Tag der Trinkhallen

Trinkhallen und Büdchen gehören zu den kulturellen Besonderheiten des Ruhrgebiets und doch vergessen viele, wie wichtig sie noch immer für das Leben im Ruhrpott sind. Um diese Plätze der Tradition und Geschichte besonders zu würdigen, wird dies bereits zum 4. Mal „Am Tag der Trinkhallen“ gefeiert. Machen Sie sich ein dickes Kreuz in den Kalender, denn Mitte August geht es wieder los!

Tag der Trinkhalle 2022 BredeneyerTreff Marie Kliem
Am Tag der Trinkhallen ist im Pott immer viel los, (Bild: BredeneyerTreff Marie Kliem)

[ruhr-guide] Die Tageszeitung lesen, nach dem Feierabend mit Kolleg:innen ein Bier trinken, abends noch schnell was zum Knabbern besorgen oder für die Kinder eine gemischte Tüte Süßwaren mitbringen und dabei den neuesten Tratsch aus der Nachbarschaft bequatschen. Das geht im Büdchen an der Ecke doch am Besten. Dass die im Ruhrgebiet ansässigen Trinkhallen ein fester Bestandteil des Alltags geworden sind, ist unbestreitbar. Im Jahre 2016 wurde mit dem 1. Tag der Trinkhallen dieser einzigartige Ort des Zusammenkommens besonders gewürdigt und das mit vollem Erfolg! An diesem Tag wurde deutlich, dass Gemeinschaft ganz klar groß geschrieben wird.

Veranstalter des „Tag der Trinkhallen“

Axel Biermann, Vorsitzender der Geschäftsführer der Ruhr Tourismus GmbH (RTG) ist besonders stolz auf die Trinkhallen. Ziel sei es auch Menschen außerhalb des Ruhrgebiets anzusprechen, um auf die gelungene Mischung aus bekannt und neu aufmerksam zu machen.
Der RTG entwickelt ein touristsches Regionalprofil sowie die Bündelung von Produktentwicklung, Marketing und Vertrieb zur Profilierung der Metropole Ruhr, um dieses als neues und modernes Reiseziel voranzutreiben. Der RTG ist zentraler Ansprechpartner für die Metropole Ruhr.

Veranstaltungen rund um die Bude

Um dem “Mythos Bude“ auf die Spur zu kommen, wird neben Touren und Sonderausstellungen ein einmaliges und neues Veranstaltungskonzept angeboten: „Der Tag der Trinkhallen“!
Am besagten Tag werden an 40 Programm-Buden wie Kioske, Büdchen und Trinkhallen in kleine Eventlocations für mehr als 200 Musiker:innen und Künstler:innen durch neun Kurator:innen organisiert, die mit Tanz, Theater, Lesungen und vielem mehr für Unterhaltung sorgen. Und das Beste ist: der Eintritt ist für alle Besucher:innen frei! Knapp 120 Trinkhallen im ganzen Ruhrgebiet haben sich dafür angemeldet und 40 Trinkhallen wurden ausgewählt. Die Auswahl der Trinkhallen erfolgte durch eine Jury bestehend aus Projektverantwortlichen, Projektpartner:innen und Expert:innen in Sachen Trinkhallen. Auswahlkriterien waren unter anderem die Lage, Architektur, logistische Gegebenheiten und die Originalität der Buden. Die Städte mit den meisten Programmbuden liegen in Essen (5), Bochum (5), Dortmund (4), Oberhausen (4) und Duisburg (4). Damit haben sich die 40 Trinkhallen dazu bereit erklärt, ein spannendes Programm zu liefern, das von Fußbal über Musik bis hin zu Kulturen aus aller Welt reicht.

Erster Einblick in das Programm

Die fünf verschiedenen Programmsparten bestehen aus: Kleinkunst, Fußball, Interkultur, Gemischte Tüte und Musik. Für lokale Künstler:innen wie Kai Magnus Sting werden Bühnen organisiert und wird damit für ausgelassene Stimmung sorgen.
Hajo Sommer, einer von den neun Kurator:innen ist der Sparte „Kleinkunst“ zugeordnet, während Autor, Filmemacher und Fußball-Komiker Ben Redelings der Sparte „Fußball“ zugeordnet wird. Neben weiteren Fußball-Buden wird Redelings mit Fußball-Quizzen, Lesungen, Podcasts und Fußball-Hymnen seine Sparte authentisch repräsentieren und für gute Stimmung am besagten Tag sorgen.
An der Trinkhalle Dortmunder Kronen werden sich die beliebtesten Podcaster des Ruhrgebiets versammeln. Philipp Platenius, Gründer der deutschen Podcast-Szene, feiert außerdem hier ein Comeback.

An der Trinkhalle Dortmunder Kronen werden sich die beliebtesten Podcaster des Ruhrgebiets versammeln. Philipp Platenius, Gründer der deutschen Podcast-Szene, feiert außerdem hier ein Comeback.
Die Sparte „Interkultur“ ist beim diesjährigen „Tag der Trinkhallen“ neu mit dabei, geleitet von Kurator Can Gülcü (RVR). Diese Sparte spricht sich dafür aus, Menschen mit verschiedensten Kulturen zusammenbringen, so wie es das Ruhrgebiet mit Menschen aus knapp 200 verschiedenen Herkunftsländerns geschafft hat. Passend dazu wird in der Trinkhalle in der Josefstraße 30 in Oberhausen in einem interkulturelles Highlight „Der mexikanische Tag der Toten“ vorgestellt. Farbenfroh kostümierte, singende und tanzende Menschen ehren so den Verstorbenen und gewähren uns einen einzigartigen Einblick in ihre Kultur. Andere Interkultur-Trinkhallen befinden sich in Essen mit dem NordKiosk45 oder in Duisburg am Kultkiosk.

