Hoesch-Museum, Foto: Peter Kocbec

Die Dortmunder Nordstadt

„Brennpunkt“, „ohne Perspektive“ oder „Anlaufstelle für Drogen und Alkohol“ – die Dortmunder Nordstadt muss sich tagtäglich allerlei Vorurteilen stellen. Doch ist das Viertel wirklich so trostlos und problematisch, wie das Image es aussagt? Wir klären über die schönen Seiten des „Szeneviertel im Ruhrgebiet“ auf.

Hoesch-Museum, Foto: Peter Kocbec
[ruhr-guide] Zwischen Hipster-Cafés und Drogendeals – in der Dortmunder Nordstadt treffen die verschiedensten Menschengruppen aufeinander. Das Viertel besteht aus einem bunten Mix an Menschen: verschiedenste Persönlichkeiten, Ziele und Berufsgruppen begegnen sich hier. Die Quartiere Hafen, Nordmarkt und Borsigplatz bieten vielfältige Möglichkeiten zum Flanieren, Einkaufen oder Zusammentreffen mit anderen Menschen. Außerdem werden hier reichlich Projekte realisiert, die zu Stabilisierung, Aufwertung und sozialen Unterstützung des Viertels beitragen.

Wenig Arbeitsplätze durch Ende der Montanindustrie

Die Dortmunder Nordstadt ist mit ca. 60.000 Einwohner ein Viertel mit einer sehr hohen Bevölkerungsdichte und gilt als multikulturell. Nach dem Wiederaufbau siedelten sich dort viele südeuropäische Gastarbeiter an: die Zeche „Kaiserstuhl“, die Hoesch AG, die Dortmund-Hörder Hütten-Union, die Dortmunder Actien Brauerei und die Hansa-Brauerei boten viele Arbeitsmöglichkeiten und waren direkt in der Nordstadt verwurzelt. Außerdem lockten die günstigen Mieten die Einwanderer an. Durch den Niedergang der Montanindustrie und weitere Krisen der 60er Jahre wurden die Arbeitsplätze jedoch immer weniger: von 1964 bis 1979 verringerte sich die Anzahl der Arbeitsplätze in der Dortmunder Nordstadt um 32 %. Seitdem werden viele soziale Projekte sowie Fördermaßnahmen durchgeführt, um die sozialen Probleme zu bekämpfen. Bis heute hat das Viertel jedoch mit einer hohen Rate an Arbeitslosigkeit und sozialen Problemen zu kämpfen. Durch die EU-Erweiterung 2004 zogen weiterhin Zuwanderer auch aus Osteuropa in die Nordstadt, welche durch – oft schlechte – mediale Berichterstattung inzwischen ein abwertendes Image bekommen hat.

Freizeit in der Dortmunder Nordstadt, Foto: Dortmund-Agentur / Roland Goreck

Eine bunte Mischung

Hier treffen die verschiedensten Menschen aufeinander: in der Dortmunder Nordstadt finden Sie einen bunten Mix an Gruppen unterschiedlicher Ethnien oder Berufe. Gastronomie, Theater, Kinos und weitere kreative Unternehmen sind hier vertreten. Durch diese Ansammlung wird das Viertel gelegentlich als Szeneviertel im Ruhrgebiet bezeichnet, wodurch außerdem die Mietpreise steigen. Die Gentrifizierung gibt vielen Teilen der ansässigen Bevölkerung der Dortmunder Nordstadt, welche nun zum Großteil von Studenten und Künstlern als Arbeitsstandort gewählt wird, einen Grund zur Sorge, da diese die Verdrängung aus ihrer Heimat befürchtet.

In der Dortmunder Nordstadt treffen zahlreiche Künstler, Initiativen und Vereine aufeinander. In einem Jugendforum bekommen Jugendliche außerdem die Möglichkeit, sich sozial und politisch einzubringen. 2018 bestand fast 22 % der Bevölkerung im Stadtbezirk Innenstadt-Nord aus Jugendlichen unter 18 Jahren, was eine verhältnismäßig große Menge ausmacht. Auch der Anteil an Migranten und Arbeitslosen ist in der Dortmunder Nordstadt relativ hoch: 2018 hatten 19,3 % der Einwohner keinen Arbeitsplatz und der Migrantenanteil berief sich auf ca. 54 %.

