Deutsche Verkehrsausstellung München 1953 von Dieter von Andrian

The Empty Cross, konkret/abstrakt und Plakate für die Sammlung

Gleich drei neue Ausstellungen ziehen in den Hirschland-Saal des Essener Museum Folkwang ein. Seit dem 12. November und bis zum 22. Januar 2012 sind „The Empty Cross. Expression und Religion in Werken einer Schweizer Privatsammlung“, „konkret/abstrakt. Fotografische Erwerbungen gefördert von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung“ und „Plakate für die Sammlung. Schenkungen an das Deutsche Plakat Museum“ am Rande Rüttenscheidts zu sehen. Drei völlig unterschiedliche Ausstellungen und Kunstgenres zum Preis von einem. Und eins haben sie doch alle gemeinsam: sie sind wahre Geschenke an das Museum und sein Besucher.

[ruhr-guide] Das Museum Folkwang in Essen ist wohl eines der aktivsten im ganzen Umkreis. Mindestens alle zwei Monate wird eine Deutsche Verkehrsausstellung München 1953 von Dieter von Andrianneue Ausstellung begrüßt und attraktiv in den sonst kahlen weißen Galerieräumen präsentiert. So auch wieder im November 2011 geschehen. Mit „The Empty Cross. Expression und Religion in Werken einer Schweizer Privatsammlung“, „konkret/abstrakt. Fotografische Erwerbungen gefördert von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung“ und „Plakate für die Sammlung. Schenkungen an das Deutsche Plakat Museum“ halten gleich drei Ausstellungen Einzug in das Essener Museumsdomizil. Sie alle sind Schenkungen an das Museum selbst oder das Deutsche Plakat Museum, welches ebenfalls seinen Hauptsitz im Museum Folkwang hat.

Plakate für die Sammlung.

Warum verschenkt ein Sammler seine wertvollen Schätzchen? Eine Frage, die nicht allzu einfach zu beantworten ist. Mal kommt eine Erbschaft einer Museumssammlung zu Gute, mal auch eine Archivauflösung. Andererseits gibt es natürlich auch die privaten Sammler, die sich um ihren kostbaren Bestand sorgen und diesen gerne für die Zukunft in guten Händen wissen wollen. Und wer etwas verschenkt, erwartet im Gegenzug keine Bezahlung, sondern eher eine Wertschätzung, die auch sie jenen Plakaten, Druckgrafiken, Gemälden oder Fotografien entgegen gebracht haben. Somit ist das Museum Folkwang ein durchaus perfekter Ort für all diese kleinen Schätze.

Das Deutsche Plakat Museum kann durch all jene Institutionen und Privatpersonen einen Sammlungsumfang von rund 12.500 Plakaten Blowing in the Mind Mister Tambourine Man, 1967 von Martin Ritchie Sharpaus den Jahren von 1910 bis heute bezeugen. Eine beachtliche Anzahl. Nun wurden 60 Plakatraritäten aus der Sammlung auserwählt und noch bis zum 22. Januar 2012 im Hirschland-Saal gezeigt. Von kunterbunt bis schwarz-weiß, von sehr Typographie-lastig bis hin zu abstrakten Formen wird ein Querschnitt sowohl durchs Ruhrgebiet – und besonders Essen – als auch durch die Jahrzehnte von 1910 angefangen geschlagen. Es gibt Messeplakate, Werbegrafiken und Konzertankündigungen in Übergröße. Wirklich bemerkenswert interessant, was in den verschiedensten Privatsammlungen schlummerte. Anekdoten zu Faltkanten, die von einer Schmuggelaktion des Plakates zeugen, machen die Präsentation wohl noch interessanter.

konkret/abstrakt.

Ganz anders hingegen ist die Auswahl der Sammlung für Ausstellung „konkret/abstrakt. Fotografische Erwerbungen gefördert von Alfried Bergmannskinder, um 1930 von August Sander © Die Photogrphische Sammlung / SK Stiftung Kultur – August Sander Archiv, Köln; VG Bild-Kunst, Bonn 2011Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung“ im nebenanliegenden Ausstellungsraum. Dort beherrschen die Fotografien von August Sander, László Moholy-Nagy, Pierre Cordier oder auch Albert Renger-Patzsch die weißen Wände. Es sind alles schwarz-weiß Fotografien. Das ist aber fast auch alles, was sie verbindet. So denkt man zunächst auf den ersten Blick, doch schaut man hinter die Ideen der Fotografen und Künstler, so lässt sich doch eine Gemeinsamkeit herausstellen, wie auch Kurator Fabian Knierim erläutert: sie alle arbeiten mit dem abgebildeten Gegenstand selbst. Natürlich auf völlig unterschiedliche Art.

