Das LWL-Museum für Archäologie beherbergt seit dem 17. Mai 2015 rund 250 Exponate, die dem Thema Aberglaube von einer ganz anderen Richtung auf den Grund gehen. In frühen Zeiten haben unsere Vorfahren ganz ohne Parameter und Mikrosensoren die Erklärungen für Blitze, Krankheiten und Ernteausfälle gefunden. Man konnte nicht wissen, was in der Wolkendecke vorging, aber man konnte glauben, dass eine übersinnliche Macht die Naturgewalten befehligte.
[ruhr-guide] Was war zuerst da, das Wissen oder der Glaube? Die Antwort scheint klar, natürlich der Glaube. Archäologische Funde bestätigen, dass auch die Germanen in ihrem Glauben auf Irrwegen wandelten. In Beelen im Kreis Warendorf fand man bei Ausgrabungen zahlreiche Gegenstände, deren Sinn uns heutzutage schleierhaft erscheint, so z.B. Orakelstäbchen aus Bronze. Je nach ihrer Anordnung konnte der Fachkundige deuten, was die Zukunft bringen würde. Solche übersinnlichen Fähigkeiten bewegen sich außerhalb des Normalen. Genauso wie die Priesterin, die unter dem Namen das Orakel von Delphi auch heute noch einen hohen Bekanntheitsgrad genießt. Damals wurden ihre Vorhersagen mit Ehrerbietung empfangen, heute wissen wir, dass sie schlicht unter Sauerstoffmangel halluzinierte. Aber was ist es, das uns Menschen an etwas glauben lässt? Ganz ohne Beweise akzeptieren Gläubige das Unfassbare. Aber wieso? Diesen und ähnlichen Fragen geht das Künstler-Duo Ines Braun und Iris Stephan auf den Grund.
Wie wir die Welt verstehen
Das Thema der Ausstellung wird sowohl von der wissenschaftlichen Seite, mit Hilfe von Ausgrabungsstücken untersucht als auch künstlerisch interpretiert. Die Ausstellunsmacherinnen platzieren ein übergroßes Ei auf einem Stuhl mit drei Beinen und lassen das Objekt auf den Betrachter wirken. Der skeptische Blick, der unsere westliche Gesellschaft seit der Aufklärung prägt, lässt uns schmunzeln. Die Aussage der Künstlerinnen scheint klar. Aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Mensch, auch wider alle Vernunft, an etwas glauben kann. Diese Eigenschaft macht Religionen erst möglich.
Einfach ohne Beweise oder Argumente an höhere Mächte glauben, das fällt manchen schwerer als anderen. Dennoch beschleicht uns ein ungutes Gefühl, wenn eine schwarze Katze von links unseren Weg kreuzt oder wir ausgerechnet am Freitag, dem 13. eines Monats zum Vorstellungsgespräch eingeladen worden sind. Diese Omen scheinen die Vorhut für schlimme Ereignisse zu sein. Viele suchen eine Ursache, wo nur der Zufall oder die Natur am Werke war. Doch auch die Phantasie kann Phänomene und kompliziere Zusammenhänge erklären, auch wenn nicht immer schlüssig. Und mit genauso viel Phantasie sollten sich die Besucher der Ausstellung die Kunstwerke ansehen aber dabei stets mit klarem Blick die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse der Moderne im Auge behalten.
Ungewöhnliches Konzept
Archäologie und Kunst zeigen im LWL-Museum in Herne wie wir Menschen vom Aberglauben, zum Glauben und zu reinem Wissen gelangten. Den Anfang machte dabei immer die Wahrnehmung unserer Umwelt und die Frage nach dem Warum.
Doch nicht nur das Thema ist ungewöhnlich auch der Eintrittspreis ist nicht wie üblich festgelegt, sondern wird von dem Besucher selbst bestimmt. Nach dem Motto „pay as you wish“ kann am „Wunschbrunnen“ ein Betrag für die Besichtigung der Ausstellung hinterlassen werden. Auch das Begleitbuch richtet sich an Interessierte, die auf der Seite „Startnext“ mit ihrem Beitrag den Druck finanziell unterstützen können.
LWL-Museum für Archäologie in Herne
Europaplatz 1
44623 Herne
Tel. 02323 94628-0
„AberGlaube“
17. Mai bis 1. November 2015
Eintritt & Öffnungszeiten
„pay as you wish“ am „Wunschbrunnen“
Di, Mi, Fr: 9 – 17 Uhr
Do: 9 – 19 Uhr
Sa, So, Feiertag: 11 – 18 Uhr
Fotos: 1. LWL/Stephan; 2. LWL/Schmidt