LWL-Industriemuseum Glashütte Gernheim
Einmal selber zum Glasmacher werden: Im Museum Glashütte Gernheim in Petershagen-Ovenstädt erfahren Interessierte alles rund um das Handwerk des Glasmachers, die unterschiedlichen Glasformen und wofür Glasobjekte im Laufe der Geschichte schon alles genutzt wurden. Hier kann man die neue Ausstellung "Glas und Kunst" besuchen oder sogar auch selber einmal zum Glasmacher werden!

Die Glashütte Gernheim als Fabrikstandort
Gegründet wurde die Glashütte Gernheim von den Kaufleuten Johann Christoph Friedrich Schrader und Cornelius Lampe aus Bremen. Der Fabrikstandort lag direkt am Steilufer der Weser und war damit aus Transportgründen besonders gut gewählt, denn so konnten Materialien oder Endprodukte unkompliziert verschifft werden. Zudem sorgten die durch das Ufer entstehenden Winde für eine konstante Luftzufuhr und damit für optimale Bedingungen für das benötigte Feuer zum Schmelzen des Glases.In den Jahren nach der Werkgründung entstanden dann nach und nach viele der Gebäude und die Glashütte wurde damit schnell zu einem frühindustriellen Fabrikstandort. Die Fabrik bestand damals aus der „Alten Hütte“, dem rund 20 Meter hohen Glashüttenturm, einer Schleiferei, einem Kalkofen, den Arbeiter-Wohnhäusern, einer Korbflechterei, zahlreichen Ställen, dem Fabrikantenwohnhaus, einer Schule, der Verwaltung, einem Packhaus sowie einem Wirtshaus mit Geschäft. Der Glas-Betrieb besaß zunächst zwei, dann drei Schmelzöfen, wobei an jedem der Öfen etwa 40 Glasbläser arbeiteten.
Glasmacher waren „gern daheim“
Die Firmengründer warben damals die Belegschaft überregional an und so kamen viele der ersten Arbeiter aus verschiedenen Teilen des Landes, wie Beispielsweise aus dem Lipper Land, Böhmen und Sachsen oder aus dem Kreis Paderborn. Im Schnitt betrug die Belegschaft knapp 200 Personen. Da die Arbeiter jederzeit abrufbar sein mussten, wohnten sie in der Nähe der Glasfabrik. Dafür wurden extra etwa 30 Wohnungen gebaut, welche – für damalige Verhältnisse – einen recht guten Arbeiter-Wohnstandart boten. Zudem gehörte zu jeder Wohnung auch ein Stall und ein kleines Stück Garten. Damit konnten sich viele der Glasmacherfamilien selbst mit Lebensmitteln versorgen. Demnach geht der Name des Werks Gernheim wohl auch darauf zurück, dass die Glasmacher zwar aus teils weit entfernten Regionen stammten, aber in ihrem neuen Wohnort „gern daheim“ waren.
Produktion und Stillstand in der Glashütte Gernheim
Viele Jahrzehnte lang wurden in der Glashütte Gernheim verschiedenste Glaswaren produziert, wie zum Beispiel Flachglas für Fenster, grünes oder weißes Hohlglas für Wein- und Biergläser, Flaschen oder diverse Kolben. Sogar Kirchenfenster und Dachziegel aus Glas wurden hier gefertigt. Oftmals wurden diese dann in der betriebseigenen Glasschleiferei auch mit Gravuren oder Verzierungen veredelt. Die fertigen Glaswaren gingen vor allem nach Spanien und Portugal, aber auch nach Indien sowie Nord- und Südamerika. Mit ihren drei Schmelzöfen zählte die Glasfabrik sogar damals zu den wichtigsten Produktionsstätten des Landes. 1877 stellte der Betrieb jedoch die Glas-Herstellung ein. Wiederaufnahmen der Glas-Produktion scheiterten, lediglich eine Korbflechterei und eine Strohhülsenfabrik arbeiteten noch weiter als Zulieferfirmen für andere Glashütten.
