Auftakt zu Bochum Total 2007: C-Fiction

Bochum Total 2007 – Festivalauftakt am Donnerstag

Die Party ist gestartet: Zunächst unter Regenschirmen und dann bei schönstem Festivalwetter ist Bochum wieder im Ausnahmezustand. Karpatenhund, Captain Cosmos, Fotos, Jupiter Jones, Virginia Jetzt!, Strike Anywhere und Delinquent Habits waren die Stars auf den Bühnen, das absolute Highlight des ersten Festivaltages fanden wir Off-Stage: die Bochumer Band Motosushi.

[ruhr-guide] Ein Blick in den Kalender, einAuftakt zu Bochum Total 2007: C-Fiction banger Blick zum Himmel, der pünktlich zum Start der Sommerferien in NRW seine Schleusen öffnete und seit dem Donnerstagmorgen Regen in rauen Massen auf das Ruhrgebiet niederließ. So machte sich der Bochum Total-Fan mit Regenschirm bewaffnet auf in die Bochumer Innenstadt. Um 17 Uhr, dem Beginn der größten Open Air-Sause Europas aber herrschte gähnende Leere zwischen den Bierständen, in den abgesperrten Straßen und vor den Bühnen. Zum Auftakt von Bochum Total 2007 sah es nicht gut aus, The Kilians, Liquid Jam und Urban Hesse waren die ersten Bands des Tages, C-Fiction folgten dem Tagesmotto auf der Ringbühne: Es muss scheppern. Und so harrten hier zur frühen Festivalzeit einige wetterfeste Hardcorefreunde aus und wärmten sich beim ausgelassenen Pogotanz.

Dennoch war der regnerische Auftakt zu Bochum Total mehr als bunt, wenn man sich die Farben der aufgespannten KarpatenhundRegenschirme ansah. Festivalsprecher Björn Büttner schaute ebenfalls gen Himmel: „Ich habe dieses Wetter nicht bestellt!“ und schickte wohl noch ein Stoßgebet in Richtung Petrus. Da der Festival- besucher an sich aber auch eher von der hartgesottenen Sorte ist, füllte es sich trotz des schlechten Wetters langsam zwischen Südring und Konrad-Adenauer-Platz, der Regen konnte der guten Laune der Besucher nichts anhaben, immerhin gab es schon am frühen Abend echte musikalische Highlights zu erleben. So spielte um kurz nach 18 Uhr die Band Karpatenhund auf der Eins Live-Bühne. Die bezaubernde Sängerin Claire und ihre vier Mitstreiter kamen mit feinstem Deutschpop à la Captain Cosmos bei Bochum Total 20072raumwohnung oder Silbermond ins Revier und wurden von den Fans begeistert gefeiert. Noch lange nicht so bekannt, dafür aber mit dem Heimvorteil brachten Captain Cosmos die Bochum Total-Besucher zum Tanzen. Die Gewinner des diesjährigen Bochumer Newcomerfestivals überraschten bei ihrem Auftritt mehr durch schräge Töne als durch klare Songstrukturen, womit sie bestehende Genregrenzen überschritten.

Mit den ersten Bands des Bochum Total-Donnerstages groovte man sich so langsam auf das lange Wochenende im Bermuda3Eck ein. Man traf Bekannte, Freunde, Arbeitskollegen, stellte erfreut fest, dass der Lieblingscrêpes-Stand wieder mit dabei ist, das erste Bier schmeckte auch. Und wenn man es noch ein paar Stunden zuvor nicht geglaubt hatte: Das WetterWortschatz bei Bochum Total 2007 wurde besser, am frühen Abend schien sogar die Sonne, jetzt konnte es so richtig los gehen, endlich wurden auch die endlos langen Tischreihen vor den Kneipen und Bars in Beschlag genommen. Gemütlich Platz genommen hatten zahlreiche Besucher von Bochum Total vor der brandneuen fünften Bühne an der Neustraße, wo man wahre Wortschätze finden konnte. Zwischen den Live-Acts gibt es hier bis Sonntag Festivalkultur des gesprochenen Wortes. Und so waren die Lesungen rund ums Thema Fußball am Festivaldonnerstag äußerst gut besucht.

