Die Mannschaft der Sportfreunde Katernberg
in der Saison 1947/48 auf ihrem Ascheplatz.

Sportfreunde Katernberg: Erfolge auf Asche

Sportfreunde Katernberg: der typische Zechenverein, die Überraschungsmannschaft der ersten Oberliga-West-Saison und Heimatklub von Helmut Rahn. Doch nach schnellem Aufstieg folgte der tiefe Fall.

[wmp] Die Blütezeit Die Mannschaft der Sportfreunde Katernberg
in der Saison 1947/48 auf ihrem Ascheplatz.der im März 1913 gegründeten Sportfreunde Katernberg war kurz, aber bemerkenswert. Der Verein aus dem Essener Stadtteil Katernberg verkörpert den typischen Bergbauklub. Der Sportplatz am Lindenbruch entstand durch Unterstützung der – heute als Weltkulturerbe bekannten – Zeche Zollverein. Das Stadion liegt mitten im Stadtteil. „Wohnen, leben, arbeiten, Sport treiben – das war alles eins“, sagt der Sporthistoriker und Autor Ralf Piorr. Im Kader der Sportfreunde stehen dementsprechend fast ausschließlich Bergleute.

Überraschungsteam der ersten Oberliga-West-Saison

Ähnlich wie die Zechenvereine SV Sodingen und Spielvereinigung Erkenschwick erleben auch die Katernberger nach Ende des Zweiten Weltkriegs einen Aufschwung. 1947 sichern sich die Sportfreunde die Ruhrbezirksmeisterschaft. Das ist die Eintrittskarte für die neu geschaffene Oberliga West, die damals höchste deutsche Spielklasse. Und in der ersten Saison dieser Oberliga West – 1947/48 – sollten die Außenseiter aus Katernberg zur großen Überraschungsmannschaft werden. Die Zechenelf aus dem Essener Norden errang die Halbzeitmeisterschaft. Vor allem auf dem heimischen Ascheplatz – die Rasenplatz-Vorschrift trat erst zu Beginn der Saison 1948/49 in Kraft – spielten die Sportfreunde ihre Gegner aus, unterstützt von einem fanatischen Publikum. Bis zum vorletzten Spieltag lagen sie in der Tabelle vorn. Erst kurz vor Saisonende fing Borussia Dortmund die Katernberger ab und wurde erster Meister der Oberliga West.

Freier Fall

In der folgenden Spielzeit konnten die Sportfreunde Katernberg nicht an die Leistungen aus der Vorsaison anknüpfen und stiegen in die Zweite Liga ab, obwohl die Oberliga West von 13 auf 16 Vereine aufgestockt wurde. Zwar gelang dem Zechenklub sofort wieder der Sprung in die höchste Spielklasse, doch nach dem erneuten Abstieg 1953 begann der freie Fall.

„Helmut-Rahn-Zaun“

Die Leistungsträger konnten nicht mehr gehalten werden. Der „Boss“ Helmut Rahn, späterer Siegtorschütze beim WM-Endspiel 1954 gegen Ungarn, war bereits ein Jahr zuvor zum Lokalrivalen Rot-Weiss Essen gewechselt. Für seine Ablösesumme errichtete der Verein einen Zaun entlang des Sportplatzes am Lindenbruch. Dort führte ein Bahngleis entlang, auf dem während der Spiele Züge stehen blieben, damit die Menschen die Partien verfolgen konnten, ohne Eintritt zu zahlen. Durch den „Helmut-Rahn-Zaun“ war das nicht mehr möglich. Heute spielen die Sportfreunde Katernberg in der Bezirksliga, der siebthöchsten Spielklasse.

(Jens Witte, WM-Portal Dortmund)

Fotos Der Pott ist rundaus „Der Pott ist rund“. Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Ralf Piorr. Lesen Sie zu diesem herausragenden Buch auch unsere Rezension zu Band 1 und Band 2.

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Klartext-Verlag, jeweils 29,95 Euro,
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