Schuhe geschnürt und losmarschiert! Bis zum Morgengrauen geht die Reise. Nicht nur die Zeit ist für eine Wanderung untypisch, sondern auch die Ziele. An acht Halden kann man starten und den Sonnenuntergang genießen. Danach geht die Wanderung zur Zielhalde los, bei der der Sonnenaufgang die Umgebung in ein ganz besonderes Licht rückt. Bis zu 12.000 Menschen können am 23. Juli an diesem Event teilnehmen und die „Kunsthalden“ auf eine neue Art kennenlernen. Mit UKW-Empfänger und Kopfhörern ausgestattet, kann man auf den Halden einem außergewöhnlichen Hörspiel lauschen.
[ruhr-guide] Allerdings sollte man sich nicht auf einen gemütlichen Spaziergang einstellen; die verschiedenen Schwierigkeitsstufen reichen von „leichten“ Touren, mit einer Länge von 13 Kilometern, bis zu sportlich herausfordernden Touren mit einer Länge von bis zu 21 Kilometern. Auf jeden Fall sollten Wanderschuhe oder zumindest bequeme Laufschuhe getragen werden. Ein Rucksack mit Snacks, Wasser, einem Sitzkissen für die Pausen sowie einer Taschenlampe wird empfohlen und natürlich dem Wetter und den Temperaturen entsprechende Kleidung. Die Wege sind nicht anspruchslos und in Ballerinas oder gar Stöckelschuhen nicht zu bewältigen.
Schritt für Schritt Kunst
Am Wegesrand sind Nachtdozenten anzutreffen, die Auskunft geben und eine andere Sichtweise auf Halde und Umgebung eröffnen. Auch für ausreichend Erholstationen und sanitäre Anlagen ist gesorgt. Die international mehrfach ausgezeichnete Gruppe LIGNA besteht aus den Medientheoretikern, Radio-, Theater- und Perfomancekünstlern Ole Frahm, Michael Hueners und Torsten Michaelsen und hat für die Haldensaga ein interaktives Hörspiel kreiert. Mit dem Empfänger und den Kopfhörern ist es allen Teilnehmern gleichzeitig möglich, das Hörspiel bei Start und beim Ziel zu verfolgen, dabei mitzumachen und nachzudenken.
Von grau zu grün
Halden prägen unsere Landschaft. Sie bestehen aus „taubem“ Gestein, also das Bergmaterial, dass keine Kohle mehr enthält und so nutzlos ist. Da zur Beförderung der Steinmengen keine großen Strecken zurückgelegt werden konnten und sie hauptsächlich über Förderbänder und Loren stattfand, entstanden früher Spitzkegelhalden. Mittlerweile gibt es nur noch die sichereren und begehbaren Tafelberge. Doch anstatt nur als Haufen unbrauchbarer Steine im Weg herumzuliegen wurden die Halden begrünt, in Parklandschaften verwandelt und mit Kunstwerken versehen. So sind viele Halden mittlerweile zu kulturellen Stätten des Ruhrgebiets geworden.
Einen neuen Blick auf das Ruhrgebiet soll die Haldennacht bewirken. Der Imagewandel von der industriellen Vergangenheit, welche vom Kohleabbau geprägt war, zur kulturell blühenden Region.
Acht „Kunst“halden
An acht Halden kann man starten. Die Halde „Nordeutschland“ ragt über 77 Meter in die Höhe und ist über die „Himmelstreppe“ erreichbar. Besonders in der Dunkelheit, wenn die Treppe von LED-Leuchten angestrahlt wird, ist der Aufstieg eine schöne Erfahrung. Von dort aus kann man zur Halde „Rheinpreußen“, wo eine gigantische „Davy-Lampe“ in Erinnerung an den Bergbau des Nachts erleuchtet wird, wandern. Die Halde „Haniel“ beherbergt gar ein Amphitheater. Von dort aus gibt es mehrere Möglichkeiten seine Route zu planen, man kann zum Beispiel zur Halde „Beckstrasse“ mit dem berühmeten Tetraeder gehen. Wer dort startet, kann zur Halde „Schurenbach“ wandern. Dann gibt es noch die Halde „Rungenberg“ mit dem „Nachtzeichen“ und die größte Halde des Ruhrgebiets: „Hoheward“. Diese wird unter anderem von einer Sonnenuhr und einem Horizontobservatorium gekrönt. Als letztes ist die Halde „Grosses Holz“ zu nennen, auch sie ist von beeindruckenden Kunstwerken geschmückt.
Die Metropole mal anders erleben können Sie zwischen 18 Uhr und 6 Uhr am 23. Juli 2011 wenn Sie an der Wanderung für Städter teilnehmen. Tickets gibt es für 10 € und ermäßigt 7 € bei der Ticket Hotline unter 01805-181650, und unter www.ruhr2010.de/haldensaga.
Fotos: Manfred Vollmer
(eh)