Doch Bochum Total wäre auch in diesem Jahr nicht das größte Umsonst-und-draußen-Festival Europas, wenn es nicht immer auch ein kleiner Kampf gegen das Programm wäre. So kommtAuf der Eins Live-Bühne bei Bochum Total: Fotos man als musikbegeisterter Besucher schnell in die Zwickmühle – deutschsprachiger Gitarrenmusik gegen Punkrock, 80er Sound gegen Heavy Metal. Mächtig voll war es vor der Eins Live-Bühne, als die Band Fotos loslegte, unprätentiös, energiegeladen und einfach „total gut“. Gitarrenklänge gab es ebenfalls von Jupiter Jones zu hören, die Songs von ihrem neuen Album „Entweder geht diese scheußliche Tapete – oder ich“ präsentierten und außerdem, dass sie den sprichwörtlichen Schalk im Nacken haben.

Vier Tage, 66 Bands auf vier Bühnen, die ultimative Party im Virginia Jetzt!Bermuda3Eck hatte gerade einmal begonnen, da jagte ein Höhepunkt den nächsten: Und wieder stand der Festivalbesucher vor einem scheinbar unlösbaren Dilemma … An der WAZ-Bühne sorgten die US-Rapper von Delinquent Habits für einen immensen Besucherandrang. Da wurde auf den Tischen von Bochums größtem Biergarten getanzt, lässig mit den Armen gewippt und vor allem die Hit-Single „Tres Delinquentes“ gefeiert. Indiepop Latino Hip Hop im Ruhrgebiet: Delinquent Habitsmit Mainstreamcharakter und schnörkellosen Gitarren gab es von Virginia Jetzt! auf der Eins Live-Bühne, vor der vor allem die jungen Bochum Total-Besucher ihre Lieblinge euphorisch feierten. Ebenfalls euphorisch, doch sehr viel härter ging es dagegen auf und auch vor allem vor der Ringbühne zu: Strike Anywhere aus Virginia zeigten dem Ruhrgebiet mit ihrem Hardcorepunk, wo der Hammer hing – und das mit voller Sprungkraft und massivem Körpereinsatz.

Off-Stage-Perlen

Dass Bochum Total berühmt-berüchtigt ist, liegt wohl auch daran, dass nach dem offiziellen Bühnenprogramm noch lange nicht Schluss ist, in den Kneipen im Bermuda3Eck geht es an allen vier Festivaltagen meist bis in die frühen Morgenstunden noch mächtig rund. In den letzten Motosushi bei Bochum Total 2007Jahren immer beliebter wurde das Off-Stage-Programm, das Bochum Total zum Turbo-Weekend mit zahlreichen Facetten macht. So ist in diesem Jahr die Bastion zum ersten Mal mit dabei und zeigt im kleinsten Kino Bochums Filme und veranstaltet Partys. Aber auch in der Hafenkneipe Freibeuter oder in der Kult-Pommesbude „Rösti“ wird gerockt nach dem Motto „Platz ist in der kleinsten Hütte“. So fand am Festivaldonnerstag das Off-Stage-Highlight im Tucholsky statt, wo es zum Konzert von Motosushi rappelvoll war. Die Bochumer Band um Sängerin Donata quetschte sich auf die wohl kleinste Bühne des Reviers und zeigte dem Publikum wie man tief im Westen rockt.

Gute Bilanz trotz schlechten Wetters

Trotz des unbeständigen Wetters bevölkerten immerhin rund 100.000 Menschen am Eröffnungstag des größten Musikfestivals Europas die Bochumer Innenstadt. Nach dem positiv verlaufenen Auftakt hofft der Veranstalter auf eine möglichst stabile Strike AnywhereWetterlage. „Die Prognosen deuten zwar darauf hin, dass wir in den nächsten Tagen nicht sonderlich viele sonnige Abschnitte genießen dürfen“, so Pressesprecher Björn Büttner. „Die Erfahrung zeigt aber, dass sich echte Festivalfans von schlechtem Wetter nicht schrecken lassen. Immerhin stehen am Freitag mit Lost Alone und Sebastian Sturm und am Samstag mit Sugarplum Fairy, In this Moment und Tocotronic noch einige Kracher auf dem Programm.“

(sl/mrc/micky)

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