3 Tage Festivalspaß pur: Rock am Ring 2006 brach alle Rekorde

Highlights bei Rock am Ring 2006

Drei Tage – 75 Bands! Am Freitag ist endgültig das Open Air-Fieber über Deutschland hereingebrochen. Bei unerwartetem aber lange herbeigesehntem Sonnenschein sorgten bereits am Nachmittag Alice in Chains für einen ersten Höhepunkt. Am Abend gaben sich die Größen des Progressive Rock die Klinke in die Hand: Korn und Tool sorgten für ausgelassene Festivalstimmung. Am zweiten Tag hatten Metallica als ungeschlagener Top Act sichtlich Spaß bei ihrem Auftritt.

[ruhr-guide] Pfingsten ist seit eh und je das Musikwochenende schlechthin. Im Ruhrgebiet steigen hier und dort kleinere bis größere Festivals – in diesem Jahr kennt der Musikfreund allerdings nur ein Ziel: Rock am Ring! Und so waren schon am 3 Tage Festivalspaß pur: Rock am Ring 2006 brach alle Rekorde frühen Nachmittag die Zeltplätze rund um den Nürburgring nicht nur völlig vermatscht, sondern auch restlos überfüllt mit Rock- und Metalfans aus dem ganzen In- und auch Ausland. Da wurden Fahnen gehisst, ganzes Gartenmobiliar aufgebaut und vor allem sich gefreut auf dieses Wochenende der Superlative.

Auftakt mit Alice in Chains & Hetfield

Wer sich dann durch die langen Schlangen an den Eingängen gekämpft hatte, den erwartete schon um 16.00 Uhr eines der absoluten Highlights des ersten Festivaltages: Freunde des so genannten Seattlesounds durften sich ganz besonders auf den Auftritt von Alice in Chains freuen. Die Band, die so gar nicht in die Schublade „Grunge“ passte, sorgte bei schönstem Auftakt zu Rock am Ring 2006: Jerry Cantrell von Alice in ChainsSonnenschein für mächtig Gänsehautfeeling. Ein Best of aus den Alben „Facelift“ oder „Dirt“ und auch „Jar of Flies“ gab es da zu hören. Jerry Cantrell, Gitarrist und zweite Stimme zeigte sich beeindruckt von der tollen Stimmung bei Rock am Ring. Gerade als man dachte, dass er mit der Ankündigung des „special guest“ den für den verstorbenen Layne Staley angetretenen Sänger William De Vall offiziell auf der Bühne begrüßen würde, kam allerdings Metallica-Frontmann James Hetfield zur gesanglichen Unterstützung des 90er Hits „Would“ auf die Centerstage und griff neben dem Mikro auch zur Gitarre. Klar, dass es da kein Halten mehr gab, Alice in Chains haben ihre Festivaltauglichkeit auch nach dem beinahe Aus mehr als unter Beweis gestellt.

Brachiale Soundgewitter von Korn

Nach diesem Flashback folgten Schlag auf Schlag Tomte oder die Deftones. Der Festivalbesucher findet aber auch neben der ganzen tollen Musik Zeit für anderweitiges Rock am Ring 2006Entertainment, wie Bungee- jumping, T- Shirt-Stände begutachten oder er schwingt im COKE dj-culture Zelt bei elektro- nischen Klängen das Tanzbein. Wenn man sich erst einmal einen Überblick verschafft und endlich auch mal etwas gegessen hatte, wurde es schon wieder Zeit zur Hauptbühne zurückzukehren. Korn überzeugten mit Schweinemaske, Dudelsack und natürlich brachialem Soundgewitter. Mit Songs wie „Part of me“, „Got the Life“, „Freak on a Leash“ oder dem legendären „Blind“ rockten sie bis in die letzten Reihen und begeisterten so zehntausende Zuschauer.

Tool stellten neue Songs vor

Lange erwartet und nach Einbruch der Dunkelheit kamen sie dann endlich: Tool waren der absolute Headliner des Abends. Und sie ließen TOOL bei Rock am Ring 2006sich bitten – zuvor durfte sich der Festivalbesucher aber beinahe 15 Minuten lang auf den die Bühne flankierenden Leinwänden Werbespots der Festivalsponsoren ansehen. Während die Highlights „Sober“, „Stinkfist“ und „Forty-Six & 2“ bis in den letzten Winkel des Nürburgrings knallten, überzeugten die neuen Stücke nur durch technisch perfektes Spiel; der Funke sprange hier nur bei den hartgesottendsten Fans über. Leider blieb auch die Show und das Charisma von Sänger Maynard James Keenan eher ungesehen, hatte er sich doch am hinteren Bühnenrand positioniert, was durch die nicht stattfindende Bühnenübertragung auf den Leinwänden in den hinteren Reihen – und davon gab es einige – für einigen Unmut gesorgt haben dürfte.

