Gespannt schauen die Schulkinder auf die Darbietungen der vier afrikanischen Tänzer

Constantin Musik Theater holt Afrika nach Bochum

Das Constantin Musik Theater macht mit dem Langzeitprojekt „Out of Nigeria“ afrikanische Kultur in Deutschland bekannt. Das Theater veranstaltete zusammen mit afrikanischen Schauspielern Workshops in fünf Bochumer Schulen. Diese wurden von Bochum-Agenda 21 und vom Kulturamt Bochum finanziell unterstützt.

Bochum, im Januar 2006. Trommelschlag, Masken, Stammesriten: Unter dem Motto „Schwarz/weiss sind nicht die Farben dieser Welt“Gespannt schauen die Schulkinder auf die Darbietungen der vier afrikanischen Tänzer begegneten sich Kinder aus fünf Bochumer Schulen und eine Schauspielgruppe aus Nigeria. Organisiert wurden diese interkulturellen Momente vom „Constantin Musik Theater“. Das Projekt förderte Bochum-Agenda 21 und das Kulturamt Bochum. Die Schirmherrschaft übernahm Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz.

Die Frage nach dem Schleier
Freitag, 14 Uhr, Kirchschule, Bochum-Langendreer. Aufgeregte Grundschulkinder schauen gebannt auf die Mitte des Raumes. Dort führen zwei Westafrikanerinnen in weißen, langen Gewändern Tänze vor – zusammen mit zwei Tänzern in braun und grau gestreiften afrikanischen Anzügen. „Warum ist dein Gesicht bedeckt?“, fragt ein Mädchen aus der ersten Reihe. Ein Tänzer lüftet das Tuch vor seinen Augen und erklärt: „Ich stelle keinen Menschen, sondern einen Gott dar. Niemand soll mein menschliches Gesicht sehen.“ Die Leiterin des „Constantin Musik Theater“ Silvia Stutzmann ist begeistert, wie viel Interesse die Kinder zeigen: „Die Frage nach dem verdeckten Gesicht kommt in jeder Schule.“

Die Kids hält es kaum auf ihren Sitzen
Die ersten Grundschüler springen auf und wollen mitmachen. Geduldig erklären die afrikanischen Tänzer Schrittfolge und Zweck des Tanzes. Prince Churchill Olaye aus Benin, Ehemann von Silvia Stutzmann, übersetzt für die Kids: „In Nigeria ist es immer sehr früh dunkel, die Tänze werden dann bei Mondlicht für das ganze Dorf vorgetragen.“ „Boah“, raunt es aus der letzten Reihe.

Afrikanisch-deutsche Theaterconnection
Das „Constantin Musik Theater“ gibt es seit 1994. Mit fester künstlerischer Leitung und wechselnder Ensemblestärke sieht es sich als Startrampe für junge, aufstrebende Schauspieler und Sänger. Zum zweiten Mal arbeitete das Theater nun mit Silvia Stutzmann und Prince Churchill Olaye sind sehr zufrieden mit dem Erfolg ihres Projektes.afrikanischen Schauspielern zusammen. Die Idee dazu hatte Silvia Stutzmann im Jahr 2003. Sie besuchte damals auf Einladung von Prince Olaye Benin City, eine Landeshauptstadt in Nigeria. „Neben religiösen Riten und dem lebhaften sozialen Leben dort lernte ich die erste private Schule für Entertainment in Afrika kennen“, erinnert sich die Leiterin des Bochumer Theaters. Das Besondere an der afrikanischen Schauspielschule: Neben „modernen“ Schauspielunterricht lernen die Schüler traditionelle afrikanische Kunstformen. „Diese sollen sich dann mit neuen Kunstformen ergänzen“, erklärt Silvia Stutzmann. Das „Constantin Musik Theater“ vereinbarte eine permanente Zusammenarbeit mit der afrikanischen Schauspielschule, um diese Form der Kultur auch in Deutschland bekannt zu machen. Titel des Langzeitprojektes: „Out of Nigeria“.

Agenda 21 identifiziert sich mit dem Theaterprojekt
Finanziell unterstützt wird das Projekt von der Bochum-Agenda 21. „Das Constantin Musik Theater stellt den Eine-Welt-Aspekt auf eine breite Basis“, erklärt Dr. Jürgen Löwer von Agenda 21. Durch „Out of Nigeria“ würden traditionelle Kulturen in Deutschland bekannt gemacht. „Damit können wir uns als Agenda identifizieren.“ Im letzten Jahr führte das Bochumer Theater zusammen mit Schauspielern aus Nigeria das Shakespeare-Stück „Der Sturm“ in einer auf den schwarzen Kontinent zugeschnittenen Version auf.

Stolz vermitteln auf die eigenen Wurzeln
„Man könnte es kulturelle Entwicklungshilfe nennen, was wir machen“, sagt Silvia Stutzmann. Sie bedauert, dass viele Afrikaner kein Interesse an ihrer eigenen Kultur hätten. „Junge Afrikaner lassen sich von amerikanischen Werten leiten, die sie aus dem Fernsehen beziehen.“ Die Schauspiellehrerin hat ein Ziel: „Wir möchten mit dem Projekt in Deutschland lebenden Afrikanern eine Möglichkeit geben, ihre kulturellen Wurzeln und Verbindungen zu pflegen und Stolz auf ihre Identität als Afrikaner zu entwickeln“.

Das Projekt macht sich einen Namen
Die Workshops in den Schulen verfehlen ihre Wirkung nicht: „Die Mutter einer Schülerin erzählte mir, dass ihre Tochter sofort den Atlas hervor holte und Afrika suchen wollte“, erzählt Schuldirektorin Dorothe Harms. „Das finde ich ganz toll.“ Fünf Schulen besuchte die deutsch-afrikanische Gruppe insgesamt. Silvia Stutzmann zieht im Nachhinein eine positive Bilanz: „Wir haben von allen sehr positive Rückmeldungen bekommen. Einige haben bereits um weitere Termine für 2006 angefragt.“ Auch über die Grenzen Bochums hinaus machte sich das Kulturprojekt einen Namen. Die ersten Anfragen aus Dortmund, Essen und Mülheim warten auf Silvia Stutzmanns Antwort.

Mehr Infos:
www.constantin-theater.de
www.bochum.de/agenda21

Daniel vom Bruch
Fotos: Christoph Kniel/press image

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