Bochum Total 2008, EinsLive Krone 2008, im März 2009 in Köln. Die Jungs aus Dresden sind gerne auf Tour, obwohl ihr Hit „Allein allein“ eigentlich eine Erfolgsgeschichte aus Film- und Fernsehen ist: „Allein Allein“ war Titelsong von „Krabat“ und wurde auch für den Trailer zum letzten „TV total Turmspringen“ eingesetzt – und ging auf Platz 1 der Charts.
[ruhr-guide] Hört sich an wie Coldplay, oder eine Nummer aus den 80ern? Assoziationen mit den Songs der eiskalt in Weiß gekleideten Chartsstürmern gibt es viele. Und eiskalt ist bei ihnen Programm: „The Colour Of Snow“ heißt das Album und darauf mischen Polarkreis 18 Pop, Synthie-Pop, Postrock und Indietronic zum Soundtrack des Winters. Doch auch in den heißen Hallen sind sie der Renner. . Sie haben neben ihrer umjubelten Deutschlandtour auch Konzerte in Frankreich, England (beim „Great Escape“-Festival) und Holland gespielt. Und zuletzt noch den Tempel der Cutting-Edge-Musik erobert, das Roskilde-Festival.
Gesehen, gehört, gefragt. Polarkreis 18 passen in keine der berüchtigten Schubladen. Polarkreis 18 sind eine Gitarrenband mit Keyboards oder eine Keyboardband mit Gitarren, sie spielen in großen Hallräumen, sie legen die Akkorde wie Perlenketten aus, überlassen die Soli gelegentlich den Streichern, stanzen die Klangflächen mit chemischen Beats oder feierlichen Fackeln, machen zärtlichen Lärm und nervös juckende Stille. Die Stimme: ein Wesen mit eigenem Leben und Geschlecht, gut hörbar atmend, beweglich wie Quecksilber, entrückt vom irdischen Dreck, trotzdem fähig, vor lauter Kraft die Wolken zu zerteilen. Jetzt sind wir wie alle anderen in die Natur-Metaphern geschlittert, also mal pophistorisch ausgedrückt: Man hört vielleicht Echos von großen Bands aus England und Island, denkt an die elektronische Avantgarde oder den allertollsten Synthie-Pop, an die so genannten Shoegazer-Bands und eben an alle, denen die selbst an gemischte, unverwechselbare Klangfarbe mindestens so wichtig war wie der Song.
Aber das sollte mittlerweile klar sein: Eine simple Popgruppe ist das nicht. Denn genau hier liegt das, was wir den Wahnsinn von Polarkreis 18 genannt haben: die Chuzpe, so sehr an ihre eigene Kunst zu glauben, dass sie sich Unglaubliches zutrauen. Und es immer schaffen. Kein Groß-Arrangeur, kein künstlerischer Berater steht hinter dieser Band, die selbst für Popverhältnisse extrem jung ist – sie haben ihr Debütalbum nicht nur selbst produziert,
sie liefern auch alle graphischen Ideen, alle Konzepte, jeden Notenstrich auf der Eigenpartitur. Die bildende Kunst haben Polarkreis 18 nie wie eine penible Tante dabei, sondern immer wie eine hübsche Cousine – der so genannte „Klangfilm“, der bei Konzerten gezeigt wird, ist ein schönes Stück Selfmade – Video-Art. Wer aber bei Polarkreis 18 die Augen schließt, läuft Gefahr, einiges zu verpassen – aber man kann jeden verstehen, der die Welt lieber vergessen will, wenn diese Musik kommt.
Polarkreis 18
05.03.2009, 20:00 Uhr, Alter Schlachthof, Dresden
06.03.2009, 21:00 Uhr, HUXLEY’S NEUE WELT, Berlin
07.03.2009, 21:00 Uhr, Kulturzentrum dasHaus, Ludwigshafen
08.03.2009, 20:00 Uhr, Live Music Hall, Köln
13.03.2009, 21:00 Uhr, OSTWERK Augsburg, Augsburg
15.03.2009, 20:00 Uhr, Alter Schlachthof, Dresden