Watt besseres gibtet nich als Currywurst - Foto: pixabay / hanseline

Die Currywurst und das Ruhrgebiet – eine symbiotische Beziehung

Der Kulturstreit um die Erfindung der Currywurst zwischen Hamburg und Berlin wird sich wohl so leicht nicht entscheiden lassen, aber für Ruhrgebietler spielt das auch keine Rolle: Sie haben die Currywurst für sich entdeckt und, adaptionsfähig wie sie sind, in ihre Kultur integriert: Pommes-Schranke mit Currywurst sind meist nicht mehr als 10 Gehminuten entfernt zu erwerben.

Watt besseres gibtet nich als Currywurst - Foto: pixabay / hanseline

[ruhr-guide] Stellen Sie sich den Sonnenuntergang über einer ruhrgebietstypischen Industriekulisse vor – nicht unbedingt pittoresk, dafür aber umso mehr Pott. Was könnte bei diesem Ausblick besser schmecken als Pommes Currywurst aufm Plastiktisch mit ebenso plastener gebrechlicher Gabel? Nix, richtig. Aber weshalb ist das eigentlich so?

Geschichtlicher Abwasch

Vermutlich ist die Currywurst eine Erfindung von Herta Heuwer, die ab September 1949 an einem Berliner Imbissstand Wurst mit entsprechender Currysauce verkaufte – für die geschmackliche Abstimmung war wohl Frank Friedrich, ein Wurstfabrikant, der aus dem Erzgebirge nach Berlin gekommen war und dort das noch heute bestehende Unternehmen “Maximilian” aufbaute, verantwortlich. Nach dem Erscheinen des Buches “Die Entdeckung der Currywurst” von Uwe Timm 1993 gab es einen teilweise leicht ausartenden Streit um das Geburtsrecht an der Currywurst zwischen Hamburg und Berlin, denn Timm behauptete, schon 1947 in Hamburg eine Currywurst genossen zu haben. Typischerweise ist uns all das egal: Wir freuen uns einfach, eine gehaltvolle Mahlzeit zwischen die Zähne zu kriegen, für die wir nicht viel latzen müssen.

Curry-Kult im Pott

Auch wenn Herbert Grönemeyer in Göttingen geboren wurde, kann man ihn doch getrost als (Wahl-)Bochumer bezeichnen, nicht zuletzt auch im Hinblick auf sein Lied “Bochum”, das nicht nur bei Fans des dortigen VfL Kultstatus erlangt hat. Als solcher war es nur konsequent, ein Lied über die Currywurst zu singen – zu dem 1982 erschienenen Lied inspiriert wurde er durch regelmäßige Treffen zum Currywurst-Essen mit Diether Krebs und Jürgen Triebel am Bochumer Bratwursthaus im Bermuda3eck. Grönemeyer selbst ist seinen Aussagen zufolge kein großer Fan der Currywurst, hat aber mit dem in passendem Dialekt gesungenen Lied ein Stück Kult aufgegriffen und seinen Teil zu diesem beigetragen. Er fasst den Reiz des Gerichts wunderbar zusammen: „Egal ob nach ner langen Schicht inne Zeche oder Maloche inne Industriehalle, wat Besseres als ne Currywurst gibbet halt nich!“ Und auch nach einem langen Tag in der Stadt, in der mal wieder einiges zu erledigen war, kann man sich gut ne Pommes Currywurst mitnehmen.
Inzwischen sind natürlich viele Zechen und Fabriken stillgelegt, aber auch heute kommt bei Currywurst im Landschaftspark rußig-rustikale Ruhrgebietsromantik auf – besonders, wenn wir dabei einen unverstellten Blick auf Denkmäler der Industriekultur genießen können.

Dat Gericht für jeden

Seit inzwischen über 40 Jahren steht gegenüber dem Bergbau-Museum in Bochum der Bergbau Grill – so simpel der Name, so lecker die Wurst. Von hier aus haben Sie eine ebensolche Kulisse wie die obig besungene, also, falls Sie dort sind, nicht nur auf den Teller gucken! Auch die Umgebung zu bewundern schmeckt“ Ganz in der Nähe von Bochum und von der hier ansässigen Metzgerei Dönninghaus beliefert, können Sie in Wanne-Eickel “Die Currywurst” finden. Der Schnellimbiss wird seinem Namen mehr als gerecht, schließlich gibt es hier (nach eigenen Angaben) die schärfste Currywurst der Welt. In der Sauce, einer Spezialität des Hauses, werden frische Habaneros und Capsaicin-Kristalle verarbeitet. Viel mehr Schärfeempfinden ist mit bisher bekannten Stoffen nicht zu erreichen! In Waltrop treffen sich die von Grönemeyer besungenen Gründe für Currywurst-Genuss, bzw. sie lagern einander harmonisch gegenüber: Auf der einen Seite der Fußgängerzone Curry-Heini, mit einer urigen wie geräumigen Imbissbude und einer Pommes Currywurst wie aus dem Ruhrpott-Bilderbuch, auf der anderen Seite das Sterne-Restaurant Stromberg. Klingt abgehoben? Ist es nicht! Die Preise hier sind höher als bei Curry-Heini und die Karte zu guten Teilen eine andere, aber auch hier ist das Essen dank der edlen Zutaten und hervorragenden Zubereitung den Preis wert, insbesondere natürlich die mit 9 € deutlich über dem Schnitt liegende Currywurst, die auch in etwas edlerem Ambiente gut schmeckt und deren Genuss Sie hier eingeladen sind zu zelebrieren. Egal ob Sie nach einem längeren Einkauf in der Stadt Schmacht haben oder abends chic essen gehen wollen, Currywurst ist im Ruhrgebiet was für jeden!

Foto: pixabay / hansiline

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