Der Mythos der Varusschlacht fasziniert die Menschen seit dem 16. Jahrhundert. Bei Kalkriese im Osnabrücker Land hat man vermutlich den so verzweifelt gesuchten Ort der Schlacht gefunden. Ein modernes Museum und der archäologische Park zeigen, wie es den germanischen „Barbaren“ gelang, die römische Großmacht zu besiegen. Ein spannender Tagesausflug nicht nur für Familien!
[ruhr-guide] Wurde die Varusschlacht nicht im Teutoburger Wald sondern in der Kalkrieser-Niewedder Senke geschlagen? Ist endlich der Fundort der Schlacht entdeckt worden, die über die Epochen Dichter, Denker und Historiker so sehr beschäftigte? Jahrhunderte lang gab es unzählige Spekulationen und Theorien, wo die berühmte Varusschlacht denn stattgefunden haben könnte. Nun ist sich die Wissenschaft ziemlich sicher, im Osnabrücker Land, genauer gesagt am Wiehengebirge, endlich fündig geworden zu sein. Zumindest lässt sich mit einiger Sicherheit sagen, dass hier um 9 n. Chr. eine Schlacht zwischen Germanen und Römern stattfand. Ob es tatsächlich die Varusschlacht war, deren Überreste in Kalkriese zu bestaunen sind, ist bis heute allerdings noch nicht zweifelsfrei geklärt. Das tut der Faszination von Museum und Archäologischem Park allerdings keinen Abbruch. Auch wenn Kalkriese im Osnabrücker Land ca. 1,5 Stunden vom Ruhrgebiet entfernt ist, lohnt sich die Anreise für den historisch interessierten Besucher allemal.
Die entscheidende Schlacht
Sicher ist allerdings, dass die Varusschlacht im Jahre 9, als der Cheruskerfürst Arminius den Publius Quinctilius Varus, zu damaliger Zeit der Statthalter Germaniens, und seine drei Legionen vernichtete, von großer historischer Bedeutung ist. „Varus, Varus gib mir meine Legionen wieder“ soll damals Kaiser Augustus geklagt haben, als die Nachricht von der vernichtenden Niederlage Rom erreichte. Mit dieser entscheidenden Schlacht, bei der 10.000 Römer ihr Leben ließen, hatten auch die Ambitionen des Römischen Reiches, die rechtsrheinischen Gebiete ins Imperium zu integrieren, einen entscheidenden Rückschlag erlitten. Die ersten entscheidenden Hinweise auf die Varusschlacht bei Kalkriese entdeckte der Engländer Tony Clunn im Jahr 1987, als er in Kalkriese auf römische Münzen und Wurfgeschosse stieß. Zuvor hatte schon der berühmte deutsche Historiker Theodor Mommsen hier bedeutende Kampfhandlungen vermutet – am Ende des 19. Jahrhunderts. Zwei Jahre nach den Funden des englische Offiziers begannen die systematischen Ausgrabungen. Im Jahr 2000 wurde dann der Archäologische Park Kalkriese eröffnet.
Den Spuren der Schlacht nachspüren
Zwei Jahre später öffnete das neue und größere Museum seine Pforten für die zahlreichen Besucher. Hier findet sich in einem futuristisch anmutendem Gebäude die Dauerausstellung zur Varusschlacht. Betritt man die Ausstellungsräume im Turm, erwartet den Besucher in einer Art Schleuse schon eines der Highlights: An den Wänden belauern und bewegen sich plötzlich fotorealistisch Germanen und Römer – je nach Standort des Betrachters. Folgt man weiter dem Rundgang, erfährt man einiges über unser Vorfahren. Die Ausstellung ist besonders für Kinder spannend gestaltet. Moderne Technik lässt hier sogar Arminius und Varus Streitgespräche führen. Den Aufstieg zur Turmplattform – es fährt auch ein Aufzug hinauf – sollte man sich nicht entgehen lassen. Unterwegs wird man über den Mythos Hermann informiert und genießt anschließend einen fantastischen Blick über die Kalkrieser-Niewedder Senke. Einzig die Vorgeschichte der Varusschlacht hätte mehr Raum im Museum finden sollen. Im Eingangsgebäude des Museums finden regelmäßig Sonderausstellungen statt. Hier können auch diverse Mitbringsel von Met bis zur Fachliteratur erworben werden.
Der Archäologische Park
Nach dem Besuch der Ausstellung können Sie in dem weitflächigen Außenbereich den Spuren der Schlacht folgen. Der Weg der Römer wurde hier mit Stahlplatten ausgelegt, während die geheimen Pfade der Germanen in den Wäldern, aus denen sie die römische Marschkolonne angriffen, mit Spänen nachgezeichnet wurden. Sehr sehenswert sind auch die Nachbauten der germanischen Wallanlagen, hinter denen sich die Krieger verschanzten. Dem Park und Museum Kalkriese gelingt es auf einzigartige Weise, den Besucher mit in die Vergangenheit zu nehmen und den Mythos der Varusschlacht nahe zubringen.
So finden sich auf dem Weg der Römer drei ungewöhnliche Pavillons. Der Pavillon des Sehens, der Pavillon des Hörens und der Pavillon des Fragens! Sie machen die Umgebung heute und vor 2000 Jahren für den Besucher erlebbar und regen zum Denken über den Krieg und seine Notwendigkeit im Allgemeinen an. Neugierig geworden? Für abenteuerlustige Besuchergruppen bietet ein Hochseilgarten spannende Ausblicke auf das Schlachtfeld – natürlich nur nach vorheriger Anmeldung.
Tipp:
Besuchen Sie doch auch die Dörenther Klippen, wenn Sie sich schon auf den Weg nach Osnabrück machen! Auch der Archäologische Park in Xanten ist ein Muss für jeden historisch Interessierten.
Oder nehmen Sie direkt vor Ort aneinem Workshop teil.
Museum und Park Kalkriese
Venner Straße 69
49565 Bramsche
Öffnungszeiten:
Nov – Mär:
Di bis So 10 – 17 Uhr
Apr – Okt:
Di – So: 10 – 18 Uhr
Mo: geschlossen
An Heiligabend und Silvester ist geschlossen.
Am 1. und 2. Weihnachtstag und an Neujahr ist von 10:00 bis 17:00 Uhr geöffnet
Eintrittspreise:
Öffentliche Führung
Sonntag 11:00 Uhr
Dauerausstellung und Sonderausstellung:
Erwachsene 12 €
Ermäßigt 9 € (Kinder bis 16 Jahre, Schüler/Studenten und Behinderte)
Familien 25 € (für zwei Erwachsene und zwei Kinder)
Dauerausstellung (in Zeiten ohne Sonderausstellung):
Erwachsene 9,50 €
Ermäßigt 6,50 € (Kinder bis 16. J., Studenten und Behinderte)
Familien 20 € (für zwei Erwachsene und zwei Kinder)
Jahreskarte 2024:
Familien: 60 €
Einzelpersonen: 30 €
Kinder unter sieben Jahren haben freien Eintritt!
Das Gelände ist für Rollstuhlfahrer zugänglich.
Anfahrt:
A1 Abf. Bramsche, auf B218 Richtung Minden, auf Beschilderung achten
(Stand: Jan 2024, Angaben ohne Gewähr)
Fotos: Hermann Pentermann / Varusschlacht im Osnabrücker Land, Thomas M. Weber / Varusschlacht im Osnabrücker Land