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29. Duisburger Akzente

Musik, Bildende Kunst, Literatur, Theater, Ausstellungen – das traditionsreiche Kulturfestival spürt unter dem Titel „WORAN GLAUBEN?“ vom 28. April bis zum 21. Mai in rund 150 Veranstaltungen zugleich der neu erwachenden Suche nach Lebenssinn und Orientierung nach: von multimedialen Performances bis Zivilcourage, vom Landschaftspark bis zur Kreuzeskirche!

[ruhr-guide] „Jeder Stadt sein Kulturfestival“, könnte der Ruhrgebietskritiker sagen. Doch die Duisburger Akzente haben diese Bezeichnung mehr als verdient, beschäftigen sie 29. Duisburger Akzente: Szene aus Michael Thalheimers Inszenierungen des " title class="wp-image-17206 sat-img-correction lazy"/>sich doch stets mit gesellschaftlich dinglichen Themen und scheuen sich nicht davor heiße Eisen anzufassen. So ziert das diesjährige Plakat auch eine Art Heilige Kuh vor einem knalligen Hintergrund und wie beim Metzger in die schmackhaften Regionen eingeteilt. Und so fragen die 29. Duisburger Akzente nach der Glaubwürdigkeit von Werten, Weltanschauungen, Religionen und philosophischen Schulen.</p><p>Eröffnet wurde das Festival am 28. April von Ulrich Wickert, dem Chefmoderator der „Tagesthemen“ und Buchautor. Zu den Höhepunkten des Festivals zählen neben Gastspielen des Deutschen Theaters Berlin und des Theaters Basel ein Konzert der Multimedia-Künstlerin Laurie Anderson sowie die Ausstellung „Designing Truth“ in der Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum und neun speziell für die Duisburger City entwickelte Kunstprojekte für den öffentlichen Raum unter dem Titel „PubliCity – Constructing the Truth“.</p><p><b>Die öffentliche Stadt</b><br>
Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Duisburg war von Anfang an ein großer Bestandteil der Akzente. Wird Wahrheit heute als Teil der Öffentlichkeit und der öffentlichen Meinung ebenso verhandelbar wie Wirklichkeit? Neun international renommierte Künstler und Künstlergruppen entwickeln Werke im und mit dem öffentlichen Raum der Stadt. Der Begriff „Publicity“ steht für <img
decoding=async width=240 height=240 src="data:image/svg+xml,%3Csvg%20xmlns=eine gezielt hergestellte, für eine inszenierte Öffentlichkeit. Erst durch Publicity wird eine Nachricht zu einer Nachricht, erst durch Publicity wird eine Person zu einer Person der öffentlichen Wahrnehmung. Eine effektive Publicity kreiert ein überzeugendes (Vorstellungs-)Bild in der Öffentlichkeit, das sich durch höchstmögliche Glaubwürdigkeit auszeichnet und sich dennoch (oder gerade deshalb) oft recht weit von dem wahren Ereignis oder der wirklichen Person entfernt.

Eine der im Zuge der aktuellen politischen Entwicklung sicher brisantesten Arbeiten ist der „Tausch der Tabus“ von Jochen Gerz, spektakulär und geheimnisvoll zugleich ist das „Küchenmonument“ der jungen Künstlergruppe Raumlabor aus Berlin und Veldhues & Schumacher entwerfen für „PubliCity“ die Großbildprojektion „Die Weltpresse“, in der sie Bilder aus der internationalen Tagespresse in ein monumentales Format überführen.

Die Frankfurter Verlobung
Auch bei den diesjährigen Akzenten gibt es wieder ein attraktives Hörspielprogramm. Zum Auftakt der mit dem Westdeutschen Rundfunk (WDR) veranstalteten Reihe „HÖRspiel öffentlich – Radio in der Bibliothek“ wird am Donnerstag, 4. Mai, um 20 Uhr im LiteraturBistro der Zentralbibliothek das Hörspiel „Die Frankfurter Verlobung – Eine Untertreibungskomödie“ von Matthias Beltz vorgestellt und gemeinschaftlich angehört. Anschließend diskutieren die nach Duisburg mit angereisten WDR-Akteure mit dem Publikum, moderiert von Olaf Reifegerste. Der Eintritt ist frei.

Theatertreffen
Mit insgesamt neun Produktionen nimmt 29. Duisburger Akzente: Mira Dancingdas traditionsreiche Theatertreffen wieder einen breiten Raum im Rahmen der Akzente ein. Michael Thalheimers Inszenierungen für das Deutsche Theater Berlin von „Faust I“ am 29. April und von „Faust II“ am 1. Mai eröffnen die seltene Möglichkeit, den kompletten „Faust“ mit nur einem Tag Unterbrechung zu erleben. Faust ist der Prototyp des modernen Menschen, ein Wahrheitssuchender und zugleich ein Zweifelnder und Verzweifelter. Regisseur Michael Thalheimer rückt Goethes Sprache in den Vordergrund, komprimiert sie und macht dadurch glasklar.

Die dritte Inszenierung des Deutschen Theaters Berlin verspricht am 10. und 11. Mai ebenso großartige Schauspielkunst: Edward Albees „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ in einer Inszenierung von Jürgen Gosch – und das nicht nur wegen großen Leistung von Corinna Harfouch und Ulrich Matthes.

Mit Sebastian Nüblings Inszenierung „Virus“ gastiert das Theater Basel am 18. und 20. Mai beim Akzente-Theatertreffen. Das Stück nimmt seinen Ausgangspunkt bei den „Bakchen“ und liest den 2500 Jahre alten Text auf der Folie der modernen Virologie neu.

Beiträge der Literatur
Die Vorträge und Lesungen von Eugen Drewermann „Hat der Glaube Hoffnung“ am 3. Mai und von Franz Alt „Eine bessere Welt ist möglich“ am 16. Mai bilden die Eckpunkte des Literaturprogramms. Dazwischen spannt sich ein Bogen verschiedener Präsentationsformen von Literatur, die von der klassischen Lesung über die öffentliche Vorführung und Diskussion von Hörspielen bis hin zu szenische Lesungen und Rezitationen geht. Christian Brückner, der bekannteste Synchronsprecher und Rezitator im deutschsprachigen Raum, spricht am 11. Mai zum 50. Todesjahr von Gottfried Benn Lyrik aus verschiedenen Werkphasen des Dichters. Erich Loest, der große Chronist der deutschen Geschichte des 21. Jahrhunderts, liest am 12, Mai aus seinem Roman „Sommergewitter“, der die Zeit vor und nach dem 17. Juni 1953 spiegelt.

29. Duisburger Akzente

28. April – 21. Mai 2006

Das ganze Programm finden Sie unter www.duisburger-akzente.de.

(sl)

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