Einweihung DKH Außengelände, Foto: Dortmund-Agentur / Roland Gorecki

Partys auf dem Schrottplatz

In der Dortmunder Nordstadt treffen nicht nur viele Menschen, sondern auch verschiedenste Locations aufeinander. Von Kneipen, über Kulturorte bis zu Veranstaltungsstätte ist hier alles vertreten. Eine der wohl ältesten Szenenkneipen in Dortmund ist das subrosa. In der urig-gemütlichen Hafenbar in der Gneisenaustraße wird Ihnen deftige Küche angeboten. Außerdem finden dort regelmäßige Live-Veranstaltungen, wie Poetry-Slams oder Musikabende statt.
Auch im „JunkYard“ kommt so richtig Stimmung auf: die auf einem ehemaligen Schrottplatz stehende Eventlocation bietet alles, was das Veranstaltungs-Herz verlangt. Konzerte, Festivals, Partys und sogar Lesungen stehen hier auf dem Programm.
Eine weitere Eventlocation ist das Depot Dortmund in der Immermannstraße. Der Kulturort verspricht Angebote für Kulturliebhaber, Partygänger sowie verschiedenste Workshops. Lassen Sie sich im Theater oder im Kino des DEPOTS fesseln oder besichtigen Sie faszinierende Ausstellungen in der Galerie. Regelmäßig werden hier auch Konzerte, Workshops oder Vorträge angeboten und die im DEPOT stattfindenden Märkte, wie der Nachtflohmarkt oder der Design-Gipfel, sind immer einen Besuch wert!

Das Depot Zentrum in der Nordstadt; Foto: Anneke Wardenbach / Stadt Dortmund

Der Borsigplatz als Wiege des BVB

Einer der wohl beliebtesten Ort in der Dortmunder Nordstadt ist der Borsigplatz. Sechs Straßen führen auf den Rundplatz zu, der im Nordosten der Innenstadt liegt. Seine Bekanntheit hat der Platz vor allem durch seine Nähe zur ehemaligen Westfalenhütte und natürlich durch den Fußballverein Borussia Dortmund (BVB), denn dieser wurde in direkter Nähe zum Borsigplatz im Restaurant Wildschütz gegründet. Somit gilt der Borsigplatz als Geburtsstätte des BVB.

Eine Vielzahl an Projekten

In der Dortmunder Nordstadt werden verschiedenste Projekte realisiert, um das Viertel aufzuwerten. Der städtische Antrag „Integriertes Handlungskonzept Dortmund Nordstadt“ konnte von Mai 2011 bis September 2015 abgeschlossen werden. Es wurden Gebäude renoviert und erneuert. Außerdem wurden Einzelprojekte, wie die Hilfe beim Übergang von Schule zu Beruf oder auch Schülerhilfen umgesetzt. Das Café Berta und der Treffpunkt Nordmarkt waren auch Teile des Projektes.
Seit 2015 wird das Projekt mit neuen Ideen zu Image, der lokalen Ökonomie und zur sozialen und ethnischen Integration in der Dortmunder Nordstadt fortgeführt.

Und auch für die Bewohner der Nordstadt sind viele Projekte ins Leben gerufen worden: seit 2016 finden beispielsweise Hofmärkte statt und auch Feste und Aktivitäten für Kinder kommen nicht zu kurz: es werden – oft unter einem Motto stehende – Kinder- und Familienfeste angeboten, bei denen viele ehrenamtliche Akteure mitwirken können. Auch das Projekt „Do it yourself Nordstadt – Deine Nordstadt zum Selbermachen“ bietet Möglichkeiten, das Quartier mit geringen finanziellen Mitteln und ohne professionelle Hilfe zu beleben und das soziale Miteinander zu fördern. Gemeinschaftliches Gärtnern, Nachbarschaftspicknicks oder auch der Austausch von Büchern stehen hier auf dem Programm.
Für Interessierte werden außerdem sogenannte Quartiersgespräche vorgestellt, bei welchen ein offenes Gesprächsangebot mit Ansprechpartnern wie beispielsweise der Polizei oder der EDG und ein themenbezogener Rundgang in der Dortmunder Nordstadt angeboten werden.

Museumspädagokik im Naturmuseum; Foto: Dortmund-Agentur / Roland Gorecki

Der Afterschool Bunker

Eines der vielen Angebote für Kinder und Jugendliche ist der Afterschool Bunker der Dortmunder Nordstadt. Hier können Schülerinnen und Schüler nach der Schule Freunde treffen und an verschiedenen Aktivitäten teilnehmen. Ob ein gemütlicher Nachmittag im Garten rund um den Bunker, eine Runde kickern, zocken oder basteln im Jugendtreff oder ein Ausflug ins Kino oder in den Moviepark – hier können Kinder und Jugendliche den Stress von Schule und Alltag vergessen und einfach mal loslassen und Spaß haben! Außerdem bietet der Afterschool Bunker Hausaufgaben- und Lernhilfen an, bei denen auch die älteren Schüler die jüngeren unterstützen. Und das alles kostenlos! 2021 hat das dreiköpfige Team des Afterschool Bunkers mit dem Projekt sogar den TalentAward Ruhr 2021 gewonnen.

