Er gilt als visionärer Neuerer und kriegswütiger Eroberer. Napoleon, die ebenso einzigartige wie zwiespältige Person, fasziniert und polarisiert bis heute. Bis zum 16. September zeigt die Ludwig Galerie Schloss Oberhausen 180 Exponate rund um den französischen Kaiser – vom idealisierten Herrscherbildnis bis zur beißenden Satire. Wegen einer Baumaßnahme wird die Ausstellung eine Woche früher beendet.
[ruhr-guide] Für die einen ist er das Genie, das Europa
Bonaparte auf der Brücke von Arcole, nach 1797
Öl auf Leinwand
aufrüttelte und die Ideen der Menschenrechte auf dem ganzen Kontinent verbreitete, für die anderen ist er der machtbesessene Despot, der die ganze Welt seinen Ideen unterwerfen wollte. Die Ausstellung „Napoleon – Genie und Despot“ zeigt in 180 Exponaten, wie zwiespältig diese Figur der europäischen Geschichte betrachtet und dargestellt wurde. Nie zuvor haben die bedeutendsten Künstler einer Zeit eine Persönlichkeit so leidenschaftlich verehrt und gehasst wie Napoleon. So gegensätzlich wie ihre Auffassungen sind auch ihre Darstellungsmittel: vom idealisierten Herrscherbildnis bis zur beißenden Satire, von der heroischen Porträtbüste zur derb dreisten Karikatur. Erstmals treffen in einer Ausstellung nun diese diametral entgegengesetzten Sichtweisen aufeinander und vermitteln einen faszinierenden Eindruck der widersprüchlichen Persönlichkeit Napoleons. Das Zerrbild wird erst im Kontrast zum Idealbild verständlich.
In der Ausstellung „Napoleon – Genie und Despot“ zeichnen rund 180 Exponate den Weg Napoleons nach: von den stürmischen Anfängen des korsischen Feldherren, über seine Ernennung zum Ersten Konsul der Französischen Republik, der Kaiserkrönung, bis zur endgültigen Verbannung auf die Insel St. Helena.
„Vom Erhabenen zur Lächerlichkeit ist nur ein Schritt.“ Napoleon, 1812
Keine andere Person ist in der Zeit zwischen 1792 und 1815 so oft karikiert worden wie Napoleon. Die meisten Karikaturen entstanden in England. Ein liberaler Umgang mit Presse- und
Der Plumpudding in Gefahr, oder: Staatliche Genießer nehmen ein kleines Mahl ein, 1805
Radierung, koloriert
Meinungsfreiheit führte hier zu einem frühen Höhepunkt der satirischen Bildproduktion. Künstler wie James Gillray, Thomas Rowlandson und George Cruikshank gaben das heroische Ideal mit spitzer Feder und beißendem Spott der Lächerlichkeit preis. Erst nach dem Ende des preußischen Zensuredikts erschienen ab 1813 während der Befreiungskriege auch in Deutschland zahlreiche kritische Karikaturen gegen den französischen Despoten. Bekannte Künstler wie Johann Gottfried Schadow oder E.T.A. Hoffmann beteiligten sich an diesem Bilderkampf. Doch trotz des wachsenden Nationalgefühls zogen es viele Zeichner weiterhin vor, anonym zu bleiben.
In der Gegenüberstellung dieser Karikaturen mit dem inszenierten und idealisierten Herrscherkult in Bildnissen, Portraitbüsten, Münzen und Devotionalien wird der Zwiespalt einer ganzen Epoche greifbar. Das Erhabene trifft hier auf das derb Komische, das Heroische auf das Lächerliche, das Ideal auf dreiste Drolligkeit.
Napoleon – Genie und Despot
2. Juni bis 16. September 2007
LUDWIG GALERIE Schloss Oberhausen
Konrad-Adenauer Allee 46
46042 Oberhausen
Öffnungszeiten: Di-So 11-18 Uhr
Öffentliche Führungen: jeden Sonntag um 11.30 Uhr
Eintrittspreise: 6,50 Euro, ermäßigt 3,50 Euro, Familien 10,50 Euro
(sl)