Glas-Herstellung im Museum hautnah miterleben
Im heutigen LWL-Museum Glashütte Gernheim in Petershagen können Besucherinnen und Besucher den Prozess der früheren Glasproduktion erkunden, die Arbeit eines Glasmachers kennenlernen und den Prozess, wie aus Feuer und Sand Glas wird, bestaunen. So sind viele Gebäude des einstigen Fabrikwerks erhalten geblieben und können besichtigt werden, wie die Korbflechterei, das Fabrikantenwohnhaus oder eine Arbeiterunterkunft. Die Ausstellung in den verschiedenen Gebäuden und Fabrikabteilungen umfasst rund 2000 Exponate und Werke aus Glas. Angefangen beim Einmachglas bis hin zu prachtvollen Pokalen – hier erfährt man auch, wofür Gefäße aus Glas gebraucht und genutzt wurden.
Ein Highlight erwartet Interessierte dann im Glashüttenturm: Hier kann das Handwerk des Glasbläsers in Aktion miterlebt werden, denn die Glasmacher stellen mit Pfeife, Holzform und Schere aus der glühenden Glasmasse verschiedene Glas-Gefäße her. Nebenan – in der Glasschleiferei – werden diese Gläser anschließend auch noch mittels Schliff oder Gravur verschönert. Wer Lust hat, kann sich dann auch einmal selbst als Glasbläser ausprobieren und sein Können unter Beweis stellen!
Sonderausstellung: Glas und Kunst
Das LWL-Museum Glashütte Gernheim zeigt außerdem vom 17.10.2021 bis 13.2.2022 bei der Ausstellung "Glas und Kunst" eine Auswahl einzigartiger Prachtstücke der Sammlung des Museums, die ihnen garantiert den Atem rauben werden! Hier sind beispielsweise Kunstwerke von Kooperationen mit verschiedenen Künstlern oder sogar Werke, die in der Schleiferei des Museums hergestellt wurden, zu sehen. Diese Ausstellung zeigt ihnen wie vielschichtig und wunderschön Glas sein kann!
LWL-Industriemuseum Glashütte Gernheim
Gernheim 1232469 Petershagen
Tel.: 05707 9311-0
E-Mail: glashuette-gernheim@lwl.org
Öffnungszeiten:
Die - So sowie an Feiertagen 10–18 Uhr
Montags geschlossen
Letzter Einlass 17.00 Uhr
Eintrittspreise:
Aufgrund von Baumaßnahmen kann der Glasturm aktuell nicht besichtigt werden, und es findet keine Schauproduktion statt. Deshalb gilt ein reduzierter Eintrittspreis:
Erwachsene: 3,00 Euro
Ermäßigt*: 1,50 Euro
regulär:
Erwachsene: 4 Euro
Ermäßigt: 2 Euro
Kinder, Jugendliche und SchülerInnen: Eintritt frei
Gruppen ab 16 Personen: 3,50 Euro pro Person
Anfahrt:
Pkw:
A2 Richtung Oberhausen Hannover: Abfahrt Porta Westfalica.
Dann B 482 Richtung Porta Westfalica bis Lahde und weiter Richtung Bremen. Anschließend die B 61 Richtung Ovenstädt bis zum Museumsparkplatz in Gernheim.
ÖPNV:
Buslinie 501von Minden/Westfalen ZOB Richtung Petershagen bis Haltestelle "Petershagen Marktplatz".
Von "Petershagen Marktplatz" die Buslinie 530 Richtung Uchte bis zur Haltestelle "Petershagen-Ovenstädt Gernheim".
Fahrrad:
Folgende Radwege führen zur Glashütte Gernheim:
Weser-Radweg
Storchenroute
Radkult(o)ur
Weitere Infos gibt es unter:
www.lwl-glashuette-gernheim.de
(Stand: Dezember 2021, Alle Angaben ohne Gewähr)
Fotos: LWL/Hudemann/Holtappels/Hübbe