Badeweiher am Chemiepark Marl, Foto: Tobias Roemer

LWL-Römermuseum Haltern am See

Das LWL-Römermuseum in Haltern am See zeigt die Ergebnisse von über 100 Jahren archäologischer Forschung. Vor genau 114 Jahren begannen dort die ersten Ausgrabungen römisch-militärischer Standorte. Das Museum präsentiert die Geschichte der Römerlager an der Lippe und speziell die des Halterner Lagers in einem modernen Museum „zum Anfassen“. Im neuen Römerpark Aliso werden zukünftige römische Militäranlagen rekonstruiert. Und auch in diesem Jahr ist das LWL-Römermuseum bei den Römertagen „Brot und Spiele“ mit dabei und hat ein breites Programm für seine großen und kleinen Gäste vorbereitet.

1,3 LWL/Hähnel, 2 LWL

[ruhr-guide] In Haltern am See, einem ehemaligen Legionslager an der Lippe, zeigt das LWL-Römermuseum die Ergebnisse von fast 100 Jahren archäologischer Forschung. Die Lippe war der ideale Nachschubweg für die römischen Legionen, da das Umland mit seinen Sümpfen und dichten Wäldern nur schwer passierbar war. So entstanden entlang des Flusses römische Lager, die den Nachschub sichern sollten: Holsterhausen, Haltern, Oberaden, Beckinghausen und Anreppen. Haltern selbst gilt heutzutage als einer der am besten erforschten und bis jetzt größten militärischen Ausgrabungsstätten des gesamten Römischen Reiches. Als Militärstützpunkt, vermuten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, war Haltern eine der Schaltstellen, um die Eroberung Germaniens voran zu treiben.


„Carpe Noctem“ in Haltern: Flucht aus Aliso
Escape Aliso-Tag

„Carpe Noctem: Flucht aus Aliso“ ist der Titel des ersten „Römer Escape Rooms“ Europas im wiedererrichteten römischen Wachhaus auf der Römerbaustelle Aliso am LWL-Römermuseum in Haltern (Kreis Recklinghausen). Exklusiv erhalten die Spielenden an den „Escape Aliso-Tagen“ am 8. Dezember zusätzlich eine kostenfreie Führung durch das Römermuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) – aber erst, wenn ihnen die Flucht vor den belagernden Germanen gelingt. Im Museum erkunden sie dann die Originalfunde, die als Vorbilder für die Einrichtung und Ausstattung des Wachhauses dienten. Buchungen sind noch bis zum 5. Dezember möglich.

Das Spiel
In einem Römerlager an der Lippe vor 2.000 Jahren: Die Teilnehmenden gehören zu den letzten Legionären, die in Aliso, so der Name des Lagers, die Stellung halten. Sie werden von Germanen belagert, die die Versorgungswege abschneiden. Die Nahrung wird knapp und die Hoffnung auf einen Sieg schwindet.

Dann gibt der Centurio den Auftrag: Die Gruppe soll aus dem Lager entkommen. Einen entsprechenden Fluchtplan hat er bereits vorbereitet, denn die Kämpfe vor den Toren von Aliso kippen zusehends zu Ungunsten der Römer. Um das Blatt nun noch zu wenden, bedarf es einer wohldurchdachten List.

Buchungen sind jeweils um 10, 11.30, 13, 14.30 und 16 Uhr möglich (Dauer insgesamt zwei Stunden).
Am Spiel teilnehmen können zwei bis sechs Personen, empfohlenes Mindestalter ist 14 Jahre. Das Spiel dauert etwa 60 Minuten.

Weitere Informationen und Tickets gibt es im Internet unter unter https://www.escape-aliso.de.


Nicht nur ein Militärlager

Doch schon damals war Haltern nachweislich mehr als nur ein einfaches militärisches Legionslager. Die Archäologen und Archäologinnen sind sich sicher, dass hier ein zentraler Verwaltungsstandort eingerichtet werden sollte. So sind durch Gräberfunde die Anwesenheit von Zivilisten und Zivilistinnen sowie Handwerkern und Handwerkerinnen nachgewiesen. Ebenso wurde hier Eisen verarbeitet und besondere Keramik, die Terra Sigillata, produziert und exportiert. Ausgräber und Ausgräberinnen fanden auch ein Hauptlager, mehrere Marsch- und Feldlager, eine Töpferei und ein Gräberfeld nördlich der Lippe sowie eine Marinebasis am Ufer. Schon 1838 machte der preußische Major Friedrich Wilhelm Schmidt am Annaberg eine militärische Siedlung der Römer ausfindig. Noch bis heute finden mit kleineren Unterbrechungen größere und kleinere Ausgrabungsaktionen in Haltern und der Umgebung statt. Obwohl 1987 das Gebiet unter Denkmalschutz gestellt wurde, dürfen durch Baumaßnahmen oder Zerstörung bedrohte Teilgebiete von Archäologen und Archäologinnen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe untersucht werden. Somit wurde schon ein Viertel des Hauptlagers erfasst und historische Funde datiert. Der „Haltern-Horizont“ gilt als der zeitliche Ausgangspunkt aller Funde Europas, Nordafrikas und Vorderasiens und ist mit seiner Bedeutung unter den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen aus aller Welt bekannt. Auch der Durchbruch der modernen Ausgrabungstechnik lässt sich auf Haltern zurückführen, denn hier erforschte man erstmals den sandigen Boden nach Verfärbungen und versuchte sie zu interpretieren. So entstanden ganze Grundrisse von Häusern und Befestigungsgräben aus der damaligen Zeit.

