Der Amerikaner Joel Sternfeld ist ein Ausnahmefotograf. Mit seiner ganz eigenen amerikanischen Sichtweise auf das dortige Leben hat er etwas zeitloses und zugleich authentisches geschaffen. Er zeigt Menschen mit typisch verrückten Gegenständen und Klamotten und erweist ihnen zugleich den verdienten humanen Respekt. Joel Sternfeld stellt nun nicht nur das, sondern auch noch viele weitere seiner Fotografien im renommierten Museum Folkwang in Essen aus. Schon vom 16. Juli an und noch bis zum 23. Oktober 2011 sind seine Arbeiten zu bewundern. Und man merkt wie viel Spaß und Freude am Fotografieren darin steckt.
Archiv: 21.09.2011 [ruhr-guide] Eigentlich sollte man Joel Sternfeld grundsätzlich neben seine Werke stellen und ihn einfach erzählen lassen, denn

wenn man den Künstler und Fotografen reden hört, verliert man sich noch viel schneller in seinen Arbeiten als man es eh schon tut. Sie nehmen einen mit in eine scheinbar andere Realität und bringen den Betrachter zum Schmunzeln, sobald man daran denkt, dass jene Fotos keinesfalls gestellt sind. Sie sind einfach nur von der anderen Seite des Planeten. Aus Amerika. Schon seit 1970 ist er auf der Jagd nach den besten und beschreibendsten Fotos des amerikanischen Bürgertums. Angefangen mit der Jugend von damals ist er bei den Kuriositäten der heutigen Lifestylewelt gelandet. Insgesamt 130 Arbeiten werden nun bis zum 23. Oktober 2011 in der ersten europäischen Retrospektive für Joel Sternfeld im Museum Folkwang in Essen präsentiert.
Was ist der wahre Amerikaner?
Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählt die Werkreihe „American Prospects“.
Sein Leitspruch sei schon immer gewesen:

„It's better to travel than to arrive.“ - und genau dies befolgt Joel Sternfeld auch. Er reist durch Amerika wie ein neugieriger Tourist, der den wahren Charakter des typischen Amerikaners finden will. Er reist durch sein Heimatland wie ein Wissbegieriger, der alles erst neu entdecken möchte. Joel Sternfeld will einfach mit Menschen zu tun haben und sie erreichen. Es ist für ihn ganz normal, wenn eine Frau mit ihrem Hasen spazieren geht. Oder ein junger Vater mit seinem Sohn auf den Neubaumauern seines Eigenheimes sitzt wie in den 50er Jahren. Auch kunterbuntbemusterte Kleidung sei typisch amerikanisch. Und trotz all dieser skurrilen Eigenarten, die Joel Sternfeld aufzeigt, erweist er allen Dargestellten dennoch vollkommen Respekt und Privatsphäre. Man schaut den Menschen eben nur „vor den Kopf“ und nicht direkt in sie hinein. Eine spannende Mischung. Es geht ihm um den Menschen und seine Lebensumstände.
Aktuelle Klimakrise im Fokus
Auch seine aktuellen Arbeiten zum Klimawandel „When it changed“, welcher ihn schon seit langer Zeit beschäftige, gilt jetzt schon als

beachtlich. Ganz besonders die Inszenierung im Museum Folkwang macht es hier auch aus, dass man mehr als nur vor eine Glasscheibe mit nettem Hintergrundbild schaut. Die überdimensionalen kargen Naturfotografien wirken auf den Betrachter kalt und beängstigend. Trist und einsam. So, als ob er selbst direkt in jenem Gestrüpp oder jener Landschaft stehe. Ein Eingang in eine Welt, die wir so vielleicht schon bald unsere nennen müssen? Joel Sternfeld will hiermit den Menschen vor Augen führen wie sehr sich unsere Welt verändern kann und es jetzt schon tut. Für ihn selbst seien die Bücher und Kataloge, die zusätzlich zu den Ausstellungen erscheinen, eigentlich das wichtigere. Rund 11 Fotobände sind nun schon zu seinen jeweiligen Serien entstanden. Die Ausstellung selbst gilt für ihn rein als Bonus.
Viel Aufmerksamkeit für dazu erscheinende Bücher
Ist er somit ein Bilderliterat? Der nächste Folkwang-Gast kann sich selbst davon überzeugen und sich durch seine bisher erschienenen

Bücher blättern. „The books speak to each other.“, sagte Joel Sternfeld und erzählte zugleich eine Anekdote, dass er innerhalb von nur drei Wochen ein komplettes Buch auf den Markt gebracht hatte, was eine äußerst kurze Zeitspanne ist. Schon früh hat ihn die Kunst gepackt und beeinflusst. Aber wie könnte es auch anders sein? Bei einem Vater, der Filmplakate herstellte und einer Mutter, die Skulpturen formte. Nur zurecht und zum Glück hat er keinen anderen Weg als den der Kunst eingeschlagen!? Seine Frühwerke seit 1970 und aktuellen Arbeiten kann man nun also noch bis 23. Oktober 2011 im schönsten Museum der Welt Museum Folkwang in Essen begutachten. Zudem kann man natürlich wieder in einem Ausstellungskatalog mit seinen bisher noch unpublizierten frühen Werken erwerben. Wieder einmal einen Besuch wert!
(anna-lisa konrad)
Bildquelle: Museum Folkwang Essen