Mitmachen, Mitgestalten, gemeinsam Gutes tun – Aktiv und Innovativ für eine nachhaltige Nordstadt

Auch 2021 fand wieder der Ideenwettbewerb „Mitmachen, Mitgestalten, gemeinsam Gutes tun – Aktiv und Innovativ für eine nachhaltige Nordstadt“ statt. Über 30 Bewerber haben unter dem Motto „Nordstadt natürlich!“ ihre Projekte vorgestellt. Die Ideen dienen dazu, das Umweltbewusstsein in der Nordstadt weiterhin zu fördern und sich als Gemeinschaft mehr mit Themen wie dem Umweltschutz zu beschäftigen. Die Jury stimmte darin überein, dass alle Projekte eine Würdigung in Form einer finanziellen Unterstützung erhalten. Als Voraussetzung für eine Platzierung 1. – 3. gilt, dass ein Projekt mindestens ein halbes Jahr Bestand hatte. „Jüngere“ Projekte und solche, die es nicht unter die ersten drei geschafft haben, wurden mit einem
Anerkennungspreis zur Weiterarbeit ermutigt. Preise wurden in den zwei Kategorien „Privatpersonen“ und „Institutionen“ vergeben.

Den ersten Preis in der Kategorie “Institutionen“ gewinnt der „Kinder und Jugendtreff Keck“ für das Projekt “Mein Garten im Keck – Ein Garten für Kinder“. Den zweiten Platz hat das Gartenprojekt der Nordmarkt Grundschule in Kooperation mit dem Offenen Zentrum Gemeinschaftsgarten für sich entschieden. Den dritten Platz teilen sich das Helmholz Gymnasium mit dem Projekt „Gesunde, grüne Schule am HGDO“ und WERTstatt mit dem Projekt „Nimm Platz“, einem Upcyclingprojekt zur Sperrmüll Aufbereitung.

Cornelia Cooke, mit dem Projekt „Natur pur“ für die Baumscheibenpflege an der Bornstraße und Susanne Lilienfeld und Barbara Koch mit dem Projekt „7000 Schmetterlinge“, einem urbanen Waldgarten an der Landwehrstraße/Ecke Kesselstraße und der „Clean Up Blücherpark“, einer wöchentlichen Müllsammelaktion im Blücherpark, die von Pia Constantin ins Leben gerufen wurde teilen sich den ersten Platz der Kategorie „Privatpersonen“. Platz zwei belegen das Projekt „Sauber! Hafen“ von Dieter Schmitt und Projekt der Initiative „Freilichtgarten Bleichmärsch“.
Neben den Preisgeldern und einer Urkunde bekommen alle Bewerber und Bewerberinnen ein handgemachtes „Nordstadt Herz“.

Wir haben eine Liste mit einigen sozialen Akteuren und Organisationen in der Dortmunder Nordstadt für Sie zusammengestellt:

Afterschool-Bunker

Kontakt:
Valentina Dimovska Tel: 0231 982332-26
oder Elvedina Šabić, Tel: 0231 982332-11

Blücherstraße 27 │44147 Dortmund
AWO Migrationsdienste │2. Etage

Kinderstuben

Insgesamt gibt es vier Kinderstuben in der Dortmunder Nordstadt. In jeder Kinderstube können bis zu neun Kinder zwischen 1 und 4 Jahren, deren Muttersprache nicht deutsch ist, von 8 bis 14 Uhr betreut werden. Je drei Tagesmütter arbeiten mit den Kindern zusammen und fördern diese mit individuell abgestimmten Förderprogrammen. Der Schwerpunkt hierbei liegt auf der Sprachförderung des Kindes. Ab 14 Uhr können die Eltern die Kinderstuben besuchen und mit den Kindern und Tagesmüttern an weiteren Aktivitäten teilnehmen oder sich über pädagogische Themen informieren und austauschen.