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Geschichte zum Anfassen im Römermuseum

Vor genau 114 Jahren fanden die ersten Ausgrabungen statt, doch zunächst konnte nur ein provisorisches Museum in einer alten Rektoratsschule eingerichtet werden. Es folgten ein Neubau, das „Römisch-Germanische Museum“, sowie dessen Zerstörung 1945 bei einem Bombenangriff. Erst 1985 fand man eine dauerhafte Lösung und eröffnete somit 1993 das LWL-Römermuseum in Haltern am See. Es wurde entlang der ehemaligen Befestigungsanlagen errichtet und die spitzen Oberlichter auf dem begrünten Dach erinnern an die Zelte der Legionäre. Im LWL-Römermuseum wird die 28-jährige Geschichte der Römerlager an der Lippe in einem modernen Museum präsentiert. Anhand vielfältiger Exponate wird die römisch- germanische Geschichte lebendig erzählt. Anfassen und mitmachen wird dabei im LWL-Römermuseum in Haltern groß geschrieben: Der Besucher kann hier mit dem Griffel Worte in das Wachs einer Schreibtafel ritzen oder die Strapazen der Legionären in Form des schweren Marschgepäcks auf dem Rücken nachvollziehen.

Vielfältige Sonderveranstaltungen

Neben frei ausgestellten Großexponaten, wie z. B. einem Legionärszelt, runden Vitrinen, Ton- und Videodokumente das lehrreiche Angebot ab. Dass auch Geschichte spannend und aktuell sein kann, zeigt die „Tagesschau“ aus dem Jahr 4 n. Chr., wo die lateinischen Begriffe hier keinesfalls das Studium der toten Sprache fordern, da alle Originalschriftzüge übersetzt sind. Insgesamt ergibt sich aus der Gesamtkomposition ein interessantes Bild der Römerzeit in Germanien.
Museumspädagogik wird im LWL-Römermuseum ein hoher Stellenwert eingeräumt. Vielfältige Sonderveranstaltungen wie Filmvorführungen, Brot und Spiele, Sonderführungen und Workshops runden das Angebot ab. Das LWL-Römermuseum in Haltern am See ist sowohl für Erwachsene als auch für Kinder ein spannendes Erlebnis und unbedingt zu empfehlen!

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Römerpark Aliso

Im April 2012 begannen die Arbeiten am neuen 4,8 Hektar großen „Römerpark Aliso“. Die Archäologen wollten den wichtigsten Militärkomplex der Römer rechts des Rheins nicht nur ausgraben, sondern anschließend auch zum Teil rekonstruieren. Im Sommer 2016 ist der neue Römerpark Aliso eröffnet worden und lädt seitdem zu einer weiteren Erkundungstour ein.

Neues Angebot für gehörlose Menschen

„Inklusion von Menschen mit Einschränkungen“ – unter dem Motto steht der neue Video-Guide für die Römerbaustelle Aliso. Der Video-Guide ist speziell für Gehörlose entwickelt worden mit dem Ziel jedem Menschen möglichst genau die gleichen Informationen zur Ausstellung zugänglich zu machen. Der Video-Guide wird auch nicht von irgendwem geleitet, sondern von Lucius Caedicius persönlich. Eingekleidet in Tunika und Legionärskleidung macht sich Lucius gemeinsam mit den Menschen auf Tour durch den Römerpark. Diese Neuheit ergänzt das bereits bestehende Angebot für Gehörlose im LWL, ist aber auch von Menschen ohne diese Einschränkung nutzbar. Einfach Kopfhörer anschließen und Lucius Caedicius folgen.

Tipp: Wenn Sie nach Haltern am See kommen, sollten Sie nicht den Stausee, die Stever oder die Westruper Heide verpassen. Wenn Sie sich für die römisch-germanische Geschichte interessieren, sollten Sie unbedingt auch den Archäologischen Park Xanten besuchen!


LWL Römermuseum Haltern am See

Weseler Str. 100
45721 Haltern am See
Tel: 02364 9376-0
Email: lwl-roemermuseum@lwl.org

Anfahrt:
A43, Abf. Haltern am See, bzw. B58 nach Haltern am See, von dort circa 1,5 km Richtung Innenstadt

Öffnungszeiten:
LWL-Römermuseum:
Dienstag bis Freitag 9 – 17 Uhr
Samstags, Sonntags und Feiertage 10 – 18 Uhr
Montags, am 24.12., 25.12., 31.12. und 01.01. geschlossen

Römerbaustelle Aliso:
24.03.-27.10. geöffnet

Eintrittspreise:
Erwachsene: 7 Euro
Erwachsene in Gruppen ab 16 Personen: 6 Euro
Kinder und Jugendliche (bis 17 Jahre): frei
Ermäßigungsberechtigte: 3,50 Euro

Kostenfreier Eintritt:
Inhaberinnen und Inhaber von RUHR.TOPCARDS erhalten einmalig freien Eintritt.
Inhaberinnen und Inhaber von LWL/LVR MuseumCards erhalten freien Eintritt.
Am 19.05.2024 (Internationaler Museumstag)
Am 08.09.2024 (Tag des offenen Denkmals)

Weitere Informationen hier und hier.

(Stand: Juli 2024, Angaben ohne Gewähr)

Foto 1 & 3: LWL/Hähnel
Foto 2: LWL

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