Parkgelände Bild: Thomas Berns

Landschaftspark Duisburg-Nord

Kilometerlange Rohre führen durch endloses Grün und riesige Hochöfen ragen wie Kolosse in die Höhe: Wo einst die Schornsteine rauchten und der Himmel glühte – der Landschaftspark Duisburg-Nord ist der Prototyp unter den Industriedenkmälern im Ruhrgebiet!

Parkgelände 
Bild: Thomas Berns
Das Parkgelände des Landschaftsparks Duisburg-Nord hat viel Natur zu bieten (Bild: Thomas Berns)

[ruhr-guide] In den 70er Jahren, wenn man Sonntags die Verwandtschaft in Duisburg-Meiderich besuchte, wurde es bald unangenehm im Auto, und kurz vor dem Ziel war es ratsam, die Fenster zu schließen und das Atmen einzustellen. Das ist heute Geschichte, denn was noch vor 30 Jahren zur Identität des Duisburger Nordens gehörte, hat sich in den letzten Jahren zum interessantesten Landschaftspark des Ruhrgebiets entwickelt. Industriegeschichte, Natur, Kultur und Sport sind hier ganzjährig und rund um die Uhr bei freiem Eintritt zu erleben.

Die Natur hat sich ihren Raum zurückerobert

Als nach über 80 Jahren härtester Arbeit im Hüttenwerk 1985 die letzte Schicht gefahren wurde, begann zunächst der Verfall und die Natur eroberte sich ihren Raum zurück. Die entstandene Industriebrache von über 200 Hektar verdankt ihre Erhaltung und Nutzung als Erlebnispark engagierten Bürgerinnen und Bürgern, die sich gegen den geplanten Abriss der Anlage wehrten. Zwischen den Stadtteilen Meiderich und Hamborn entstand so von 1990 bis 1999 der Landschaftspark als Projekt der Internationalen Bauausstellung IBA Emscherpark.

Am Eingang des Landschaftsparks empfängt ein kleines Pförtnerhäuschen aus der Industriezeit den Industriefreund. Vor dem Rundgang empfiehlt sich ein Besuch des Besucherzentrums im ehemaligen Hauptschalthaus. Bewaffnet mit Kartenmaterial und Informationen zu Freizeitmöglichkeiten und vielleicht gestärkt durch eine Tasse Kaffee kann das Abenteuer Industriekultur beginnen, denn in den verschiedenen Gebäuden und ehemaligen Werksanlagen wird die industrielle Vergangenheit des Ruhrgebiets erlebbar. Im Besucherzentrum gibt es auch Parkpläne, Veranstaltungstickets und einzigartige Souvenirs. Außerdem starten hier die Führungen durch den Park. Das Besucherzentrum ist montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr sowie samstags, sonntags und an NRW-Feiertagen von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

Atemberaubender Blick vom Hochofen 5

Aussichtsplattform
Bild: Thomas Berns
Von der Aussichtsplattform bekommt man einen wunderbaren Blick über die Gegend (Bild: Thomas Berns)

Spannend und das unangefochtene Highlight ist der Hochofen 5, der nach seiner Stilllegung „besenrein und anblasefähig“ hinterlassen wurde. Über verschiedene Treppen gelangt der Besucher in das Innere des Stahlgiganten und kann in der Gießhalle mit dem Abstichloch die einst bis zu 2.000 Grad heiße Arbeitsstätte voll einsehen. Zu sehen ist noch der sogenannte Formsand, durch den das Roheisen in die Torpedowagen floss. Einige Etagen höher bietet die Aussichtsplattform nicht nur einen fantastischen Blick über das ehemalige Industriegelände, sondern auch über den gesamten Duisburger Norden. Auf Informationstafeln erfährt man alles über die einzelnen Arbeitsschritte in einem Hüttenwerk und die dafür notwendigen Anlagen.

Spiel, Spaß, Sport im Landschaftspark

Klettergarten
Bild: Thomas Berns
Kletterspaß im Landschaftspark Duisburg-Nord dank des Klettergartens (Bild: Thomas Berns)

Hinter dem Hochofen 5 wurde der natürliche Wildwuchs nach der Stilllegung zurückgeschnitten und kleine Spieloasen für die ganze Familie sowie der Eingang zur Wildnis geschaffen. Dieser liegt in einer Geländemulde zwischen den Resten einer heute unbewohnten Straße und einem Bahndamm und entstand durch den Bau der Autobahnen 42 und 59 lange vor der Stilllegung der Industrieanlagen. Heute ist die Wildnis ein wertvolles Biotop, in dem sich zahlreiche Vogelarten angesiedelt haben.
Vorbei an überwucherten Gleisanlagen und mächtigen Möllerbunkern trifft man plötzlich auf Sportler mit langen Seilen und Helmen, denn Klettern wird im Landschaftspark groß geschrieben. Während sich die Duisburger Sektion des Deutschen Alpenvereins einen eigenen Klettergarten verwirklicht hat, klettern Normalsterbliche stilecht an den steilen Wänden und den erhaltenen hohen Türmen der Industrieanlagen. Auch in der Gießhalle 2 kann man sich über wackelige Hängebrücken wagen, bei zuckenden Lichtern über Seile und schwebende Autoreifen balancieren. Denn statt von Baum zu Baum zu klettern, geht es in diesem Hochseilgarten in und um die Halle herum. Dass beide Varianten Mut erfordern, versteht sich von selbst, wird aber mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt.
Eine ganz besondere Art der Umnutzung stellt der ehemalige Nassgasometer dar. Mit einem Fassungsvermögen von 21 Millionen Litern Wasser entstand hier ab Mitte 1996 das größte Tauchtrainings- und Ausbildungszentrum Europas. Das Tauchbecken ist 13 Meter tief, auf dem Grund liegt ein 11 Meter langes Schiffswrack. Daneben gibt es zwei versunkene Autowracks und ein künstliches Riff zu entdecken.

