Von 1969 bis 1973 behauptete sich Rot-Weiß Oberhausen in der Bundesliga - überwiegend ein permanenter Abstiegskampf. Heute sind die Kleeblätter nur noch viertklassig in der Oberliga.

Rot-Weiß Oberhausen: Permanenter Abstiegskampf

Die Zahl vier spielt für Rot-Weiß Oberhausen eine besondere Rolle. Vier Jahre lang spielte RWO in der Bundesliga, vier Blätter hat das Kleeblatt im Wappen des Vereins. Es scheint dem Klub von Zeit zu Zeit das nötige Glück zu verschaffen. So beim Aufstieg in die deutsche Eliteklasse 1969 durch ein 0:0 gegen den punktgleichen Konkurrenten Freiburger FC. Das bessere Torverhältnis entschied zu Gunsten der Oberhausener.

[wmp] Glück hatten die Kleeblätter auch Von 1969 bis 1973 behauptete sich Rot-Weiß Oberhausen in der Bundesliga - überwiegend ein permanenter Abstiegskampf. Heute sind die Kleeblätter nur noch viertklassig in der Oberliga.zu Beginn ihrer ersten Bundesliga-Saison. Von der Konkurrenz womöglich unterschätzt, gewann der Neuling gegen Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund, holte am Betzenberg in Kaiserlautern immerhin ein Unentschieden. Nach einem 4:0-Auswärtssieg in Braunschweig horcht die Liga auf. RWO ist am vierten und fünften Spieltag Tabellenführer. Lange kann sich der Revier-Klub nicht an der Spitze halten – nicht einmal in der oberen Tabellenhälfte. Im Gegenteil: Die Kellerregion sollte zur Heimat der Oberhausener werden. „Als Graue Maus hat sich RWO einige Zeit in der Bundesliga etablieren können“, sagt Sporthistoriker Ralf Piorr.

Torschützenkönig Kobluhn

Im zweiten Bundesliga-Jahr steckt Rot-Weiß Oberhausen von Beginn an im Abstiegskampf. Das hindert die Mannschaft nicht daran, dem Hamburger SV im heimischen Niederrhein-Stadion – idyllisch gelegen zwischen Emscher und Rhein-Herne-Kanal – mit 8:1 eine ordentliche Klatsche zu verpassen. Auffälligster Akteur dieser Saison wird Lothar Kobluhn. Dem Mittelfeldspieler gelingt das Kunststück, mit 24 Treffern Torschützenkönig zu werden, vor Bayern-Mittelstürmer Gerd Müller. Publikumsliebling ist aber ein anderer RWO-Kicker: Außenstürmer Franz Krauthausen, ein schneller und trickreicher, aber auch hitzköpfiger Flügelflitzer. Vereins-Vorstand Peter „Pascha“ Maaßen sagte über ihn: „Selbst ein besoffener Krauthausen ist immer noch besser als viele andere nüchtern!“

Keine große Fan-Basis

Am Ende der Saison 1972/73 war die Zweitklassigkeit nicht mehr zu verhindern. Vier Jahre lang hatte RWO ständig gegen den Abstieg gekämpft. Nicht nur auf, sondern auch außerhalb des Platzes. Obwohl zumindest Bestechungsversuche nachgewiesen werden konnten, wurde der Verein im großen Bundesliga-Skandal Anfang der 70er Jahre letztlich aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Wie der gesamten Liga, kostete der Skandal auch RWO viele Sympathien der Zuschauer. Zuletzt verfolgten lediglich noch 6000 Zuschauer die Heimspiele der Rot-Weißen. „Oberhausen hat einfach nicht das Hinterland für einen Großverein. Und daher nicht die Fan-Basis wie etwa Schalke oder Dortmund. Schon in der alten Oberliga West hat RWO keine große Rolle gespielt“, erklärt Piorr.

„Pomaden-Willy“

Nach 1973 folgten weitere Ab- und Aufstiege. Zurück in die Bundesliga schaffte es der am 18. Dezember 1904 aus der Fusion des Emschertaler SV und des Oberhausener Turnvereins entstandene SC Rot-Weiß Oberhausen-Rheinland aber bis heute nicht mehr. Häufig traf und trifft der Klub auf seinem Weg durch die verschiedenen Ligen auf seinen großen Rivalen aus der Nachbarstadt: Rot-Weiss Essen. So auch in der abgelaufenen Saison, in der RWO den Abstieg in die Viertklassigkeit, sprich Oberliga, nicht verhindern konnte. Obwohl RWO kaum Titel sammelte, sorgten die Oberhausener immer wieder für Farbtupfer. Etwa in den 30er Jahren, als Torhüter Willy Jürissen neben guter Strafraumbeherrschung vor allem durch seine adrette Erscheinung auffiel. Um diese nicht zu gefährden, soll Jürissen, der zwischen 1935 und 1939 immerhin sechs Länderspiele bestritt, bei Paraden nur ungern Bodenkontakt gesucht haben. „Weiße Torwarthandschuhe, roter Pullover und ein Kamm in der Gesäßtasche verhalfen ihm schnell zum Spitznamen Pomaden-Willy“, weiß Piorr. Dennoch oder gerade deswegen galt er in Oberhausen als Idol, zudem als sicherer Elfmeterschütze.

(Jens Witte, WM-Portal Dortmund)

Fotos Der Pott ist rundaus „Der Pott ist rund“. Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Ralf Piorr. Lesen Sie zu diesem herausragenden Buch auch unsere Rezension zu Band 1 und Band 2.

Der Pott ist rund.
Das Lexikon des Revierfußballs
Band 1: Die Chronik 1945 bis 2005
Band 2: Die Vereine – 1945 bis 2005

Ralf Piorr (Hg.), Essen 2005 und 2006,
Klartext-Verlag, jeweils 29,95 Euro,
Band 1: ISBN 3-89861-358-5
Band 2: ISBN 3-89861-356-9

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