Manipulation, Hakenkreuze, ein stürzender Förderturm, der in einer Schuttwolke aufgeht. Vom 1. Oktober 2012 an bis zum 14. April 2013 zeigt das Ruhr Museum in Essen den zweiten Teil seiner fotografischen Sonderausstellung „Von A bis Z. Fotografien im Ruhr Museum“. In diesem Zeitraum öffnen sich im 3 Millionen Bilder schweren Archiv auf Zollverein in einer reduzierten Auswahl die Schubladen K bis Z. Klassiker und Klischees aus dem Kohlenpott; von der Zeit zerstörte Bilder im Zerfall. Zeitgleich erscheint der erste 300 Seiten starke Sammlungskatalog in der Geschichte des Ruhr Museums, welcher die gesamte Ausstellung abbildet und zusätzliche Informationen zum Nachschlagen bietet.
[ruhr-guide] Die in den letzten 22 Jahren von 300 000 auf das Zehnfache angewachsene Sammlung an Fotos des Ruhr Museums in Essen ist so groß, dass selbst eine ausgewählte Anzahl an Exponaten eine zweiteilige Ausstellung erfordert. In „Von A bis Z. Fotografien im Ruhr Museum Teil 2“ geht es wie auch bereits im ersten Teil um den Blickwinkel und die Form der Fotografie. Wer auf die3 21m Ebene der Galerie gelangt, trifft zuerst auf die „Klassiker“ wie das Fußballspiel vor rauchendem Zechengelände. In der „Werksfotografie“ gibt es unter anderem ein Panorama der Kruppschen Gussstahlfabrik. Besonders spannend sind „Manipulation“ und „Montage“. Ganz ohne Photoshop, dafür mit Schere und Kleber, wurden Hakenkreuze ausgeblendet und Nilpferde im Zoo ohne Zaun für jedermann zugänglich. Besonders hier lohnt sich ein intensiver Blick, um den Aufwand zu erkennen, der heute oft durch einen virtuellen Kopierstempel ersetzt wird.
Elf noch nie veröffentliche Reportagen
Den größten Teil der Sammlung des Ruhr Museums umfasst jedoch die Pressefotografie, welche nun zwischen K und Z ihren Raum findet. Die Ausstellung zeigt elf bisher unveröffentlichte Reportagen, unter anderem zur Entführung des Aldi Nord-Gründers Theodor Albrecht 1971 und zu einer RAF-Demonstration.
Erheiterndes gibt es im Kapitel „Werbung“, wo Mode und Zeitgeist aus früheren Jahrzehnten aufleben. Von den „Anfängen“ im ersten Teil der Ausstellung hin zum „Zerfall“, welcher durch Hitze oder Feuchtigkeit beschädigte Fotografien dokumentiert, bringt die kleine aber sehenswerte Ausstellung den Besuchern Zeitgeschichte und eigene Ruhr-Identität näher.
Der Katalog zur Ausstellung
Der parallel zur Ausstellung im Walther König Verlag erscheinende Katalog folgt mit seinen Kapiteln der alphabetischen Reihenfolge – mit Ausnahme der dort fehlenden Kategorie „Lesarten“. Der schwere Wälzer hält jedes Bild für zu Hause fest und liefert noch einmal alle Informationen von der Herkunft bis zum Aufnahmedatum des Fotos. Der Katalog bildet zudem die erstmalige Offenlegung des Bestandes samt Liste und einem Einblick in die Arbeit des Archivs.
Ausstellungsserie bis 2017
Die zweiteilig fotografische Schau „Von A bis Z. Fotografien im Ruhr Museum“ ist nur der Auftakt zu einer sich über die nächsten fünf Jahre erstreckenden zusammenhängenden Reihe an Ausstellungen auf Zollverein. Bis 2017 sollen neben der Fotografie auch die geologische Sammlung, die ethnologische Sammlung, der Bestand aus Kultur- und Nationalgeschichte sowie Naturkunde im Ruhr Museum gezeigt werden. Zu jeder Galerie erscheinen die entsprechenden Kataloge, sodass diese am Ende der Reihe selbst zu einem Sammlerstück für den Besucher werden. Die Ausstellungen werden in den kommenden Jahren, wie auch „Von A bis Z. Fotografien im Ruhr Museum“, im Herbst eröffnet und laufen den gesamten Winter über.
Von A bis Z. Fotografien im Ruhr Museum Teil 2
Ausstellung des Ruhr Museums
01. Oktober 2012 – 14. April 2013
Mo – So: 10 bis 18 Uhr
Erwachsene 2 €, Jugendliche bis 18 Jahre 0,50 €
Ruhr Museum
Zollverein A 14 (Schacht XII, Kohlenwäsche)
Gelsenkirchener Straße 181
45309 Essen
(sarah bauer)
Fotocredit:
Ruhr Museum (1)
Sarah Bauer (2)
Milan Horacek (3)