Die Sparte „Gemischte Tüte“ präsentiert die GameZone Retro Arcade, wo kleine Spielefans zu spannenden Videospiel-Erlebnissen und Videospiel-Musik eingeladen werden. In der Sparte „Musik“ unterhält die Coverband Doris Klit mit Musik bis zum Blasorchester mit Songs von Tool, Rage Aganst the Machine, ACDC und mehr.

2022 Oberhausen Denis Stratmann
Der Tag der Trinkhallen wird gefeiert mit Konzerten, DJs, Lesungen und ganz viel mehr. (Bild: Oberhausen Denis Stratmann)

Ein Stück Geschichte

Trinkhallen spielen nicht ohne Grund eine wichtige Rolle in der Geschichte des Ruhrpotts. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts sind sie nicht mehr wegzudenken. Damals sollte in den verzierten pavillonartigen Buden die Volksgesundheit durch den Verkauf von Mineralwasser angehoben werden, denn Leitungswasser war in den Industriestädten nicht trinkbar. Seitdem hat sich das Angebot immer mehr gewandelt und ausgeweitet. Von Heilwässern, über Tee und Kaffee zu alltägliche Bedarfsgegenstände und schließlich auch Alkohol, wurde immer mehr verkauft. Ihren Höhepunkt hatten die Trinkhallen in den 60er Jahren. Zu dieser Zeit wurde das Sortiment durch Luxusgüter wie Süßigkeiten und Zeitschriften ergänzt. Nach dem Rückzug der Schwerindustrie verloren sie jedoch etwas an Bedeutung, blieben aber bis zur Änderung der Ladenschlussgesetze 1996 die einzigen Geschäfte, die nach 18.30 Uhr noch geöffnet hatten.
Doch eins hat sich nicht verändert: die Trinkhallen bleiben ungezwungene, persönliche Treffpunkte, in denen die ganze Nachbarschaft zusammenkommen kann, um sich auszutauschen.

Ein Tag im Büdchen

Obwohl die traditionellen Buden ab und zu die Besitzerin oder den Besitzer wechseln, geben sie dem Umfeld ein Gefühl von Stabilität und Zusammenhalt. So hat jede der verbliebenen Buden ihre eigene Geschichte und sind für viele ein Ort schöner Kindheitserinnerungen. Gerade aus diesen Gründen ist es wichtig, lokale Trinkhallen zu unterstützen, denn trotz ihrer Popularität ist die Konkurrenz groß. Deswegen kommt eine Veranstaltung wie „Der Tag der Trinkhallen“ gerade richtig. Da jede Halle mit ihren kontaktfreudigen Besitzerinnen und Besitzern ihren eigenen Charme hat, bieten sie den perfekten Ort für das abwechslungsreiche Kulturprogramm. So ist bestimmt für jede:n was dabei, um einen Tag im Büdchen zu verbringen.
Besuchen auch Sie mal wieder ihren Stammkiosk und plaudern oder trinken Sie eine Runde mit ihren Lieblingsmenschen!

Mit dem Fahrrad zur Trinkhalle

Hier ein Tipp: Wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist, kann man mehrere Trinkhallen besuchen und das abwechslungsreiche Programm genießen. Hierfür plant der RTG spezielle Fahrradrouten und geführte Touren für die Gäste. Eigenkonzipierte Radtouren stehen online zum Download zur Verfügung.

Fahrradfahrer von Bude zu Bude am Tag der Trinkhallen, Foto: RTG/Kreklau
Ganz schön viel Action am Tag der Trinkhallen im ganzen Ruhrpott. (BilD: RTG/Kreklau)

Tag der Trinkhallen

17. August 2024, 15-22 Uhr
Eintritt: frei

Das ausführliche Programm und weitere Informationen finden Sie hier.
Die Radrouten sind hier zum Download bereitgestellt.

Gefördert wird „Der Tag der Trinkhallen“ durch den Regionalverband Ruhr (RVR), das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und die Brost Stiftung. Das Kulturprogramm wird organisiert und finanziert von der Ruhr Tourismus GmbH (RTG).
Das Programm in Gänze gibt es online oder als Faltkarte, die alle Trinkhallen und Programmpunkte nach Städten ordnet. Sie sind jetzt an den teilnehmenden Trinkhallen erhältlich und online abrufbar hier.

Die Anmeldephase für das Kulturprogramm ist abgeschlossen, aber Trinkhallen können sich bis zum 22.07.2024 mit eigenen Beiträgen anmelden. Alle Teilnehmenden erhalten ein Branding-Kit von der RTG und werden hier auf einer virtuellen Karte zusammen mit den 40 Programm-Buden verzeichnet. Die Teilnahme am Tag der Trinkhallen ist für alle Trinkhallen kostenlos.

Foto 1: Tag der Trinkhalle 2022 BredeneyerTreff Marie Kliem
Foto 2: 2022 Oberhausen Denis Stratmann
Foto 3: RTG/Kreklau

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