Mit „Oasis“ schrieb Noel Gallagher Musikgeschichte. Nach der Auflösung 2009 folgt jetzt die erste Soloscheibe des Kreativkopfes aus Manchester. „Noel Gallagher’s High Flying Birds“ ist bei „Sour Mash Records“ erschienen und seit Mitte Oktober am Handel erhältlich. In Großbritannien schoss die Platte bereits auf die Pole Position der Albumcharts.
[ruhr-guide] „Oasis“ gelten als Mitbegründer des Britpop, die ersten beiden Alben „Definitely Maybe“ und „(What’s the Story) Morning Glory?“ stellten in den 90er Jahren Rekorde auf. Ihre Konzerte sind legendär, ebenso der immer währende Zwist zwischen den Brüdern Noel und Sänger Liam Gallagher. Im Sommer 2009 wurde das Kapitel „Oasis“ zumindest vorübergehend geschlossen, nachdem interne Querelen die weitere Zusammenarbeit unmöglich machten. Frontmann Liam gründete mit den restlichen „Oasis“-Mitgliedern seine Band „Beady Eye“, deren Debüt „Different Gear, still speeding“ im Frühjahr erschien. Gigs und Festivalauftritte erfolgten im zurückliegenden Sommer. Nun zieht Noel nach und präsentiert mit „Noel Gallagher’s High Flying Birds“ das erste von zwei Soloalben, Konzerttermine für USA und Europa stehen fest, vielerorts waren die Tickets bereits vor Veröffentlichung des Albums vergriffen.
Typischer Gallagher-Sound
Die vorab präsentierten Songs „If I had a Gun …“, „The Death of you an me“ und „AKA … What a Life!“ zeigten bereits an, dass Gallagher seine Qualitäten als Songwriter auch nach „Oasis“ nicht eingebüßt hat. Vielmehr, so bekräftigt er jüngst in Interviews, ist dies die Gelegenheit, länger existierende Stücke herauszubringen, die mit „Oasis“ nicht vereinbar waren. Zudem sei die Soloschreibe die Gelegenheit, frei nach eigenem Empfinden zu arbeiten, statt die Meinung der anderen Bandmitglieder beachten zu müssen. Wer dabei Resteverwertung denkt, liegt jedoch völlig falsch, die zehn Songs der Schreibe wirken frisch und erinnern an die frühen Hymnen aus „Oasis“-Anfangstagen, denen eine ordentliche Priese Noel Gallagher-Charme zugefügt wurde. Der Krativkopf wirkt befreit, seine Arbeit besitzt Herz und Seele. Fantastische Melodien verknüpft mit zugänglichen Texten. Ausdrucksstark, emotional und spannend. Das Zuhören lohnt sich.
Musik als Handwerk
Einprägsame Parts auf der Akustikgitarre, durch Bläser und Streicher untermalt, bilden häufig die Schwerpunkte der enthaltenen zehn Songs, die emotional aufgeladen erscheinen. Dennoch versinkt Gallagher nicht in Melancholie, sondern schafft häufig die Integration belebender Elemente. „Oasis“-Kenner werden durchaus Parallelen zu den Songs aus seiner Feder erkennen doch erschließt sich das Solo-Album auch einer Zuhörerschaft, die sich wenig bis gar nicht mit „Oasis“-Beschäftigt hat. Gallagher verortet sich einmal mehr überzeugend im Singer-Songwriter-Milieu, beweist seine Musik als Handwerk, das er perfekt beherrscht.
Vinyl und Deluxe Edition inklusive DVD
Der Eröffnungstrack „Everybody’s on the run“ bietet eine hervorragende Einleitung. Mit seinem eingängigen Refrain und den auffallenden Melodien geht der Song sofort in die Ohren. Die Tracks „Dream on“ und „(I wanna live in a Dream in my) Record Machine“ punkten mit Noel starken Vocals. Insgesamt gefällt die Platte vor allem wegen ihrer Vielseitigkeit. Gallagher verschönert seine vorzüglichen Gitarrenparts mit dem Einsatz von Streichern oder eindrucksvollen Keyboard-Passagen. In Puncto Gesang entfaltet er sein gesamtes Repertoire, wie man es aus besten „Oasis“-Zeiten kennt. „Noel Gallagher’s High Flying Birds“ kommt als Vinyl-Platte, Download-Version, Standard-CD und Deluxe Edition inklusive einer DVD auf den Markt. Die DVD beinhaltet ein halbstündiges Making of-Video, welches dem Zuschauer die Entstehung des Albums näher bringt. Ausserdem ist der Clip zu „The Death of you and me“ und dessen Making of-Video enthalten – für Fans definitiv nicht uninteressant.
„The Dreams we have as Childen“ als Charity-Download
Wer jetzt von Noel Gallagher hören möchte, kann über die bekannten Onlineshops ein Konzertmitschnitt mit dem Titel „The Dreams we have as Children“ downloaden, welches Noel 2009 zugunsten der britischen Kinderkrebshilfe gegeben hat. Mit dem Kauf erhält man nicht nur äußerst hörenswerte Akustik-Versionen großer „Oasis“-Hits, sondern hilft der Stiftung aktiv bei ihrer wichtigen Arbeit. Als Gast steht übrigens Paul Weller mit auf der Bühne …
(mo)
Fotocredit: Sour Mash Records