Eröffnung und Vortrag: „Überleben!“

Die Anmeldungen sind geschlossen.
Eröffnung und Vortrag: „Überleben!“

Eröffnung und Vortrag: „Überleben!“

321 321 Personen haben diese Veranstaltung gesehen.

Studioausstellung zum Kriegsgefangenenlager Stalag 326 im LWL-Archäologiemuseum in Herne

Von Donnerstag (4.4.) bis zum 26. Mai zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Studioausstellung „Überleben!“. Im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung „Modern Times“ über archäologische Funde der Moderne steht damit ein weiteres westfälisches Bodendenkmal im Rampenlicht: das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne in Schloss Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh). Neben der offiziellen Eröffnung erwartet die Besucher:innen am Donnerstag um 19 Uhr ein Vortrag der LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong und Dr. Michael Malliaris. Der Vortrag und der Eintritt in die Studioausstellung sind kostenfrei.

LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Die zirka 75 Funde und Fundkomplexe, darunter über 1.000 Erkennungsmarken der Häftlinge, zeugen eindrucksvoll vom Schicksal der Menschen, die hier während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert waren – und von ihrem Kampf ums Überleben.“ Dessen Dokumentation sei dem LWL ein besonderes Anliegen. „Wir wollen die Erinnerung an die Geschichte von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in der NS-Zeit wach halten und damit ein Zeichen setzen in Zeiten, da der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist.“ Aus diesem Grund soll in den nächsten Jahren auf dem ehemaligen Lagergelände ein Dokumentationszentrum und eine Gedenkstätte entstehen. Die Studioausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert vorab erste Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen.

LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Eine Herausforderung für die LWL-Archäologie für Westfalen bildet sicherlich die Masse an Funden, ihre Aufbewahrung und Konservierung, darunter allein ein Berg von über 1.000 Schuhen aus der sogenannten Nachnutzungszeit des Lagers. Sie stehen stellvertretend für ein Problem, mit dem sich die Archäologie der Moderne häufig konfrontiert sieht: Was soll restauriert und eingelagert werden?“ Jedes Zeugnis sei für die Nachwelt möglicherweise von Bedeutung. „Vor allem archäologische Funde liefern wertvolle Hinweise für die detaillierte Rekonstruktion von Abläufen. Denn nicht jeder Schritt ist schriftlich dokumentiert, Zeitzeugen erinnern sich nicht an alles. Zudem sind die archäologischen Quellen handfeste Beweise, die jeder Relativierung standhalten.“ Ihre verantwortungsvolle Auswahl durch Archäolog:innen berge auch im Falle von Stalag ein großes Potential. Rind: „Eine abschließende Auswertung der Ausgrabungen steht noch aus.“

Erste wichtige Erkenntnisse, die auch in der Ausstellung „Überleben!“ präsentiert werden, sind beispielsweise Bodenverfärbungen, die Erdlöcher belegen, von den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Anfangszeit des Lagers als Unterkunft gegraben. Rind: „Ihr Ausmaß zeigt der Nachwelt, dass diese in sehr unterschiedlichen Größen existierten, von sehr klein bis groß genug für mehrere Männer.“ So ermöglichen Bodenverfärbungen und Funde die Rekonstruktion des Lagerlebens und der unmenschlichen Behandlung der Gefangenen.

Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Da wir uns in der Sonderausstellung ‚Modern Times‘ nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Bodendenkmälern widmen, haben wir uns entschieden, mit einzelnen Studioausstellungen zusätzlich regionale Schwerpunkte zu setzen.“ So könne man den Besuchenden den archäologischen Standort Westfalen-Lippe in all seinen Facetten näher bringen.

„Nach der Studioausstellung zu den Kriegsendphaseverbrechen im Arnsberger Wald zeigen wir wieder eine Schau, die aufwühlt. Berührende Funde in der aktuellen Studioausstellung gibt es viele, besonders hervorzuheben ist sicherlich das Alugeschirr mit den teilweise sehr persönlichen Ritzzeichnungen der Gefangenen.“ Das können Namen und Daten sein oder Landschaften. Mölders: „Weil Essgeschirr so essentiell für das Überleben war, wird es nach dem Tod häufig weitergenutzt und von den Kriegsgefangenen mit neuen Zeichnungen überschrieben.“

Außerdem zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur Objekte, die der „Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e. V.“ zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um selbst hergestellte kunsthandwerkliche Gegenstände wie einen Holzteller, ein Strohkästchen oder ein Gemälde. Mölders: „Sie stammen von Kriegsgefangenen, die aufgrund ihrer künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten beauftragt wurden, entsprechende Gegenstände für die Nationalsozialisten herzustellen. Nur so konnten sie ihr Überleben sichern.“

Sechs Themenbereiche beleuchten den Aufbau des Lagers im Zweiten Weltkrieg, den Lebensalltag und das Überleben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Ein siebter widmet sich der Nachnutzung von Stalag 326. Eine digitale Tour mit den Objekttexten und zusätzlichem Bildmaterial ist auf dem Multimediaguide des Museums verfügbar.

Vortrag
In der Studioausstellung „Überleben!“ präsentiert das LWL-Archäologiemuseum nun erstmals in einer Ausstellung die Ergebnisse der aktuellen Forschung. Die Ausstellung wird am Donnerstag (4.4.) im Anschluss an einen Vortrag um 19 Uhr eröffnet. Im Vortrag beleuchten die LWL-Archäologen Dr. Michael Malliaris und Dr. Sven Spiong die Entdeckungsgeschichten im Kriegsgefangenenlager Stalag 326 VI K in Stukenbrock. Seit 2017 begleitet die LWL-Archäologie die archäologischen Untersuchungen.

Der Vortrag findet im Rahmen der Vortragsreihe zur aktuellen Sonderausstellung „Modern Times. Archäologische Funde der Moderne und ihre Geschichten“ im LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne statt.

Der Vortrag ist kostenlos.

Foto: Die Verzierungen auf dem Aluminium-Feldgeschirr, das die Kriegsgefangenen zur Versorgung benötigten, sicherten einerseits den Besitz, andererseits waren sie eine Überlebensstrategie und dienten zur Unterstützung der mentalen Gesundheit. LWL/ S. Brentführer

Zusätzliche Details

Telefonnummer -

 

Datum und Uhrzeit

04.04.2024 @ 19:00 bis
04.04.2024
 

Veranstaltungskategorie

Nach oben scrollen