Dichtes Gedränge und gute Laune war das Motto des dritten Tages bei Bochum Total. Neben handfestem Gitarrensound auf der EinsLive-Bühne an der Viktoriastraße stand der Samstag ganz im Zeichen der schwarzen Szene, die in Scharen zur Stage am Südring zog. Hier spielten Faun, Das Ich, Qntal und ASP.
[ruhr-guide] Bestes Festivalwetter sorgte zum Samstagsauftakt um 17 Uhr für volle Straßen und überfüllte Kneipen in der Bochumer Innenstadt. Da zeigten die Black Sonic Prophets was man im Fürstentum Liechtenstein unter deftigem „Big Rock“ versteht und Blackmail rockten als alte Hasen von Bochum-Total was das Zeug hält. Für die Fans der leider nicht mehr existenten Guano Apes wurde der Auftritt von Tamoto sehnlichst erwartet, steht der frühere Apes-Drummer Dennis nun als Gitarist und Sänger auf der Bühne. War man anfangs noch skeptisch ob der nicht stattfindenden stilistischen Einordnung von Tamoto, so zeigte der Gig in Bochum, dass man an den Grundsätzen des Rock festhält und sich hier nicht in Schubladen stecken lässt. Mit ihrem grandiosen Auftritt hatten Tamoto das Bochumer Publikum schnell überzeugt und die dargebotene Single „Beware“ hat allemal Ohrwurmpotential.
Auch wenn die Band Madsen noch als Neuling durchgeht, war es bei ihrem Auftritt auf der EinsLive-Bühne zur besten Sendezeit gnadenlos voll und Menschen mit Klaustrophobie suchten schnell das Weite. Die fünf netten Jungs aus dem Wendland können sich also über eine anwachsende Fangemeinde nicht beschweren und so freut sich Sänger Sebastian sichtlich über den Andrang und die Tanzfreude. Denn Madsen war die ideale Besetzung als Headliner für den üblicherweise besucherstärksten Samstag. Mit ihrem schnörkellosen Sound von Sportfreunde Stiller bis zu den Beatsteaks und ihren deutschen Texten, mit denen sie immer einem Funken Wahrheit auf der Spur sind, war einfach gute Laune garantiert. Ihre Hitsingle „Die Perfektion“ passte dann auch wie die Faust aufs Auge zum wunderbaren Bochum Total-Samstag und ließ die Fans begeistert kreischen.
Ein ganz anderes Bild bot sich dem Besucher vor der Schattenreich-Bühne, wo sich die Stars aus der schwarzen Szene die Ehre erwiesen und massenweise schwarz gekleidete, kurios aussehende Menschen anzogen. Das Ich sind in der schwarzen Szene absolute Heroen, haben sie sich seit Gründung der Band 1989 dem „Danse Makabre“ verschrieben. Nicht nur durch ihren knalligen und harten Industrialsound vor allem aber durch ihre Bühnenshow fielen Das Ich aus dem üblichen Rock- und Poprahmen des Familientages bei Bochum Total. Sänger Stefan Ackermann präsentierte sich dem begeisterten Publikum in Teufelsgestalt mit Rot eingefärbtem Körper. Diabolisch und direkt der Hölle entstiegen wirkte ebenfalls Bruno Kramm am Synthesizer mit seiner Frisur aus Teufelshörnchen und seinem schwarzen Fellmantel. Die satanischen Attitüden trüben aber die Stimmung in keiner Weise, konnte bei dem einen oder anderen Fan doch hin und wieder ein fasziniertes Lächeln entdeckt werden.
Sehr viel jünger, seit 1999 auf dem Musikmarkt aber nicht minder gruftig waren ASP, der Headliner auf der Schattenreich-Bühne. „Aus der Tiefe“ sollte nicht nur das Motto des Auftritts sondern vielmehr der Titel des neuesten Albums der Goth-Rocker sein, die ebenfalls mit einer eigenwilligen Show und gruseligem Outfit die Fans begeisterten. Sänger und Mastermind ASP war so ganz nach dem Motto des bisher veröffentlichten Longplayers „Der Schwarze Schmetterling“ angetreten, Bochum das Gruseln und Fürchten zu lehren.
Gruselig und okkult ging es auf der WAZ-Bühne zu, als sich das bekannte und beliebte Vollplaybacktheater zur besten Showzeit „Die Drei ??? – und die singende Schlange“ annahmen. Mit ihrem Tribute to „Die besten Detektive der Welt“ nahmen sich die Darsteller ein Stück von Robert Arthur – Alfred Hitchcock war übrigens nur Schirmherr der Serie – vor, das, im klassischen Stil, eines der Besten seines Genres ist. Das Thema Okkultismus war genial eingebaut, spätestens als der Bösewicht Asmodi, der unsympathischste Bösewicht seit Skinny Norris, mit seiner singenden Schlange vor Schwarz vermummten Gestalten auftrat, stellte sich Gänsehaut ein. Die singende Schlange sorgte für eine exotische Atmosphäre und zeigte wieder einmal, dass Bochum-Total auch nach 20 Jahren noch für Überraschungen abseits des Mainstreams sorgen kann.
900.000 Menschen kamen an den ersten drei Tagen zu Bochum Total 2005 – ein neuer Rekord! „Angesichts eines großartigen Programms am Abschlusstag werden wir die magische Hürde von einer Million Besucher sicherlich nehmen, “ freut sich Festivalsprecher Björn Büttner über die wieder einmal gewachsenen Zuschauerzahlen. Bei schönster Sonne gibt es am Sonntag noch einmal verschiedene Höhepunkte zu erleben. Also: ab nach Bochum!
(sl)