Jamiroquai wirbelte über den Ring

Inzwischen war es Nacht geworden, Morrissey hatte selbstverständlich den Smiths-Klassiker „Panic“ gesungen, und Nelly Furtado schloss ihren Jamiroquai wirbelte über den RingAuftritt mit der Fußball-Hymne „Forca“ ab. Nun wurden die Karten neu gemischt. Funk war angesagt und so schoss um kurz vor 1.00 Uhr Jay Kay auf die Alternastage und steckte mit „Canned Heat“ den Rahmen für die nächste Stunde. „What happened to summer?“, beschwerte sich der sympathische Space Häuptling, doch bei seinem Auftritt wurde niemandem kalt. Songs wie „Return of the Space Cowboy“, „Cosmic Girl“, „Little L“, „Revolution“ vom ersten Album „Emergency on Planet Earth“ oder „Black Capricorn Day“ heizten die Stimmung noch einmal an.

Guns N’Roses – Rückkehr der Titanen

Doch ein Ende des ersten Festivaltages war noch lange nicht in Sicht. Als Special Guest sorgte Axel Rose mit seinen neuen Mitstreitern bei Guns N’Roses für euphorische Momente im Auch nachts wurde gerockt am NürburgringMainstream- Rocker Herz. Wie in einer Neuauflage des Londoner Freddy Mercury- Tribut- Konzertes wurde auch hier der Evergreen „Knocking on Heavens Doors“ auf über 10 Minuten ausgedehnt, so konnte jeder die bekannte Nummer aus vollster Seele mitgröhlen. Das Publikum feierte die Rückkehr der Titanen, jedoch sorgte das Greatest Hits-Programm auch für einiges Amüsement.
Guns N’Roses live erlebt zu haben, können aber nicht viele Rockfans von sich behaupten, und so ist dieser Auftritt auf alle Fälle einige Anekdoten wert …

Rock am Ring am Samstag

Der zweite Festivaltag begann langsam und unaufregend. Die letzten Rock am Ring-Besucher hatten erst weit nach Sonnenaufgang in die Zelte gefunden, einige Gäste wachten Die Centerstage bei Rock am Ring 2006dagegen allerdings zu genau dieser Zeit auf und drehten dann schon einmal die Musik auf – an Schlaf war also nicht wirklich zu denken. Doch die anfängliche Katerstimmung verschwand spätestens am Mittag, als das Programm am Nürburgring fortgesetzt wurde. Schon um kurz nach 14.00 Uhr betraten Animal Alpha die Club Stage, konnten mit ihren kreischenden Gitarrenriffs und der noch mehr kreischenden Sängerin die Massen nicht wirklich mobilisieren.

„Mitklatsch-Metal“ am Nachmittag

Nach ein paar kaum erwähnenswerten Regenschauern und allerdings sehr dunklem Himmel war der Bereich vor der Centerstage bald mehr als überfüllt, als Trivium den Rock am Trivium bei Rock am Ring 2006Ring- Samstag dann endgültig eröffneten. Das Motto des Tages, „Mitklatsch- Metal“, war schnell definiert und wurde von den Fans der zweistimmigen Gitarrensoli frenetisch gefeiert. Nach Avenged Sevenfold legten Bullet For My Valentine noch mal an Geschwindigkeit und Energie zu. Die Massen tobten und das diesjährige Festival ist schon vor dem Samstagabend eine kleine Legende.

The Darkness kreischten sich in die Herzen

Mit viel Spaß unternahmen dann The Darkness eine Zeitreise in die Heavy Metal-80er. Sänger Justin Hawkins kennt jede Pose, um Jungs wie Mädels gleichermaßen zum Mitklatschen und Ein " title=kollektiven Ausflippen zu bewegen. Mitkreisch- chöre à la „I wanna rock“ und immer wieder „Yeah!“ oder einfach ein extrem hohes „Aaaah!“ dominierten den Ring, der ein solches Retro-Spektakel selten gesehen haben dürfte, und er hat schon eine Menge gesehen. Ganz im Sinne ihrer großen Vorbilder rockten The Darkness dann auch den Metal-Klassiker „Highway to Hell“ oder „Thunderstruck“ von AC/DC.

