Polka meets Punk plus eine gehörige Portion Avantgarde erlebten die Besucher des großartigen Konzerts von Norwegens Vorzeigepoppern am Mittwoch, 22. November, in der Bochumer Zeche. Ölfässer, Gasmasken und halsbrecherische Kletteraktionen des Sängers Jan Ove „The Jackal“ Kaizer sorgten für eine tolle Show. Die Vorband HGH brachte schräge Unterhaltung ins Ruhrgebiet.
[ruhr-guide] Im Frühjahr umsonst und draußen überzeugten KAIZERS ORCHESTRA beim Pfingst Open Air in Essen-Werden, nun stand ein weiterer Live-Termin für alle KAIZERS-Fans aus dem Ruhrgebiet auf dem Programm. Und es war mächtig voll in der Zeche, schon als um kurz nach 20.00 Uhr die zweiköpfige Vorband HGH mit allerhand skurrilen Instrumenten und merkwürdigen Accessoires das Publikum mehr als aufwärmte. Dass Norwegen nicht allein für spektakuläre Natur, wenig Menschen, viel Ruhe und Zeit steht hatte hier niemand im Sinn, präsentierten Ex-Motorpsycho Hakon Gebhardt und Martin Hagfors mit Nasentröten, Banjo, Plastikkinderklavier und viel Spaß ihren Trash-Grass-Sound. Und so ging jedem Freund von Motorpsycho unvermittelt das Herz über, hatte man sich doch zuvor noch gar nicht über den Support des Abends informiert!
Und dann wurde es richtig heiß, die Zeche machte ihrem Namen einmal mehr alle Ehre, nicht nur das Puklikum kam arg ins Schwitzen, auch und vor allem auf der Bühne wurde hart malocht. Zur osteuropäischen Volksweise traten die KAIZERS im Stroboskopgewitter und unter ohrenbetäubendem Geschrei auf die Bühne und legten los mit ihrer wilden Mischung aus rockigen Sounds mit Blues-Anleihen, Herz-Schmerz-Balladen und einfach purem Rock. „Guten Abend Bochum, are you feeling fine? Kaizers Orchestra is here to make you feel better!“ Der charismatische Sänger Jan Ove „The Jackal“ Kaizer hatte die Konzertbesucher fest in der Hand, flirtete mit den weiblichen Fans, die sich ihre Plätze in der ersten Reihe hart erkämpft hatten.
Das Geschehen der wilden KAIZERS-Show spielte sich nicht nur am Bühnenrand zwischen Janove, Terje „Killmaster“ und Geir „Hellraizer“ Kaizer ab, hinten sorgten Rune „Mink“ am Schlagzeug wie auch am Aschenbecher, Øyvind „Thunder“ am Kontrabass und Helge „Omen“ Kaizer am Harmonium für den sensationellen und einmaligen KAIZERS-Sound. Da wurde hart auf Ölfässer geknüppelt, eine Autofelge bespielt, um im nächsten Song vergleichsweise ruhige Klänge anzustimmen.
Für einen neuen Fan wurde das Konzert zum Event, denn als KAIZERS-Neuling durfte Sonja ein Stück lang auf der Bühne Platz nehmen, so konnte sie den Wahnsinn von Gasmaske bis zum niederländischen Barockgemälde einmal ganz aus der Nähe betrachten.
KAIZERS ORCHESTRA sprengen sie Hörgewohnheiten, live sind sie unschlagbar. Und wenn sich die Presse regelmäßig mit Lobpreisungen zu KAIZERS ORCHESTRA-Konzerten überschlägt, dann mit Recht. Von großem Entertainment ist die Rede. „Wenn die Band KAIZERS ORCHESTRA auf den Putz haut, dann aber richtig“, urteilte sogar die Süddeutsche Zeitung. Da können wir uns nur anschließen!
(sl)