August Sander zum Beispiel portraitierte realistisch und naturgetreu seine Zeitepoche und Mitmenschen. Kategorien und ganze 46 Mappen Maske einer Tänzerin, 1952 von Otto Steinert © Nachlass Otto Steinert, Museum Folkwang, Essenüber diverse Berufsfelder sind hierbei entstanden. Das Museum Folkwang besitzt den einzigen Reprint aller 46 Mappen Sanders! Otto Steinert aber beschäftigt sich recht experimentell mit der Geschichte des Portraits. Auch László Moholy-Nagy lässt seine chemisch entstandenen Fotogramme eine ganz eigene Bildsprache sprechen. Wer Albert Renger-Patzschs Fotografien kennt, weiß, dass auch diese zwar wissenschaftlich angelegt sind, aber dennoch durch ihre klare, sachliche Aufnahmeart naturalistisch wirken. Jeder Künstler hinterfragte die Grundbestandteile der Fotografie auf eine andere Weise und so findet man also auch hier einen kleinen Querschlag durch die verschiedenen Fotografiemittel und das fotografische Zeitgeschehen. Für Fotokenner eine wahrlich spannende Geschichte.

The Empty Cross.

Zum Schluss gelangt man in die letzten Ausstellungsräume mit dem Titel „The Empty Cross. Expression und Religion in Werken einer SchweizerKristus, 1918 von Karl Schmidt-Rottluff © VG Bild-Kunst, Bonn 2011 Privatsammlung“. Hierbei steht der Bezug von Ausdrucksfähigkeit und Religion im Fokus. Wenn man es genau betrachtet, ein recht spannendes Verhältnis. Besonders Emil Nolde, Josef Felix Müller und Karl Schmidt-Rottluff werden an den Wänden des Museum Folkwang präsentiert und auch erläutert! Denn natürlich kann man nicht voraussetzen, dass jeder Museumsbesucher auch eine hervorragende religiöse Grundbildung besitzt. Kleine Erklärungen unter den Bildern helfen dem Gast sich in den Werken Noldes oder Schmidt-Rottluffs zurecht zu finden und zu einer interessanten These zwischen religiösen Wahrheiten und Mythen der Künstler zu gelangen.

Bei dieser Ausstellung fällt die Mal- oder Drucktechnik keineswegs ins Gewicht. Es wird viel mehr Wert auf den Ausdruck jener Werke gelegt. The Empty Cross, 1939 von Louis SoutterGeschenkt wurden Teile dieser Sammlung von einem Schweizer Ehepaar und das Museum Folkwang, besonders die Grafische Sammlung und Kurator Tobias Burg, schätzen sich glücklich sie erhalten zu haben. Der Künstler Luois Soutter und sein Fingergemälde „The Empty Cross“ ist das Aushänge der Ausstellung. Dieses Bild und auch alle weiteren stehen besonders für die Zweideutigkeit, die manche Werke aufweisen. Soll das Jesus sein? Ist das der Judaskuss? Hängt da überhaupt jemand am Kreuz? Oder was soll dieser Glorienschein bedeuten? Fragen, die man nur selbst beantworten kann und auf die es keine richtige oder falsche Antwort zu geben scheint, oder etwa doch?

Unser Tipp: Einen kleinen Ausflug ins Museum Folkwang machen und sich einfach von allen drei Ausstellungen beeindrucken, überzeugen oder einfach auf sich wirken lassen.

Museum Folkwang

12. November und bis zum 22. Januar 2012
– The Empty Cross. Expression und Religion in Werken einer Schweizer Privatsammlung
-konkret/abstrakt. Fotografische Erwerbungen gefördert von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung
-Plakate für die Sammlung. Schenkungen an das Deutsche Plakat Museum

(anna-lisa konrad)
Fotos: Museum Folkwang

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