Die Geschichte Essens ist auch die Geschichte seiner starken Frauen. Dies zeigt ein Besuch von Dom und Domschatzkammer in der Essener Innenstadt. Hier präsentieren sich Stadt- und Kirchengeschichte im Spiegel prunkvoller Schätze.
[ruhr-guide]
Um das Jahr 845 gründete der sächsische Adelige Altfrid auf dem Gut Astnide einen Frauenstift. Dies war der Beginn der Geschichte Essens, denn aus Astnide sollte über das lateinisierte Assindia schließlich der heutige Name Essen hervorgehen. Im Zuge der Säkularisation wurde das Frauenstift 1803 aufgelöst. In den dazwischen liegenden knapp 1000 Jahren haben die Äbtissinnen des Frauenstifts die Stadtgeschichte entscheidend mitgeprägt. Essen wäre heute ohne die lange Reihe seiner starken Regentinnen nicht denkbar. Zeugnisse dieser langen Epoche weiblicher Macht gibt es u. a. in der Domschatzkammer in der Essener Innenstadt zu besichtigen. Die Domschatzkammer birgt eines der wichtigsten Kapitel Essener Geschichte und ist bewegtes und auch kunstgeschichtlich hochinteressantes Zeugnis der starken Essener Frauen.
Zahlreiche Reliquien
Zahlreiche Reliquiare finden sich hier ebenso wie prächtige Vortragekreuze und goldene Buchdeckel. Auch die Essener Schutzpatrone Cosmas und Damian sind hier in ihren Reliquien gegenwärtig. Die beiden Ärzte nahmen für ihre Heilkunst kein Entgelt und bekehrten auf diese Art und Weise viele Menschen zum christlichen Glauben. Da dies den römischen Machthabern im 3. Jahrhundert nicht gefiel, wurden sie getötet und so zu Märtyrern. Ihre Reliquien wurden um 850 von Altfrid in das neu gegründete Frauenstift gebracht.
Die Kinderkrone von Otto III.
Viele weitere Zeugnisse erzählen von der engen Verbindung des Essener Frauenstifts mit dem ottonischen Königshaus, etwa die Kinderkrone, mit der 983 in Aachen der dreijährige Otto III. zum Mitregenten gekrönt wurde.
Die zahlreichen Kunstwerke wurden im Laufe der Jahrhunderte von den Frauen des Stiftes in Auftrag gegeben und dem Münster geschenkt. Aber auch Zeugen der jüngeren Kirchengeschichte Essens warten in der Domschatzkammer auf die Besucher, etwa der Bischofsring von Kardinal Hengsbach, in dem ein Stück Kohle eingearbeitet ist.
Die Goldene Madonna
Weit über die Grenzen Essens hinaus ist die Domschatzkammer aber vor allem wegen eines Objektes bekannt geworden: der Goldenen Madonna. Die Goldene Madonna ist die älteste bekannte Marienfigur überhaupt und wurde um 980 in der Regierungszeit der Essener Äbtissin Mathilde II. gestiftet. Sie ist das bedeutendste Kunstwerk des gesamten Ruhrgebietes. Im Bild der Goldenen Madonna wird Maria als Patronin des Bistums Essen verehrt. Die Madonna ist auch heute noch ein hochverehrtes Gnadenbild, täglich kommen zahlreiche Gläubige in das linke Seitenschiff des Essener Doms, um vor ihr zu beten.
Umfangreicher Umbau
Im Mai 2009 wurde die Essener Domschatzkammer nach einer 2 Jahre anhaltenden Bauphase wieder eröffnet. Durch den neuen Eingang der Schatzkammer sind weitere Ausstellungsräume entstanden. Eine eigene kleine Abteilung präsentiert jeweils die Skulpturen der Schatzkammer oder frühmittelalterliche Prunkstücke der Sammlung. Zudem widmet sich ein Raum der Geschichte des Essener Stiftes. Das neue Magazin, das Münsterarchiv: Urkunden und Akten des Essener Frauenstifts, haben hier einen Platz gefunden. Der Essener Domschatz ist nach dem Umbau auch für Rollstuhlfahrer zugänglich.
Domschatzkammer Essen
Burgplatz 2
45127 Essen
0201/2204206
www.domschatz-essen.de
Öffnungszeiten
Di bis So: 11 bis 17 Uhr
Eintrittspreise
Erwachsene: 5 Euro
Ermäßigung: 4 Euro
Kinder und Jugendliche (bis 18 Jahre): frei
2 Schätze – 1 Ticket: Domschatz Essen & Schatzkammer Werde 7 Euro
Jahreskarte: 15 Euro
Öffentliche Führung durch Dom und Domschatz
Essens Geschichte in einer Stunde – kompakt und spannend
Rundgang durch die Domkirche und ihre Schatzkammer
möglich Freitag – Sonntag
Auch individuelle Führungen möglich
(Stand: Dezember 2023, Angaben ohne Gewähr)
Fotos: 1 Domschatz Essen/Jens Nober, 2 Domschatz Essen/Nicole Cronauge, 3 Domschatz Essen/Anne Gold