Siedlung Teutoburgia

In Herne-Börnig findet sich auf der Route der Industriekultur ein beeindruckendes Beispiel für eine Arbeitersiedlung. In unmittelbarer Nähe zur ehemaligen Zeche Teutoburgia entstand die Siedlung nach dem Vorbild der so genannten Gartenstadt. Viel Grün, geschwungene Straßen und großzügige Plätze laden zu einer interessanten Besichtigung.

Herne Zechensiedlung Teutoburgia
Bild: OLFF APPOLD www.olffappold.com, Ruhr Tourismus GmbH
Die Häuser in der Siedlung Teutoburgia sind von der Architektur her sehr besonders und stehen unter Denkmalschutz (Bild: OLFF APPOLD www.olffappold.com, Ruhr Tourismus GmbH)

[ruhr-guide] Neben der Margarethenhöhe in Essen wird die Siedlung Teutoburgia stets als herausragendes Beispiel der Gartenstadtarchitektur im Ruhrgebiet angeführt – zu Recht. In unmittelbarer Nähe zur Zeche Teutoburgia entstand zwischen 1909 und 1923 das Quartier für die Arbeiter und Beamten – initiiert von der Gewerkschaft der Zeche. Der ausführende Architekt Berndt entwarf die Siedlung mit 136 Gebäuden und 459 Wohnungen nach dem Vorbild der aus England kommenden Gartenstadtbewegung – und die wichtigsten Gestaltungselemente sowie das erdachte „Musterbild humanen sozialen Wohnens“ wurden in der Siedlung Teutoburgia verwirklicht.

Der Unterschied zur Margarethenhöhe

Ursprünglich war die Hauptachse der Siedlung, die Baarestraße, auf das heute nicht mehr vorhandene Werkstor ausgerichtet. Von dieser Allee abzweigend führen die kleineren Radialstraßen geschwungen durch die gesamte Siedlung. Die Häuser liegen hier in einer Flucht aufgereiht parallel zu den Straßen, und darin unterscheidet sich Teutoburgia von der Margarethenhöhe, dennoch unterscheiden sie sich durch die abwechslungsreiche Gestaltung der Gebäude. Insgesamt vier Grundtypen auf denen die insgesamt 21 Hausentwürfe aufbauen, kann der aufmerksame Besucher in der Siedlung auffinden – überwiegend für 2 oder 4 Familien. Hieran lässt sich noch die soziale Hierarchie der Bewohner von einst ablesen. Aufwendige Dachformen, sich abwechselnde Putz- und Fachwerkflächen in der Fassadengestaltung sowie Eingangsloggien sorgen für den Charme der Siedlung Teutoburgia.

Entstehung und Erhaltung

Ein Haus in der Zechensiedlung Teutoburgia
Bild: OLFF APPOLD www.olffappold.com, Ruhr Tourismus GmbH
Der Aspekt der Natur spielt mit besonderen Gärten in der Siedlung Teutoburgia in Herne eine große Rolle (Bild: OLFF APPOLD www.olffappold.com, Ruhr Tourismus GmbH)

1918, nach Ende des Ersten Weltkriegs, wurde der Teutoburgia-Hof erbaut. Damals wie heute ist er Mittelpunkt der Siedlung, der sich mit seiner Blockbebauung als geschlossene Wohnanlage darstellt, aber etwas vereinfachte Bauformen zeigt. Und dies ist wiederum ein Element der Gartenstadtidee: Die Siedlung ist zugleich Privatsphäre wie auch kommunikationsstiftend. Hier kennt man sich, das ist auch heute noch so, und das macht die Siedlung im 21. Jahrhundert zum bevorzugten Wohnviertel. Kurz nach der Fertigstellung der Siedlung Teutoburgia wurde das Bergwerk auch schon wieder stillgelegt. Das Grubenfeld und ein Teil der Belegschaft wurden von der in Castrop-Rauxel ansässigen Zeche Erin übernommen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges baute man eine neue elektrische Fördermaschine ein und förderte für kurze Zeit mehr als 1.000 Tonnen Kohle am Tag. Die Übernahme der Siedlung durch die VEBA AG bescherte den Bewohnern in den 80er Jahren ein Dauerwohnrecht und die Garantie, dass Teutoburgia nicht abgerissen würde. Zu dieser Zeit fanden erste Besprechungen zur Erhaltung der Siedlung unter architektonischen, städtebaulichen, denkmalpflegerischen und stadthistorischen Gesichtspunkten statt. Das komplette Bauvorhaben ging 1989 in das IBA Emscher Park Projekt ein, wodurch die denkmalpflegerischen Aspekte gesichert wurden.

Restaurierung und Entstehen des KunstWaldes

Bis Mitte der 90er Jahre wurde die Siedlung Teutoburgia also restauriert und man achtete peinlichst darauf, das vorhandene Idyll zu erhalten und einen hohen Wohnstandard zu gewährleisten. Dennoch handelten Bewohner, Eigentümerin, Denkmalbehörde und IBA Kompromisse aus: So finden sich beispielsweise auf den Häusern innerhalb des Teutoburgia-Hofes Tonziegel-Dächer und Holzsprossenfenster, außerhalb aber die kostengünstigeren Betonpfannen und Kunststoff-Isolierfenster. Neben dem erhaltenen Förderturm der ehemaligen Zeche Teutoburgia und der Maschinenhalle entstand mit dem KunstWald Teutoburgia, dank der Initiative des Klangkünstlers Christof Schläger, ein Ort im Spannungsfeld von Wohnen, Arbeit und Kunst. Der Kommunalverband Ruhrgebiet und das Land investierten damals 700.000 Mark in die Umgestaltung des 5,5 Hektar großen Geländes, für weitere 2,4 Millionen Mark konnten der Förderturm und die Maschinenhalle restauriert werden. Heute ist der Garten ein „klingender Duftgarten“, zu dem 10 Künstler Ideen lieferten. Empfangen wird der Besucher von einem 12 Meter hohene Stahlkoloss, der „Fußgänger“ ist mit Wein zugerankt und soll den Prozess der Veränderung sichtbar machen. Der „Obelisk“ steht im Mittelpunkt und wirkt wie ein mystischer Ort. Rund um das Endgasungsventil, über dem 1. ehemaligen Schacht, gruppieren sich im Wechsel 8 Quader und Eiben. Insgesamt wurden 6000 Gehölze neu geplanzt und ein 700 Meter langes Rad- und Wandernetz gebaut, welches den Anschluss an den Emscher Park Rad-und Wanderweg sichert.


Siedlung Teutoburgia

Anfahrt mit dem PKW:
Die Siedlung Teutoburgia erreicht man über die A42, Ausfahrt Herne-Börnig (24). Über die Sodinger Straße in Richtung Börnig/Sodingen ist man in wenigen Minuten vor Ort. Parken kann man an der Castroper Straße in Höhe der Sodinger Straße.

KunstWald Teutoburgia

Der KunstWald ist ein Baustein im Regionalen Grünzug E des Emscher Parks an der Stadtgrenze von Herne zu Castrop Rauxel.
Anfahrt mit dem PKW:
Autobahn 42, Abfahrt Herne-Börnig, Sodinger Straße, links in die Schadeburgstraße abbiegen.

Fotos: OLFF APPOLD www.olffappold.com, Ruhr Tourismus GmbH

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