Thomas Bocian: Hotel Eden – Hinter der Fassade

Thomas Bocian: Hotel Eden – Hinter der Fassade

Fotokünstler Thomas Bocian betritt mit seiner Ausstellung einen berühmten Bochumer Schandfleck! Jahrelanger Leerstand und Verfall haben das ehemalige Prestigeobjekt zu einem Streitpunkt zwischen Stadt und Investoren gemacht. Thomas Bocian hat sich für seine Ausstellung „Hotel Eden – Hinter der Fassade“ in das abbruchreife Gebäude gewagt und hier nach Spuren ehemaliger Bewohner gesucht. Seine eindrücklichen Fotografien können vom 7. Februar bis 7. Juni 2013 im Landgericht Bochum betrachtet werden.

[ruhr-guide] Das Hotel Eden an der Rottstr. 1 in der Bochumer Innenstadt ist wohl beinahe Thomas Bocian: Hotel Eden – Hinter der Fassadejedem Bochumer ein Begriff. Als Schandfleck verschrien wäre es wohl den meisten am liebsten, das baufällige Gebäude würde möglichst schnell abgerissen. Jedoch sind der Stadt aufgrund der Besitzverhältnisse in diesem Punkt seit Jahren die Hände gebunden, weshalb das Gebäude nunmehr seit über anderthalb Jahrzehnten leer steht und der Dinge harrt, die kommen mögen. Warum begibt sich ein junger Fotograf gerade in solch ein Gebäude, was gibt es hier schon zu sehen außer Schutt und Schimmel? Fragt man Thomas Bocian, so wird man die Antwort bekommen: „So einiges!“ In den einzelnen Räumen des Hotel Eden finden sich immer wieder interessante Hinterlassenschaften ehemaliger Bewohner, die Rückschlüsse ziehen lassen auf das Leben und Treiben „Hinter der Fassade“ mit den Bildern zweier lebensgroßer Portiers.

Bewegte Geschichte des Hotel Eden

Im Jahr seiner Erbauung – 1956 – konnte noch niemand ahnen, was aus der einstigen Vorzeigeherberge in Bochum in Zukunft werden sollte. Zunächst erlebte das Hotel seine „goldene Zeit“ und viele Prominente gastierten inRaumansicht von oben mit Detail dem Gebäude mit dem paradiesisch anmutenden Namen. Doch ab den frühen 80er Jahren kam es aufgrund von häufigen Besitzerwechseln zu Problemen für den Hotelbetrieb. Hinzu kam eine Auflage der Stadt Bochum, auch Asylbewerber zu beherbergen, was den Ruf des Eden nachhaltig schädigte. Nicht mehr lange und das Hotel wurde zum Stundenhotel für das nahegelegene Rotlichtviertel. Von da an ging es steil bergab für die Gästeunterkunft, die in den 90er Jahren noch einmal von der Stadt für Asylanten angemietet worden war und danach leer stand. Zahlreiche Obdachlose, Party- und Krawallbegeisterte oder schlichtweg Wagemutige haben sich seitdem wiederholt Zugang zu dem Gebäude des ehemaligen Hotel Eden verschafft und hier Spuren ihrer Aufenthalte hinterlassen.

Im Jahr 2001 gab es noch einmal aufsehenerregende Aktion im ehemaligen Hotel, die von Design-Studenten der Dortmunder Fachhochschule initiiert worden war. Multimediale Installationen wurden in 14, zum Teil von den Studenten, renovierten Räumen gezeigt. Dieses Projekt „Irritationen in Eden“ wurde jedoch aus Sicherheitsgründen bald von der Stadtverwaltung gestoppt und seitdem ist es endgültig still im Eden geworden.

Thomas Bocian entdeckt das Hotel neu

Der Bochumer Thomas Bocian, geboren in den frühen 80er Jahren, ist bereits seit einigen Jahren als freier Fotograf im Bereich Event und Werbung tätig, studiert Fotodesign an der Hotel Eden in BochumFH Dortmund und arbeitet auch selbst als Dozent an verschiedenen Universitäten und Volkshochschulen im Ruhrgebiet. Zudem betätigt er sich auch als Fotokünstler und hat schon einige Ausstellungen präsentiert. Zum Hotel Eden hat Bocian schon mehrfach ausgestellt, besonders zu nennen ist dabei seine Ausstellung in drei Bochumer Galerien zugleich in der Mitte des Jahres 2011. Neben der Fotoausstellung war eine Kunstinstallation zu sehen und die Geschichte des Hotels wurde zudem intensiv aufgearbeitet.

Mit seinen Fotografien für „Hotel Eden – Hinter der Fassade“ bildet der Künstler scheinbar zufällig entstandene Stillleben in den Räumen des Hotels ab und schafft es, ganz besondere Stimmungen einzufangen. Fragen nach den legitimen und illegalen Bewohnern tun sich automatisch auf: Wer lebte hier und warum? Was sagen die Überbleibsel wie Zeitschriften, Müll und Möbel über das Leben im Hotel aus? Hier zeigt sich ganz deutlich, dass Fotografie eben nicht nur mit Technik zu tun hat, sondern auch gezielt sozialen Fragestellungen nachgeht.
Doch auch technische Finessen kommen bei „Hotel Eden – Hinter der Fassade“ gewiss nicht zu kurz. So fragt sich der Laie, wie die Bilder aus der Vogelperspektive zustande gekommen sind, die den Hauptteil von Thomas Bocians Fotografien zum Thema bilden. Diese Aufnahmen sind jeweils mit einer Detailaufnahme eines Raumes kombiniert, wodurch neue Eindrücke entstehen.
Neben diesen speziellen Bildern ergänzen weitere Bilder Bocians die Ausstellung, die atmosphärische Eindrücke vom Hotel transportieren. Hinzu kommt eine Zusammenstellung von Zeitungsartikeln aus den Jahren 1956 bis 2011, die die Geschichte des Hotels aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Zusammengenommen entsteht eine regelrechte Momentaufnahme des Eden, in das der Besucher im Landgericht Bochum noch einmal eintreten kann.

Vernissage am 7. Februar 2013

Seit dem 7. Februar bis einschließlich zum 7. Juni 2013 kann sich der Interessierte zumImpression vom Hotel Eden vorerst letzten Mal die Bilder zum Hotel Eden von Thomas Bocians anschauen. Die Ausstellung „Hotel Eden – Hinter der Fassade“ im Bochumer Landgericht wurde am 7. Februar mit einer feierlichen Vernissage eröffnet.
Einen Tag nach der Vernissage wird zudem ein Buch des Künstlers online einzusehen sein, dass weitere Fotos aus Archiven und Privatbesitz zum Hotel Eden zeigt. Auch ist das original Gästebuch hier abgedruckt.

Wenn Sie immer schon mal einen Blick ins Hotel Eden in Bochum werfen wollten, nutzen Sie doch die Gelegenheit und schauen Sie bei „Hotel Eden – Hinter der Fassade“ vorbei – beeindruckende Aufnahmen erwarten Sie!

Thomas Bocian: Hotel Eden – Hinter der Fassade

7. Februar bis 7. Juni 2013

Landgericht Bochum
Viktoriastrasse 14
44787 Bochum

Öffnungszeiten:
Mo – Fr, 7.30 Uhr – 15.30 Uhr
(Öffnungszeiten des Landgerichts)

Eintritt frei!

Vernissage:
7. Febraur 2013, 18 Uhr

Weitere Infos: www.thomas-bocian.de

Fotos: Thomas Bocian

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