Von der Schachtel voll mit getauschten Fotografien bis zur Ausstellung im Folkwang Museum … Der Schweizer Fotograf, Gestalter und Verleger Ernst Scheidegger tauschte vor sechzig Jahren Presseaufnahmen aus aller Welt mit seinen Kollegen. Darunter sind Fotografien berühmter Mitglieder der Magnum Agentur, wie Robert Capa, Werner Bischof oder Henri Cartier-Bresson. Seine Sammlung bildet ein berührendes Portrait der Welt während und nach dem zweiten Weltkrieg. Die originalen Abzüge kann man vom 30. November 2013 bis zum 16. Februar 2014 im Museum Folkwang besichtigen.
[ruhr-guide] Alles fing an mit einer Schachtel voll Fotografien des Fotografen, Gestalters und Verlegers Ernst Scheidegger. In dieser bewahrte er seit Jahrzehnten Abzüge von alten Fotografien. Aber nicht irgendwelche Fotografien, sondern eine Sammlung verschiedenster Arbeiten berühmter Mitglieder der Agentur Magnum. Vor sechs Jahrzehnten begann der Schweizer fotografische Werke mit seinen Kollegen zu tauschen: Robert Capa, Werner Bischof, Henri Cartier-Bresson, Ernst Haas, George Rodger und David Seymour – allesamt berühmte Magnum-Fotografen – haben ihren Teil zu Scheideggers Sammlung beigetragen. Während viele dieser alten Abzüge heutzutage einen großen Wert haben, war damals ihr Tausch ein Freundschaftsbeweis unter den Kollegen.
Fotos mit Charakter
Heraus kam ein bewegendes Portrait der Welt während des zweiten Weltkrieges und der Zeit danach. Ausgewählte Bilder wurden schon vor sechzig Jahren in der Zeitschrift „Camera“ veröffentlicht, zusammen mit einem Artikel über die noch junge Magnum-Agentur.
Und auch heute präsentiert sich die Sammlung Ernst Scheideggers mit bekannten und berühmten Motiven, aber auch mit vielen Überraschungen. Anlässlich zum 90. Geburtstag Scheideggers am 30. November werden diese nun im Museum Folkwang ausgestellt.
Obwohl es sich meist um Pressebilder handelt, kann man originale, damals extra zum Ausstellen angefertigte Abzüge besichtigen, aber auch Bildbände und kleinformatige Fotos. Absichtlich wurden die Schwarzweiß-Bilder nicht unter Passepartouts gelegt oder starr im Rahmen befestigt – hier und da wellt sich das alte Papier oder man erkennt abgegriffene vergilbte Kanten. Die Abzüge sind im Museum Folkwang greifbarer und präsentieren sich so in ihrem vollen Charakter. Sie bilden einen starken Kontrast zur „körperlosen“ digitalen Fotografie der heutigen Zeit.
Ikonen der Fotografiegeschichte
Unter ihnen befinden sich Ikonen der Fotografiegeschichte des 20. Jahrhunderts, wie z. B. Robert Capas „Falling Soldier“ und weniger bekannte Bilder aus aller Welt. Sie dokumentieren Trauer, Leid und Erschöpfung, aber auch Hoffnung und Mut in einer zerstörten Welt zu Kriegszeiten. So findet man in der Sammlung Capas Aufnahmen aus dem japanisch-chinesischen Krieg von 1938 oder Bilder des in den 50ern weltberühmten Fotografen Henri Cartier-Bresson, der u. a. bei der Feuerbestattung Gandhis im Jahr 1948 mit dabei war. Werner Bischof, genau wie Scheidegger Schweizer, steuerte Aufnahmen aus Japan, Korea und Indien dazu, George Rodger welche aus dem Sudan. Ernst Haas hat einzigartige Momente in London und Wien festgehalten und David Seymour richtete seine Aufmerksamkeit auf Flüchtlingskinder. Hinzu kommen in der Ausstellung „Bilder unter Freunden – Die Sammlung Ernst Scheideggers“ einige Aufnahmen des Sammlers selbst, die sowohl zeitlich als auch thematisch die Ausstellung ergänzen.
Ernst Scheideggers Sammlung gibt einen humanistischen Blick auf das Leben während und nach dem Krieg auf der ganzen Welt und berühren, wie es nur historische Fotos können.
Aufnahmen aus einer Zeit, als jedes Foto einzeln bedacht wurde und nie gezeigte Szenarien der Welt mit Hilfe der aufstrebenden Pressefotografie öffentlich gemacht wurden.
Bilder unter Freunden – Die Sammlung Ernst Scheideggers
30. November 2013 – 16. Februar 2014
Museum Folkwang
Museumsplatz 1
45128 Essen
Foto 1: © Robert Capa / International Center of Photography / MagnumPhotos
Foto 2: © Werner Bischof / MagnumPhotos / Agentur Focus
Foto 3: © Henri Cartier-Bresson / MagnumPhotos / Agentur Focus
(kb)