Reamonn sorgte bei Rock am Ring für die ruhigeren Klänge

Ruhige Klänge für Supergirls

Nach diesem Auftritt kam es beinahe schon drauf an: Wer es nun schaffte sich einen Platz vor der Centerstage zu sichern, konnte sich freuen. Doch vor Metallica hatte der Veranstalter noch das Konzert von Reamonn gesetzt und die hatten es mit ihren weicheren Tönen mehr als schwer, die harten Jungs und Mädels bei Rock am Ring zu begeistern. Doch spätestens beim Superhit „Supergirl“ hatte der sympathische Sänger selbst die tobende Meute gebändigt und alle klatschten artig mit.

„Metallica is with you once again“

Arme flogen in die Höhe, hartgesottene Metalfans bekamen Gänsehaut: Mit dem Song „Creeping Death“ stürmten Metallica pünktlich zur Primetime um 22.00 Uhr die Hauptbühne bei Rock am Ring 2006! Routiniert aber mit sehr viel Spaß eroberten James Hetfield & Co. Grandiose Rückkehr: Metallica rockten bei Rock am Ring 2006die Herzen der Festivalbesucher. Neben Songs von ihrem kommerziell erfolg- reichsten „Black Album“ spielten sie Stücke von „… and justice for all“, „Master of Puppets“ sowie „Ride the Lightening“. Bei diesem Querschnitt durch das gesamte Schaffen der Band wurde deutlich, wie sehr Metallica den Metalsound geprägt haben, und das seit weit mehr als 20 Jahren, heute mehr denn je andere Bands beeinflussen und ihren Fans das ultimative Live-Erlebnis bescheren können. Zudem zeigte sich, wie aktuell die Stücke auch aus den frühen 80er Jahren noch heute sind. Die Playlist wurde dabei so gestaltet, dass die eher ruhigen Stücke sowie die Balladen und die absoluten Abgehstücke für eine perfekte Ausgeglichenheit sorgten. So konnte die tobende Menschenmenge immer mal ein wenig Luft holen, um bei Stücken wie „For whom the bell tolls“ alles zu geben. „Welcome Home (Sanitarium)“ " title=vereinte wieder einmal alle für Metallica typischen Stilelemente in einem Song und wurde um kurz nach 23.00 Uhr frenetisch gefeiert. Dieses Stück schien fast programmatisch, denn James Hetfield freute sich aufrichtig, endlich wieder zurück bei Rock am Ring sein zu dürfen, eben „Back to the front“, das ebenso knallte wie „Leper Messiah“. Wer von Metallica zu diesem Zeitpunkt einen typischen 90-Minuten-Festival-Auftritt erwartet hatte, wurde um Mitternacht vom Gegenteil überzeugt. James & Co. ließen sich von dem restlos begeisterten Publikum nicht lange bitten und spielten als erste Zugabe „Sad but True“ und „Nothing Else Matters“. Nur ein paar Wunderkerzen gingen an, dafür hielten zahlreiche Metalfans ihre Mobiltelefone in die Höhe und sorgten so für die früher typische Feuerzeug-Balladen- Stimmung. Unter ohrenbetäubendem Lärm ließ sich James Hetfield von der Menge feiern, grinste genüsslich und freute sich über die Rückkehr auf die Bühne. Dort wurde es dunkel, Gitarrenriffs lagen in der Luft, dann Blitz und Donner, ein Feuerwerk wurde gezündet, weiter ging es mit dem All-time-Klassiker „One“ und der langerwarteten Metal-Hymne „Enter Sandman“. Drummer und Showman Lars Ulrich raste Atmosphäre pur bei Rock am Ring 2006über die Stage, heizte die ca. 75.000 Zuschauer noch weiter auf, sprang zurück an seinen Arbeitsplatz um zum Finale anzusetzen: Metallica beendeten nach zweieinhalb Stunden ihren Siegeszug über Rock am Ring mit dem Misfits-Cover „Last Caress“ sowie dem Stück „Seek & Destroy“vom 83er-Album „Kill ‚Em All“, eine Rückkehr nicht nur ins Rampenlicht, sondern zu ihren musikalischen Wurzeln.

Rock am Ring

2. – 4. Juni 2006
Nürburgring, Eifel

(sl)

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