Dantons Tod und Kants Beitrag
Eine Aufklärung in (mindestens) drei Versuchen
von Kieran Joel
Die Aufklärung ist in Verruf geraten: Einst als menschliche Sternstunde der Freiheit, Gleichheit und Mündigkeit gefeiert, gilt sie inzwischen als Enttäuschung. Das Versprechen der Freiheit endete während der Französischen Revolution für viele unter der Guillotine, die Mündigkeit, „sich seines eigenen Verstandes zu bedienen“, scheint nur zu Streit und Spaltung geführt zu haben und die versprochene Gleichheit galt sowieso niemals für alle. Deprimierende Zeiten! Doch im Jahr des 300. Geburtstags von Immanuel Kant, dem Aufklärer aller Aufklärer*innen, will das Ensemble des Schauspiel Dortmund die Rehabilitierung wagen: In einem wilden Ritt vom Alten Testament über „Dantons Tod“ – dem berühmtesten Theatertext zur Französischen Revolution – bis zur Bürgerrechtsbewegung der Sechziger Jahre soll
bewiesen werden, dass die Ideale der Aufklärung gar nicht gescheitert sind und das Theater als Tempel aufklärerischer Ideen keineswegs am Ende ist. Werden die mutigen Künstler*innen diesem wahnsinnigen Vorhaben gerecht werden? Ist der Mensch am Ende doch grundsätzlich gut? Oder wird das hehre Ziel wirklicher Gleichberechtigung zum Ende des Theaters und zur Erosion der Gesellschaft
führen? Und wenn es um die Kunst geht – heiligt der Zweck am Ende vielleicht doch die Mittel?
Nach seiner gefeierten Inszenierung „Das Kapital: Das Musical“ begibt sich Regisseur Kieran Joel erneut auf eine ebenso unterhaltsame wie ideologiekritische Tour de force durch die Metaebenen von Fiktion und Realität, Theater und Gesellschaft. Er inszeniert u. a. am Volkstheater München, am Konzert Theater Bern, am Staatstheater Nürnberg, am Staatstheater Wiesbaden, Düsseldorfer
Schauspielhaus und am Theater im Bauturm Köln.
Freiheit, Gleichheit, Uneinigkeit – Eine humorvolle Tour de force durch die Aufklärung von Abraham bis „Les Misérables“.
Regie: Kieran Joel
Premiere: 14.09.2024, 19.30 Uhr im Schauspielhaus Dortmund
Foto: Spielzeit 2024_25_Schauspiel Dortmund_Copyright Sofia Brandes und Max Slobodda
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