Die Standorte:
FABIDO im Schüchtermann-Carree´ J.E.Schmitt GbR – Kinderlachen-Kinderstube
Bornstr. 138, Telefon 4763822
Frau Antje Plekat, Frau Selda Cicek, Frau Corinna Kaiser

FABIDO bei der LEG – Kinderlachen – Kinderstube
Bornstr. 79, Telefon 4762030
Frau Mahnaz Nikpour, Frau Jasmine Büntemeyer, Frau Natalie Hüllhoff

FABIDO bei der DOGEWO 21 – Kinderlachen-Kinderstube
Heiligegartenstr. 25c, Telefon 4763984
Frau Sara Nase, Frau Femke Wiethaup

FABIDO im Schleswiger Viertel – Kinderlachen-Kinderstube
Missundestr. 2, Telefon 47601222
Frau Anja Wiesemann, Frau Isabella di Nauta, Frau Delphina Dwommoh

Dortmunder Mitternachtsmission e.V.

Die Dortmunder Mitternachtsmission e.V. bietet eine Beratungsstelle für Prostituierte, ehemalige Prostituierte, Kinder und Jugendliche in der Prostitution und Opfer von Menschenhandel. Es wird versucht, den Klientinnen zu helfen, ein Leben in Sicherheit und ohne Angst zu führen. Der Schwerpunkt des gemeinnützigen Vereins liegt in der aufsuchenden Sozialarbeit.

Dortmunder Mitternachtsmission e.V.
Dudenstraße 2-4
44137 Dortmund
Tel.: 0231/14 44 91
Fax.: 0231/14 58 87
E-Mail: mitternachtsmission@gmx.de
Web: www.standort-dortmund.de/mitternachtsmission

Spendenkonto:
Stadtsparkasse Dortmund
Kto-Nr.: 151 003 168
BLZ: 440 501 99
SEPA: DE41440501990151003168
Swift-Bic.: DORTDE33XXX

Dortmunder Tafel e.V.

Jede Woche werden über 60 000 kg Lebensmittel von der Dortmunder Tafel gerettet. Hier können Menschen mit einem Tafel-Ausweis für zur Zeit 3 Euro einmal in der Woche einkaufen.

Dortmunder Tafel e.V.
Osterlandwehr 31-35
44145 Dortmund
Tel 0231 477 324 0 (Mo-Fr von 8 – 16 Uhr)
Fax 0231 477 324 32
info@dortmunder-tafel.de

www.dortmunder-tafel.de

Café BERTA

Das Café BETA bietet Ansätze, die Problematik der alkoholabhängigen Personen rund um den Nordmarkt einzugrenzen. Betroffenen Menschen wird Hilfe sowie Unterstützung angeboten.

Café BERTA
European Homecare GmbH
Heroldstraße 22
44145 Dortmund
Tel.: 0231 84796623
E-Mail: thanscheidt@eu-homecare.com

Netzwerk INFamilie

In diesem Netzwerk haben sich die verschiedensten sozialen Akteure zur Unterstützung von Kindern und Familien im Brunnenstraßen- und Hannibalviertel zusammengeschlossen. Es wird versucht, den Kindern bestmögliche Chancen in Schule und Beruf zu geben und es finden viele gemeinsame Aktivitäten statt.

Familien-Projekt Dortmund – Netzwerk INFamilie
Märkische Str. 24-26
44141 Dortmund
Tel.: 0231 50-29896
E-Mail: infamilie@dortmund.de

Stern im Norden

Das Familienzentrum Stern im Norden stellt zahlreiche Aktivitäten für Kinder, Jugendliche und Eltern bereit. Bühnenprogramme, Hausaufgabenhilfen, ein kostenloses warmes Mittagessen und Spielangebote stehen hier auf dem Programm.

Stern im Norden
Hirtenstraße 2
44145 Dortmund
Ansprechpartner: Susanne Keulertz
Tel.: 0231-860239160
Mail.: s.keulertz@sternimnorden.de
Web: www.sternimnorden.de

Öffnungszeiten:
Kindertreff:
Montag – Donnerstag 14:30 – 17:30 Uhr
Freitag 14:30 – 17:00 Uhr

Teentreff:
Montag, Dienstag, Donnerstag
17:00 – 19:30 Uhr

Fußballgruppe für Teenager:
Freitag 15:00 – 17:00 Uhr

„Spielen im Stern“:
Montag, Dienstag, Donnerstag
14:30 – 17:30 Uhr

Müttercafé:
Mittwoch 9:30 – 12:00 Uhr

Fotos:
1: Peter Kocbec
2,3,5: Dortmund-Agentur / Roland Gorecki
4: Anneke Wardenbach / Stadt Dortmund

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