Die Ausstellung Diane Arbus - Revelations in Essen zeigte erstmals eine umfangreiche Retrospektive der Kultfotografin

Diane Arbus – Revelations

Mit der Retrospektive Diane Arbus – Revelations gab es vom 17. Juni bis 18. September ein Ausstellungshighlight im Ruhrgebiet. In der Neuen Galerie im Museum Folkwang Essen wurden nicht nur die weltweit bekannten Aufnahmen der großen amerikanischen Fotografin gezeigt. Zahlreiche bisher nicht ausgestellte Bilder sowie persönliche Aufzeichnungen waren ebenfalls zu sehen.

[ruhr-guide] Ein kleiner Junge mit blonden Die Ausstellung Diane Arbus - Revelations in Essen zeigte erstmals eine umfangreiche Retrospektive der KultfotografinHaaren und großen Augen steht in der Mitte eines Weges im New Yorker Central Park. Er trägt ein kurzärmeliges Hemd mit kleinen Wappenmotiven. Ein Träger seiner kurzen schwarzen Hose hängt locker von der Schulter herab. Seine Knie sind vom Spielen beschmutzt. Ebenfalls seine Hände und auch um den Mund sind Spuren von Dreck erkennbar. Sein Spielzeug hält er noch in der Hand: eine Handgranate aus Plastik. Spiel und Ernsthaftigkeit lassen sich in dieser Aufnahme von Diane Arbus kaum unterscheiden, weist doch die verkrampfte Körperhaltung des Jungen und vor allem sein zur Grimasse verzerrtes Gesicht weniger auf eine fröhliche Kindheit hin.

Diane Arbus fand die meisten ihrer Motive in New York City. Hier fotografierte sie vor allem Menschen, die sie in den 50er und 60er Jahren in der Metropole und deren Umgebung traf. Dies waren Menschen auf der Straße, Karnevalisten, Nudisten, Behinderte, Mittelschichtfamilien, Schausteller, Tätowierte, Kleinwüchsige, Transvestiten, Exzentriker bis zu Berühmtheiten wie der Sänger James Brown, der Schauspieler Marcello Mastroianni oder andere New Yorker Celebrities. Von Diane Arbus Bildern geht auch heute noch, trotz der anhaltenden Bilderflut in allen Medien, eine Schockwirkung aus, womit sie zu ihrer Zeit arg der Kritik ausgesetzt war. In ihren Fotografien deckt sie Fremdes in Vertrautem, Vertrautes im Exotischen auf und zwingt den Betrachter die Welt mit anderen Augen zu sehen.

Getroffen wird der Betrachter von den Arbeiten von Diane Arbus in erster Linie durch den direkten Blick des Dargestellten und seiner zumeist unmittelbaren Frontalität zur Kamera. Und so wie der Ausstellungstitel „Enthüllungen“ versprach, konnte der Betrachter bis in die Seele der dargestellten Personen sehen. Schockierend dabei sind beispielsweise die Blicke von Kindern, die wie Erwachsene aussehen, und aus denen keinerlei Funke Leben herausgelesen werden kann. In der Ausstellung in Essen war auch das viel zitierte Bild „Identical Twins“ aus dem Jahr 1967 zu sehen, das u. a. Werbefläche vor dem Museum Folkwang in Essen: Diane Arbus - Revelations war das Ausstellungshighlight in 2005die Zwillingsdarstellung in dem Film „Shining“ ebenso beeinflusste wie die gezeichnete Version der Mädchen in der Serie „The Simpsons“.

Ergänzt wurde die reine Bilderschau im Museum Folkwang durch so genannte Libraries, worin zahlreiche Briefe, Notizbücher, Zeitschriftenveröffentlichungen, Kontaktbögen und ein von der Fotografin benutztes Vergrößerungsgerät ausgestellt waren. Durch diese Installationen wurde die Atmosphäre der Lebens- und Arbeitssituation von Diane Arbus sehr gut eingefangen und eine Art nähere Beziehung zwischen Betrachter und Fotografin möglich. Die Ausstellung war mit seiner umfangreichen Präsentation nicht nur ein Muss für jeden Freund der amerikanischen Nachkriegsfotografie. Mit Diane Arbus – Revelations wurde einmal mehr die Frage nach der gesellschaftlichen Akzeptanz von Randgruppen aufgeworfen, wie sie die Fotografin in ihrem gesamten Werk herausgearbeitet hat.

Diane Arbus – Revelations eröffnete dem Ausstellungsbesucher 34 Jahre nach dem Freitod der Fotografin die Gelegenheit, ihr Werk in seiner ganzen Breite und Tiefe zu erfahren. Viele der weniger bekannten, jedoch oftmals genauso bedeutenden Arbeiten, trugen dazu bei, eine bemerkenswert originelle und schlüssige Vision der Welt offen zu legen.

Diane Arbus – Revelations wurde vom San Francisco Museum of Modern Art konzipiert und dort vor einem Jahr eröffnet. Im Rahmen einer großen Welttournee war das Museum Folkwang Essen die erste Station der Ausstellung in Europa. Möglich gemacht hat die Präsentation mit 180 Werken die Förderung durch die RWE AG, wie schon zuvor Ausstellungen wie „Children of Berlin“ (2000) oder Robert Frank: „Hold Still – Keep Going“ (2001).

Diane Arbus – Revelations

17. Juni – 18. September 2005

Fotografische Sammlung im Museum Folkwang Essen

Goethestr. 41
45128 Essen
0201-88 45 100

(sl)

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