MSV Duisburg: Der Überraschungs-Vizemeister
Der Fußball macht es möglich: Anfang der 60er Jahre wird der Duisburger Stadtteil Meiderich deutschlandweit bekannt. Rudi Gutendorf und Helmut Rahn heißen die Väter des Erfolgs.
[wmp] August 1963. Bundesliga-Start.

"Riegel-Rudi"
Trainer ist der damals 36-jährige Rudi Gutendorf, der mit Abstand jüngste Bundesliga-Coach. Unter 37 Bewerbern entschied sich die Vereinsführung für den späteren Weltenbummler, weil Gutendorf zuvor mit einer defensiven Taktik als Trainer des Regionalligisten TSV Marl-Hüls Aufsehen erregt hatte. "Riegel-Rudi" lautet dementsprechend sein Spitzname. Den Vertrag für Gutendorf hatte der MSV-Vorsitzende auf eine Speisekarte des Restaurants "Marienbildchen" gekritzelt - zusammen mit dem Prämienzusatz. Für den Titelgewinn sollte es 100.000 Mark geben, "30.000 Mäuse" für Rang zwei. Ein teurer Spaß. Denn am Ende der ersten Bundesliga-Saison ist der Meidericher SV tatsächlich Vizemeister. Mit 36 Gegentoren hat der MSV die beste Abwehr der Liga. Nur in vier von 30 Spielen siegt der Gegner. Gegen den Meister 1. FC Köln gibt es zwei Unentschieden. Dabei lässt Gutendorf in Köln sieben Verteidiger auflaufen.
Der "Boss" zurück im Revier
Entscheidenden Anteil am Erfolg hat auch Helmut Rahn. Kurz vor Saisonbeginn verpflichten ihn die Duisburger vom
Die Nummer eins in Duisburg
Nicht nur in Meiderich, in ganz Duisburg ist der MSV beliebt. 25.000 Fans kommen in der Saison 1963/64 im Schnitt ins Wedaustadion, um die Heimspiele zu sehen - ein Rekord, der erst 2006 wieder erreicht wurde. Im Januar 1967 benennt sich der 1902 gegründete Meidericher Spielverein in MSV Duisburg um. Damit sind die blau-weißen Zebras endgültig Fußball-Vertreter der gesamten Stadt. "Das war nicht immer so", weiß Sporthistoriker Ralf Piorr. Vor allem in den 30er Jahren sei Duisburg eine Fußballhochburg gewesen, erklärt er: "Es gab eine enorm hohe Konkurrenz. Allein drei Hamborner Vereine und fünf Vereine rund um das Wedauzentrum spielten höherklassigen Fußball." Bis Anfang der 60er Jahre war der MSV also nur einer unter vielen.Halbfinale im UEFA-Cup
Zu den größten Erfolgen des MSV Duisburg zählt das dreimalige Erreichen des DFB-Pokal-Endspiels. In der Saison 1979/80 schafften es die Zebras sogar bis ins Halbfinale des UEFA-Cups. Diese Zeit ist eng verbunden mit dem langjährigen MSV-Spielführer Bernhard Dietz, der die deutsche Nationalmannschaft 1980 als Kapitän zum Europameister-Titel führte. Seit Anfang der 90er Jahre pendelt der MSV zwischen erster und zweiter Bundesliga. "Mit dem neuen Stadion, der MSV-Arena, hätte der Verein jetzt eigentlich eine Chance sich in der Eliteklasse zu etablieren", sagt Piorr. Gerade ist Duisburg mal wieder abgestiegen.(Jens Witte, WM-Portal Dortmund)
Fotos

Der Pott ist rund.
Das Lexikon des Revierfußballs
Band 1: Die Chronik 1945 bis 2005
Band 2: Die Vereine – 1945 bis 2005
Ralf Piorr (Hg.), Essen 2005 und 2006, Klartext-Verlag, jeweils 29,95 Euro,
Band 1: ISBN 3-89861-358-5
Band 2: ISBN 3-89861-356-9