Videosprechstunde: So funktioniert die digitale Betreuung durch den Hausarzt
In Zeiten des Coronavirus sollten wir alle persönlichen Kontakte auf ein Minimum herunterfahren. Ausgerechnet vor dem Arztbesuch sorgen sich nun viele Menschen. Die Videosprechstunde ist oft eine Lösung. Aber viele Patienten wissen gar nicht, wie einfach das inzwischen geht.

Wie läuft die Videosprechstunde ab?
Viele Ärzte bieten die Videosprechstunde nur für Bestandspatienten an. Wer einen neuen Hausarzt sucht und schon den ersten Termin per Video haben möchte, muss ein wenig recherchieren. Üblicherweise finden sich die entsprechenden Angaben auf der Homepage der jeweiligen Praxis. Häufig können Patienten dort auch gleich einen Termin buchen.Ist der Termin gemacht, erhält der Patient in der Regel per E-Mail einen Link und ein individuelles Passwort. Nur mit diesem lässt sich der Termin wahrnehmen. Sobald der Patient sich dort angemeldet hat, gelangt er in ein virtuelles Wartezimmer, das der Arzt sehen kann. Sobald der Arzt bereit ist, stellt er die Verbindung her und das Gespräch kann beginnen. Deshalb lohnt es sich, schon rund 15 Minuten vor dem eigentlichen Termin im Wartezimmer zu sein. Wenn ein anderer Patient ausfällt, kann der eigene Termin flexibel vorgezogen werden. Übrigens: Alle Ärzte sind verpflichtet, die Videosprechstunde in Räumlichkeiten ohne weitere Personen abzuhalten, um der Schweigepflicht gerecht zu werden.
Im Gespräch selber kann im Prinzip alles besprochen werden, was auch in einer normalen Sprechstunde in der Praxis besprochen wird. Dies gilt übrigens auch für psychotherapeutische Gespräche. Durch die Videoverbindungen kann der Arzt auch eine Sichtdiagnose am Körper durchführen. Bei letzterem kommt es aber sehr auf den individuellen Fall an.
Wie geht es dann weiter?
Wie es nach dem Gespräch weitergeht hängt von der Organisation der Praxis selber ab. Im besten Fall muss nach dem Gespräch nichts weiter erfolgen, da alles geklärt und der Patient gesund ist. Sollten Dokumente wie Atteste, Rezepte oder Überweisungen nötig werden, werden sie in der Regel per Post verschickt. Diese organisatorischen Aspekte werden aber von jeder Praxis unterschiedlich gehandhabt und müssen vorher abgeklärt werden.Natürlich kann der Arzt auch entscheiden, dass der Patient doch noch einmal persönlich vorstellig werden muss, zum Beispiel wenn er noch einen Ultraschall oder eine Blutentnahme machen möchte. Doch auch in diesen Fällen hilft die Vorbesprechung per Video, da die Kolleginnen und Kollegen vor Ort bereits vorab informiert sind und sich so perfekt auf den Patienten vorbereiten können.
Wie sicher ist die Videosprechstunde?
Jeder, der ein internetfähiges Smartphone, Tablet oder einen PC mit Mikrofon und Kamera hat, kann die Sprechstunde nutzen. Achten Sie darauf, dass Ihre Arztpraxis mit einem zertifizierten Anbieter zusammenarbeitet. Eine Liste der entsprechenden Anbieter kann man auf der Seite der Kassenärztlichen Bundesvereinigung finden. Diese Anbieter garantieren durch Ihre Zertifizierung, dass alle datenschutzrechtlichen Bestimmungen eingehalten werden. Die zertifizierten Systeme stellen zum Beispiel sicher, dass Gespräche nicht aufgezeichnet werden (weder vom Arzt noch vom Patienten) und die Daten nach einem bestimmten Zeitraum gelöscht werden.
Unser Fazit
Die Videosprechstunde ist eine sehr sinnvolle Ergänzung zum normalen Besuch in der Praxis. Viel, wenn auch nicht alles, kann vorher schon abgeklärt werden oder direkt per Video gelöst werden. Das entlastet die Ärzte vor Ort und sorgt für eine bessere Planbarkeit.Der Patient muss sich nicht während der Öffnungszeiten am Telefon einen Termin geben lassen, sondern kann zu jeder Zeit online buchen. Auch lange Anfahrtswege oder Ansteckungsgefahren werden deutlich reduziert.
Trotzdem ist es wichtig, klarzustellen: Auch in Zeiten des Coronavirus muss niemand Angst haben, persönlich eine Arztpraxis zu besuchen. Im Zweifelsfall sollten Patienten nachfragen: Sorgt das Praxisteam dafür, dass alle Flächen regelmäßig desinfiziert werden, dass die Sicherheitsabstände eingehalten werden und jeder eine Mund-Nasenschutz-Maske trägt?
Die Autorinnen:
Dr. Sylvia Sackers-Böhm ist die ärztliche Leiterin des MVZ Essen Mitte-Süd in Essen Holsterhausen und seit über 20 Jahren niedergelassen Hausärztin. Ein ausführliches Profil finden Sie hier. Wenn Sie die Videosprechstunde des MVZs in Anspruch nehmen wollen, können Sie dieses hier tun: www.hausarzt-holsterhausen.deMagdalene Eberstein ist ebenfalls niedergelassen Hausärztin mit besonderem Fokus auf Psychotherapie und naturheilkundliche Verfahren. Sie betreibt Ihre Artpraxis in Mülheim an der Ruhr seit 17 Jahren. Weitere Informationen finden Sie hier, die Videosprechstunde ist buchbar unter: www.praxis-eberstein.de
Foto: Praxis Eberstein