem verwirrten Mann einen Seelenverwandten,this is love (c)arthaus/kinowelt home entertainment ihr Verhältnis ist bald über jegliche Regeln und Grenzen hinaus. Maggie ist starke Alkoholikern und sieht im Leben keinen Sinn mehr, seit sie vor 16 Jahren vom Ehemann verlassen wurde. Seitdem sind jegliche sozialen Kontakte, auch der zur einzigen Tochter, sang und klanglos versiegt und gescheitert. So prallen mit Chris und Maggie zwei zutiefst desorientierte Menschen aufeinander. Zwischen allen menschlichen Problemen geht es doch immer noch um das Leben des Kindes, dessen Verbleib offen ist. Magie beginnt die Zeit davonzulaufen. Wenn Sie Jenjira retten will, muss Chris zum Reden gebracht werden. Der Film lässt lange offen, ob die Frau im desolaten Zustand zu dieser Höchstleistung in der Lage ist.

Kunstvoll verwebte Handlungsstränge

Der Film beginnt in parallel geschnittenen, verschiedenen Zeitebenen zu erzählen und so die Vorgeschichte der Protagonisten Maggie und Chris zu vermitteln. Auf diese Weise verleiht Glasner seinen Charakteren Tiefe und verdeutlicht deren Handlungsmotive. Anzuzweifeln ist, ob die Charakterisierung des pädophilen Mannes nicht zu positiv ausfällt und durch eine fehlende Distanzierung in gefährliche Grauzonen abdriftet. Darf man so darstellen wie hier geschehen? Auch Maggies Figur ist durchaus diskutabel. An diesen Eckpunkten haben sich sowohl Kritiker als auch das Publikum gerieben und gestossen. Letztendlich erzählt „This is Love“ von Menschen, die den Halt verloren haben und auf ihre ganz individuelle Weise im Positiven wie auch Negativen die eigene Auffassung von Liebe verdeutlichen oder eben das darstellen, was Liebe aus ihnen gemacht hat. Daher wirkt „This is Love“ durchaus packend, aber zu jeder Zeit bleibt der fade Beigeschmack präsent, der einen mit der Frage konfrontiert, ob der Film korrekte Darstellungsweisen an den Tag legt. Inwiefern ist Mitgefühl für die Figuren angebracht? Wie weit darf ein solches Mitgefühl bei Menschen mit einer Vorgeschichte wie der von Chris oder Maggie reichen? Letztere geht ebenso fahrlässig mit Verantwortung um, wie der Mann. Interessante Fragen, die den Zuschauer auch nach dem Film nicht loslassen. Glasner schafft es zu beschäftigen. Provokant und sicherlich gewagt. „This is Love“ bietet viele Ansätze zum Denken, Diskutieren und Reden. Ein schwieriger Film, der einen so schnell nicht wieder los lässt. Ob man ihn nun mag oder nicht.

Umfangreiche Ausstattungsmerkmale

In der Extra-Sektion der diesem Text zugrunde liegenden Blu-ray, findet sich ein 18 minütiges Interview mit dem Regisseur.this is love (c)Arthaus/Kinowelt Home Entertainment Matthias Glasner geht darin dediziert auf die Entstehungsgeschichte seines Films ein. Nur wenig kürzer fällt das Interview mit Hauptdarsteller Jens Albinus aus, der aus den Lars von Trier Produktionen „Idioten“ und „Dancer in the Dark“ bekannt ist. Das Making of hat sage und schreibe eine Laufzeit von zwei Stunden! Wahnsinn. Der Zuschauer hat so die Möglichkeit, authentische Eindrücke vom Dreh zu sammeln und darüber hinaus mitzuerleben, wie die Arbeit der Schauspieler und der Crew vonstatten ging. Darüber hinaus bereichern Deleted Scenes (ebenfalls mit 40 Minuten Laufzeit sehr umfangreich) die Extras. Bei einem Film dieser Tragweite ist es natürlich immer interessant, die Meinung des Regisseurs sowie die der weiteren Beteiligten zu erfahren. Dazu trägt der Audiokommentar von Glasner bei, welcher dieser Disc beigefügt ist. So wird niemand mit dem Film sich selbst überlassen. Der Trailer und eine Fotogalerie runden dieses umfangreiche Material letztendlich ab.

(mo)
Fotos: (c)Arthaus/Kinowelt Home Entertainment

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