RUHR.2010 auf dem Weg in die Stadt. Nach Grönemeier und Co. folgt nun eine Veranstaltungsreihe, die die Streetart weitab vom Ausverkauf ins offizielle Kulturprogramm adaptiert. Schon zur Eröffnung werden mehr als 20 Künstler und Künstlergruppen sämtliche Formen des so stark ausgereizten Begriffs vorstellen. Von Installationen über Streetwear bis hin zu rein typografischen Ausstellungen. Weiter geht es dann in drei Städten, knapp 5 Monate lang.
[ruhr-guide] Nachdem die Streetart von den Medien, der Werbung und der Textilindustrie entdeckt wurde, hätte man glauben können, der Hype zerstöre die Sache an sich. Doch hätte man es besser wissen müssen. Man hätte mit den kreativen Köpfen der Szene rechnen sollen und mit der Standhaftigkeit, die der jugendliche, urbane Ideenreichtum seit den 80ern mit sich bringt.
Am Ende hat man es zumindest besser gemacht, als mit New Rave und Antiimperialismus – man hat die Sache ausgearbeitet, erweitert und abstrahiert.
Concrete Playground zeigt, dass aus dem Begriff noch weit mehr zu holen ist, als sich die meisten wahrscheinlich hätten vorstellen können. Streetart scheint heute nicht mehr nur als Jugendkult zu gelten – Streetart ist in der Hochkultur angekommen und hat sich etabliert und das zeigt weniger der Einkauf renommierter Galerien, als die Qualität, die viele Künstler an den Tag legen.
Concrete Playground geht noch einen Schritt weiter.
Anders, als bei üblichen, meist selbst organisierten Ausstellungen in kleineren Ateliers vertieft das Kollektiv, bestehend aus den MacherInnen von Heimatdesign und den ehemaligen SchöpferInnen von streetwear today (Jiri M.R. Katter und 247STYLE.net), diese Veranstaltungen und betreiben nicht nur ein Meeting der Szene, sondern führen auch distanziertere Personen ein. So soll es etwa diverse DIY Workshops für Kinder und Jugendliche geben oder Präsentationen auf dem Juicy Beats Festival.
Doch heißt das nicht, dass die Veranstaltungen sich ausschließlich an das außen stehende Publikum richten. Geplant ist auch zum Beispiel ein Abend in der Essener Zeche Zollverein, an dem über rechtliche Konsequenzen, die mit Graffiti und Streetart einhergehen informiert wird.
Zudem ist noch die enorme zeitliche und räumliche Spanne hervorzuheben, mit der kaum eine andere Veranstaltungsreihe unter dem Deckmantel RUHR.2010 mithalten kann.
Die meist länger andauernden Ausstellungen, Live-Präsentationen, Vorträge und Workshops in Dortmund, Essen und Bochum ziehen sich über fast 5 Monate und machen es damit quasi unmöglich, das Programm von Concrete Playgrounds komplett zu verpassen, zumal der Eintritt für jede Veranstaltung, das Juicy Beats ausgeschlossen, frei ist.
Mehr als nur mit Sprühdose
Besonders das weite Spektrum der eingeladenen Künstlern verblüfft, denn bekanntere Artists wie D*Face sind genauso geladen wie die 68 jährige Dokumentarfotografin Martha Cooper.
Auch bei den abstrakten Installationen eines Clements Behr erscheinen sogar die sehr innovativen Paintings von den 44 Flavors fast klassisch. Und selbst diese lehnen sich die meiste Zeit ziemlich weit aus dem Fenster, wie diese auch bei ihrer letzten Ausstellung, Holz 51, mit den Leuten von Klub 7 unter Beweis stellten. Der typografischen Anteil wird durch Niels „Shoe“ Meulman ergänzt, der schon in den 80ern ein fester Bestandteil der Internationalen Graffiti-Szene war und heute unter anderem Creativ Director für MTV Europe ist.
Doch die Liste ist noch länger, ob Skulpturen von Biserama oder die, auf Klebeband spezialisierten Arbeiten von Buff Diss. So oder so – man wird vermutlich nicht ohne zu staunen eine der Ausstellungen verlassen können.
Das Eröffnungswochenende kann sich in jedem Fall sehen lassen.
Nach der Eröffnungsveranstaltung am 7. Mai folgen noch weitere spektakuläre Tage und Abende. So auch die Eröffnugsparty im Hotel Shanghai, einen Abend darauf, mit Acts, wie Andre Galluzzi und Mild Pitchs Langenberg, die von gnadenlosem Ästhetik-Bewusstsein auch abseits der optischen Leckerbissen zeugt, obwohl man sagen muss, dass das Hotel einer der schöneren Clubs Essens ist und somit das Ganze abrundet.
Zusatzausstellung ABOVE
Vom 20. August bis zum 30. September 2010 setzt das Concrete Playground Team noch einen drauf. Mit der Ausstellung von ABOVE wird die 2. auf der Zeche Zollverein stattfindende Präsentation eingeläutet und fokussiert sein Schaffen. Darunter auch Werke, die erstmalig in Europa zum Verkauf stehen werden. ABOVE ist schon seit längerer Zeit ein großer Name in der „Streetart“-Szene und wer schon einmal ein Werk von ihm gesehen hat, wird wahrscheinlich schnell den Wiedererkennungswert entdecken, arbeitet er doch zum Großteil mit graphischen Pfeilen, die er mit plakativen Wörtern schmückt. So sind seine Arbeiten ebenso präsent wie auch prägnant. Wer die Hauptaustellung in der Zeche Zollverein zudem noch nicht sehen konnte, kann sich nun doppelt freuen, denn diese bleibt noch frei zugänglich.
Concrete Playground
1. Ausstellungseröffnung: Freitag 07. Mai 2010 / 18:00 Uhr auf Zeche Zollverein
07.05. – 30.09.2010 Ausstellung auf der Zeche Zollverein
Öffnungszeiten: Mittwochs – Sonntags 11:00 – 19:00 Uhr
08.05. – 30.09.2010 DIY @ “Concrete Playground” auf der Zeche Zollverein:
Zeichenworkshop – 11.05.2010
Lightgraffiti – 14.05.2010
Gestaltungswettbewerb – 19.05.2010
Graffitiworkshop – 28.05.2010
Filmworkshop – 01.06.2010
21. Mai 2010 20:00 Uhr Referat Dr. Gau auf Zeche Zollverein
30. – 31. Juli 2010 Streetlab meets Concrete Playground auf dem Juicy Beats
(ch)
Fotos/Künstler: Clements Behr, East Eric, D*Face