T-Mobile Extreme Playgrounds in Herten

Zuviel Wind und Matsch für die Dirt Session in Herten

T-Mobile Extreme Playgrounds ins Wasser gefallen. Das Tief Ewald lies auf Zeche Ewald keine sportlichen Wettkämpfe zu. Konzerte von boysetsfire und Good Charlotte retteten den Abend.

[ruhr-guide] So einen Event hatte Herten bislang noch nicht T-Mobile Extreme Playgrounds in Hertengesehen. Laut Veranstalter waren am 12. Mai 5000 Besucher unterwegs, die sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen wollten. Es wurde richtig aufgefahren: Tonnen an Technik wurden auf das Gelände der Hertener Zeche Ewald gebracht, um den extra an der Halde angelegte Slopestyle-Parcours für die Mountainbiker aus allen Blickwickeln auf die Videoleinwand zu bringen.

Stürmische Vorführung

Nachdem bereits die für Freitag geplanten Vorläufe wegen einer Sturmwarnung aus Sicherheitsgründen abgesagt wurden, war leider am Vormittag klar, dass die Streckenverhältnisse einen Wettkampf nicht zulassen würden. Der BMX-Contest wurde gestrichen, und die aus ganz Europa angereisten Mountainbike-Profis konnten den Zuschauer den Nachmittag lediglich mit einigen Showsprüngen verkürzen. Die Fahrer zeigten spektakuläre Tricks: Backflips, 360-Spins und Seatgrabs wird man so schnell nicht wieder geboten bekommen. Nur wurden selbst diese kurzen Einlagen wegen den häufigen Regenschauern und Windböen immer wieder unterbrochen, so dass der Kommentator Mühe hatte, das Publikum anzuheizen.

Boysetsfire überzeugen

Auch die Konzerte konnten die langen Gesichter nicht so leicht wieder aufhellen. Aber dazu waren die Bands auch nicht gekommen. Wenn Rock der härteren Gangart mit freundlichem Lächeln quittiert wird, haben die Musiker ihr Ziel verfehlt. Für viele war die Musik sogar Hauptgrund in Herten dabei zu sein.
Nachdem die New Yorker Dear Tonight kurzfristig das Line Up komplettierten, spielte um 16.00 Uhr die deutsche Band Itchy Poopzkid. Was den drei Jungs aus Eislingen an der Fils (irgendwo in Baden-Württemberg) noch an Bühnenerfahrung fehlt, versuchten sie mit humoriger Interaktion mit dem Publikum wieder wett zu machen. Mit mäßigem Erfolg. Aber da die Puupkids in diesem Open-Air-Sommer im ganzen Land Zuviel Wind und zuviel Matsch für die Dirt Session in Hertenunterwegs sind, werden sie sich hoffentlich noch etwas Routine aneignen. Der kurze Regenschauer gleich zu Beginn ihrer Show machte es den Newcomern nicht leichter.
Nach einigen gleich wieder abgebrochenen MTB-Stunteinlagen begann der nicht ganz heimliche Topact des Tages sein Programm:
Boysetsfire haben sich seit 1994 eine solide Fanbasis zusammengespielt. Mit ihrem vor Kraft nur so strotzenden Emocore brachte das US-Quintett Herten zum Springen, Schreien und Mitsingen. Die Rockshow war für einige Fußballfans wohl eine willkommene Gelegenheit, ihren Frust abzulassen. Die Niederlage des nur ein paar Kilometer entfernt beheimateten Anwärters auf den deutschen Fußballthron, Schalke 04 war auf etlichen Minen abzulesen.
Alle anderen rockten was das Zeug hält, und spätestens in der letzten halben Stunde des Konzerts hatten boysetsfire auch die Nicht-Fans entzündet – Stillstehen unmöglich.

Für die halbstündige Live-Übertragung auf dem Jugendsender MTV wurde noch kurz in die Pedale getreten, und Moderatorin Miriam ließ sich von den Profis die Grundbegriffe des Mountainbiking erklären.

Letzte Band des Abends waren Good Charlotte, die ihre poppige, fernseh-gerechte Version von Emorock zeigten. Teile des älteren Publikums hatten für die Formation nicht nur freundliche Kommentare übrig. Jedoch gingen dann die bekannten Melodien erst ins Ohr, und dann in die Beine, am späten Abend muss Musik nur laut genug sein.
Einige verspätete Zuschauer, die lediglich zu diesem Konzert auf das Gelände wollten, hatten nicht damit gerechnet, noch den vollen Eintritt an der Kasse zahlen zu müssen.
Auch das Argument, ein Kunde des Hauptsponsors zu sein, wurde nicht akzeptiert. Ob der erhoffte Image-Transfer von harter Rockmusik und coolen Bikern auf ein Telekommunikationsunternehmen in Zeiten des Personalabbaus so klappt, ist fraglich.

Eine tolle Werbung war der Event in jedem Fall: Für Herten und das Gelände der Zeche Ewald, das sich mit dieser Veranstaltung für weitere Großereignisse empfohlen hat.
Mitinitiator Lars-Oliver Vogt zeigte sich zufrieden: „Wir hatten uns natürlich besseres Wetter und sportliche Höchstleistungen gewünscht, freuen uns aber, dass das Publikum unsere Auftaktveranstaltung im Ruhrgebiet trotz dieser Umstände so gut angenommen hat und hoffen auf eine gelungene Wiederholung im nächsten Jahr.“ Die anderen Stationen der T-Mobile Extreme Playgrounds sind Hamburg und Berlin.

(mrc)

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