Blick von Williamsburg, Brooklyn, auf Manhattan, 11. September 2001 © Thomas Hoepker/ Magnum Photos

Thomas Hoepker in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen

Es sind atemberaubende Fotografien die noch bis zum 14. September in der Ausstellung zu sehen sind, Motive aus allen Teilen der Welt, ganz alltäglich bis zur Katastrophe. Und manchmal ist es das Normale, das befremdlich wirkt, und dann wieder erscheint das Fremde als völlig alltäglich.

[ruhr-guide] Ein Foto, das Aufruhr erweckt. Am Ufer des East RiverBlick von Williamsburg, Brooklyn, auf Manhattan, 11. September 2001 © Thomas Hoepker/ Magnum Photos genießen fünf New Yorker den sommerlichen Vormittag. Es scheint als hätten sie sich hier zufällig eingefunden, ein kurzer Plausch und gleich kann sich die Zusammenkunft wieder auflösen. Leichtigkeit bestimmt die Szene, wäre dort nicht der Blick auf Manhatten mit der aufsteigenden Rauchwolke vom World Trade Center. Es ist der 11. September 2001. Die Fotografie stellt zwei Ereignisse dar, die gegensätzlicher nicht sein können. Sie fesselt den Betrachter einerseits durch die Brisanz des Motivs und fordert ihn andererseits heraus, die Existenz der zeitgleichen Ereignisse anzuerkennen. Thomas Hoepker wurde in New York Zeuge von eben dieser Szenerie, als Fotojournalist hielt er das Bild fest.

„Ich möchte versuchen, mit meinen Bildern zu provozieren, ohne Sensationen künstlich zu schaffen und ohne die Wahrheit zu entstellen. Aber ich möchte hin und wieder etwas in Bewegung bringen, um zu helfen“, so Thomas Hoepker 1964 und zweifelsohne lässt sich diese Aussage auf die Arbeit „Blick von Williamsburg, Brooklyn, auf Manhattan, 11. September 2001“ anwenden. Der Betrachter ruft sich unmittelbar seine eigenen Erinnerungen an diesen Tag und die Bilderflut, die im Zuge der Terrorangriffe veröffentlicht wurden, ins Gedächtnis und zugleich ist es ein kollektives Gedächtnis, das von dem Bild berührt wird.

Thomas Hoepker, 1936 in München geboren, zählt international zu den bedeutendsten Rekrut im US-Marine-Ausbildungslager in Parris Island, South Carolina, 1970 © Thomas Hoepker/ Magnum Photosdeutschen Fotografen. Neben seiner jahrzehntelangen Tätigkeit als Fotojournalist für die Illustrierten „Kristall“, „Magnum“, „twen“ und „Stern“ hat er auch die Zeitschrift „Geo“ als Fotograf und Executive Director der amerikanischen Ausgabe wesentlich mitgeprägt. Nach langjährigem Aufenthalt in Ostberlin, Hamburg und München lebt Thomas Hoepker heute in New York. Von 2003 bis 2006 leitete er als Präsident die Foto-Agentur MAGNUM, die 1947 von Henri Cartier-Bresson, Robert Capa, David Seymour und George Rodger gegründet wurde. Seit 1972 wirkt Thomas Hoepker auch als Autor, Kameramann und Produzent von TV-Dokumentationen. In jüngster Vergangenheit arbeitet er mit seiner Frau, der Filmemacherin Christine Kruchen, vor allem für den Südwestfunk und Arte.

human interest photography

Hoepkers Aufnahmen stehen in der Tradition der „human interest photography“ und reflektieren ein sozial engagiertes, humanistisch geprägtes Weltbild. Sie sind oft eingesetzt worden im Kampf gegen Hunger, Analphabetismus und Krankheiten in Afrika, Asien und Südamerika. In seinen Arbeiten wird sichtbar, mit welcher Neugier und Intensität sich Thomas Hoepker immer wieder neu auf die menschlichen Dramen des Weltgeschehens einließ. Gleichzeitig suchte Hoepker für die verschiedenen fotografischen Aufgaben stets nach der angemessensten Ausdrucksform. So war die Schwarz-Weiß-Fotografie für ihn lange Zeit das beste Ausdrucksmittel für seine Fotoreportagen, die Fotografien für die Zeitschrift „Geo“ entstanden in Farbe. Hoepkers Reportagefotografien in scharz-weiß und die farbgewaltigen Aufnahmen von Landschaften und dem Menschen dieser Welt stehen sich in der Ausstellung in faszinierender Spannung gegenüber.

Die Retrospektive zeigt 200 Aufnahmen aus fünf Jahrzehnten, die für Thomas Hoepkers Gesamtwerk repräsentativ sind und die Themen wie USA 1963-2003 und Ost-Deutschland 1959-1990 behandelt. Dazu kommen Fotoreportagen und Reisen nach Süd-Amerika, Asien und Afrika. Künstlerportraits aus den USA und Deutschland sowie Landschaftsfotografien spiegeln Hoepkers breit angelegte Arbeitsweise. Ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sind Originale der Illustrierten „Kristall“ und „Stern“ sowie Ausschnitte aus Hoepkers Dokumentarfilmen, die in Zusammenarbeit mit Christine Kruchen entstanden sind.

Thomas Hoepker
Photographien 1955-2008

14. Juni bis 14. September 2008

Öffnungszeiten:
Di bis So 11-18 Uhr
Öffentliche Führung:
jeden Sonntag um 11:30 Uhr (im Eintrittspreis enthalten)

Eintritt:
6,50 Euro, erm. 3,50 Euro, Familien 10,50 Euro

Ludwiggalerie Schloss Oberhausen

Konrad-Adenauer Allee 46
46042 Oberhausen

(sl)

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