Naturschutz im Revier: Fischpässe an der Ruhr

„Fische haben keine Lobby“ – Fischpässe an der Ruhr

Täglich schwimmen verschiedene Fischarten die Ruhr auf und ab. Zumindest sollten sie das tun. Doch zahlreiche Wasserwerke und Staudämme versperren ihnen den Weg zu ihren Laichgewässern. Manche Anlagen sind heute mit so genannten Fischpässen ausgestattet, denn sonst würden die Fische durch den Sog der Turbinen der Wasserwerke in die Rechen und Turbinen gezogen, was zu erheblichen Verletzungen führt.

[ruhr-guide] Viele Fischarten sind in der Ruhr eine Naturschutz im Revier: Fischpässe an der RuhrSeltenheit geworden, weil sie nicht mehr zu ihren Laichplätzen gelangen können, wie zum Beispiel die Quappe. Aufgrund dieses Problems sind um viele Wehre und Wasserwerke Fischpässe gebaut worden. Auch um das Wasserwerk am Raffelberg in Mülheim schlängelt sich ein Fischpass, eine Umgehungsstraße, so zu sagen.
Dort versucht seit fast einem Jahr die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet zusammen mit der Ruhrfischereigenossenschaft Essen herauszubekommen, wie diese Hilfe von den Fischen frequentiert wird und was gegebenenfalls am Pass geändert werden muss.

Neun Fischtreppen an der Ruhr

An einem Ende des Passes am Kraftwerk Raffelberg sind zwei Reusen eingelassen worden. Eine für den Aufstieg, die andere für den Abstieg. Diese können mit einem Kran zur Leerung "Fische haben keine Lobby" - Fischpässe an der Ruhrhochgezogen werden. Hier ist der Fischpass fast natürlich. Er sieht aus wie ein ganz normaler Fluss. Steine begrenzen die „Treppenstufen“, die den Fischen den Auf- und Abstieg erleichtern sollen. Auf dem Gelände des Wasserwerkes am Wehr ist ebenfalls ein Fischpass errichtet worden, ein sogenannter Vertical-Slot-Pass. Dieser ist aus Beton und sieht so ganz und gar nicht natürlich aus. An einem Ende befindet sich auch hier eine Reuse.

Um die Tauglichkeit der beiden Pässe überprüfen zu können, müssen täglich Teams, bestehend aus zwei Personen, die Reusen hochziehen, sie von grobem Schmutz befreien und falls sich Fische darin befinden, die Arten und Größen bestimmen und sie zählen. Der Reuseninhalt wird zusammen mit der Wassertemperatur auf einem Protokollbogen eingetragen und die Fische wieder freigelassen. Zusätzlich wird einmal im Monat eine so genannte Elektrobefischung Reuse an der Ruhrdurchgeführt. Dabei werden Stromstöße ins Wasser geleitet und die Fische dadurch betäubt. Mithilfe eines Keschers können etwa 80 % der sich im Pass befindlichen Fische aufgespürt werden. Auch diese werden in einem Protokollbogen festgehalten. Fischarten, die den „Fischzählern“ häufiger in die Reusen gehen sind beispielsweise Rotaugen, Brassen und Flussbarsche.
Das Ergebnis der Untersuchung ist noch ungewiss. Anfang Mai endet das Projekt und die Protokolle können ausgewertet werden. Fische haben leider keine so große Lobby. Bislang beschäftigen sich die meisten Naturschutzverbände lieber mit „größeren“ Problemen. Doch ein Anfang ist gemacht: Von dreizehn Anlagen an der Ruhr sind neun mit Fischtreppen ausgestattet.

(sf)

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