Spektakuläre Lichtinszenierung

Lichtinstallation
Bild: Thomas Berns
Lichtinstallationen im Landschaftspark Duisburg-Nord mit spektakulärer Lichtinszenierung (Bild: Thomas Berns)

Richtig spannend, wenn nicht gar romantisch, wird es im Landschaftspark Duisburg-Nord immer nach Einbruch der Dunkelheit. Die spektakuläre Lichtinszenierung des Künstlers Jonathan Park taucht die Hochöfen in bunte Farben. Während montags bis donnerstags nur die drei Schornsteine der Anlage angestrahlt werden (derzeit wegen Wartungsarbeiten nicht möglich), wird freitags, samstags, sonntags, an Feiertagen und an Vorabenden von Feiertagen das volle Programm gezeigt.

Gebläsehalle als Kulturzentrum

Zum ehemaligen Hüttenwerk gehören neben Hochöfen, Gleis- und Bunkeranlagen zahlreiche Hallen zur Energieerzeugung wie die Kraftzentrale und der architektonisch bemerkenswerte Komplex der Gebläsehalle. Dass für die Produktion von 1.000 Tonnen Roheisen pro Tag drei Millionen Kubikmeter Wind benötigt wurden, wird in der Gebläsehalle des Dampfgebläsehauses durch vier erhaltene Elektroturbogebläse demonstriert. Beide Hallen, Kraftzentrale und Gebläsehalle, dienen heute als Veranstaltungsort für Großveranstaltungen unterschiedlichster Art. Die Besonderheit der überdimensionalen Kraftzentrale liegt beispielsweise in ihrer modernen Ausstattung. Für die Ruhrtriennale wurde die Gebläsehalle bereits zu einem Theater mit fester Bühne umgebaut. Für Konzerte, Theater und das Open-Air-Kino im Sommer steht die Gießhalle des Hochofens 1 zur Verfügung. Sie ist mit einer großen Tribüne und einem ausfahrbaren Dach ausgestattet.

Der digitale Führer durch den Landschaftspark

Ab Mai 2023 gibt es den digitalen Führer für den Landschaftspark! Die Nutzung dieser App-Anwendung ist kostenlos und kann sowohl im Apple App-Store als auch im Google Play-Store heruntergeladen und zu Hause oder vor Ort genutzt werden. Ziel der App ist es, Inhalte über den Landschaftspark verständlicher darzustellen. Um dies zu erreichen, gibt es zum Beispiel „einfach erklärte“ Texte, die die Veränderungen der Bauwerke und der Landschaft im Laufe der Jahre erklären. Darüber hinaus gibt es interaktive Angebote wie eine Schatzsuche oder ein animiertes Zeitreisemodell eines Hochofens. Zusätzlich zu den bisherigen Führungen bietet die App eine 3D-Karte, die die Erkundung des Geländes erleichtert. Der digitale Reiseführer enthält außerdem Entdeckungstouren mit bewegten Bildern und bietet Informationen zu Orten und Themen der Industriekultur.

Ganz nach dem Motto „Entdecken, Staunen und Erleben“ kann der Landschaftspark Duisburg-Nord erkundet werden. Es gibt eine spannende Entdeckungsreise durch das alte Hüttenwerk – auch der Hochofen, der Gasometer und die Gießhalle warten neben vielen anderen spannenden Orten auf die Besucherinnen und Besucher des Landschaftsparks Duisburg-Nord. Auch anstehende Veranstaltungen wie Festivals, Messen, Sport- und Kulturevents verpasst man mit der App nicht mehr – denn diese werden im Kalender der App angezeigt. Auch in Sachen Wetter ist man mit dem digitalen Reiseführer immer auf dem Laufenden – nicht nur das Wetter wird angezeigt, sondern auch die tagesaktuellen Führungen des Landschaftsparks.
Kleiner Tipp am Rande: Vor Ort kann man sich im Bereich des zentralen Messhauses ins WLAN einloggen, alternativ kann man die App natürlich auch schon zu Hause installieren. Am besten bringt man für die Entdeckungstour Kopfhörer mit, um die Videos der App ungestört hören zu können. Viel Spaß bei der (digitalen) Erkundung des Landschaftsparks Duisburg-Nord!

Insgesamt ist der Landschaftspark Duisburg-Nord eines der ungeschlagenen Highlights im Ruhrgebiet und das perfekte Ausflugsziel für die ganze Familie. Wer vom Landschaftspark nicht genug bekommt, kann sich in der Alten Verwaltung einquartieren: Das Deutsche Jugendherbergswerk betreibt hier ein Jugendgästehaus mit rund 140 Betten.


Landschaftspark Duisburg-Nord

Emscherstraße 71
47137 Duisburg
Tel.: 0203-4 29 19 19

Fotos: Thomas Berns

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