Musik verbindet: Unter der Leitung von Orchesterchef Rainer Edelbrock (rechts) bringen behinderte und nicht-behinderte Musiker des ersten integrativen Circusorchesters fetzige Rhythmen in die Manege.

Gemeinsam musizieren

Behinderte und Nicht-Behinderte musizieren gemeinsam in der Manege: das deutschlandweit erste integrative Circusorchester probt in Herne – ein Gemeinschaftsprojekt des Familiencircus Schnick-Schnack, des KIZ Herne und der Förderschule am Schwalbenweg.

Herne (JBH). Gemeinsam Musik verbindet: Unter der Leitung von Orchesterchef Rainer Edelbrock (rechts) bringen behinderte und nicht-behinderte Musiker des ersten integrativen Circusorchesters fetzige Rhythmen in die Manege.musizieren und Grenzen überwinden: Im deutschlandweit ersten integrativen Circusorchester proben ab sofort sechs behinderte und vier nicht-behinderte Musiker für ihren großen Auftritt. Das einzigartige Projekt ist eine Gemeinschaftsarbeit des Herner Familiencircus Schnick-Schnack, des Herner Kontakt- und Informationszentrum für geistig Behinderte (KIZ) und der Herner Förderschule am Schwalbenweg. Unterstützt wird das Orchester dabei von der „Aktion Mensch“, dem „Diakonischen Werk“ und der Bildungs- und Erziehungsstiftung der Herner Sparkasse.

Gitarre, Bass, Geige, Schlagzeug und Keyboard – die zehn Musiker im Alter von 13 bis 40 Jahren sind mit allen Instrumenten ausgerüstet, die ein echtes Circusorchester braucht. Unter der Anleitung des Komponisten und Musikers Rainer Edelbrock sollen sie nun zu einer Band zusammenwachsen. Der erste große Auftritt ist für Anfang Juni geplant – hier feiert der Circus Schnick-Schnack mit einer Jubiläumszeltwoche sein zehnjähriges Bestehen.

Gefühl für das Geschehen in der Manege

„Aufgrund der Handicaps müssen wir langsam und sehr individuell arbeiten“, sagt Rainer Edelbrock. In seiner Heimatstadt Münster hat er bereits verschiedene integrative Schulprojekte betreut – doch auf die neue Herausforderung freut er sich besonders: Trommelwirbel bei der Jonglage, rasante Rhythmen bei Feuerkunststücken und leise Töne bei verträumter Akrobatik – „als Circusorchester wir müssen ein Gefühl für die einzelnen Nummern bekommen und spontan auf das Geschehen in der Manege reagieren“, so Edelbrock.

Musizieren aus dem Bauch heraus

Musik beflügelt, spiegelt Emotionen und weckt Gefühle. „In unserem Unterricht spielt sie deshalb eine zentrale Rolle“, sagt Dieter Berndt, Leiter der Schule am Schwalbenweg. Von der Schulband bis zum musikalischen Morgenkreis: „Viele unserer Schüler haben ein ganz natürliches Rhythmusgefühl. Die Fähigkeit ein Instrument zu spielen kommt bei ihnen aus dem Bauch heraus.“ Dorothee Blome, Leiterin des KIZ in Herne, ergänzt: „Oftmals tritt bei vielen während des Musizierens die Behinderung in den Hintergrund und fällt nach außen hin gar nicht weiter auf.“ Auch deshalb sei es wichtig, Menschen mit Handicaps schon in der Schulzeit und darüber hinaus musikalisch und kreativ zu fördern.

Herausragendes Beispiel für Jugendarbeit

Bereits seit mehreren Jahren engagiert sich Schnick-Schnack mit Circusworkshops – unter anderem auch an der Schule am Schwalbenweg – für integrative

Premiere bei der Zeltwoche

Seinen ersten großen Auftritt hat das integrative Circusorchester während der traditionell zu Fronleichnam stattfindenden Zeltwoche. Vom 6. bis 10. Juni feiert der Circus Schnick-Schnack in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen – mit gleich zwei Premieren: Zum ersten Mal im eigenen Zelt auf dem Circusgelände an der Roonstraße und zum ersten Mal mit einem Live-Orchester. Denn bislang kam die musikalische Untermalung aus der Konserve.

Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. „Das Circusorchester stellt hier ein herausragendes Projekt für Jugendarbeit in unserer Stadt dar“, lobt Hernes Kultur- und Schuldezernentin Gudrun Thierhoff das Engagement. „Es verbindet nicht nur pädagogische und integrative Elemente, sondern ist durch die gemischte Altersstruktur auch beispielhaft für Mehrgenerationen-Arbeit.“

Projekt finanziert sich aus Spenden

Ermöglicht wird die Arbeit des Circusorchesters durch die Startförderung der „Aktion Mensch“, des „Diakononischen Werkes“ und der Bildungs- und Erziehungsstiftung der Herner Sparkasse. Insgesamt 12.000 Euro stellten die drei Organisationen für das Projekt zur Verfügung. „Um das Orchester langfristig zu sichern, sind wir auch weiterhin auf Spenden angewiesen“, sagt Circusdirektor Rainer Deutsch. „Wir möchten in Zukunft möglichst vielen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen – mit und ohne Handicaps – die Arbeit im Circusorchester und Auftritt in der Manege ermöglichen.“

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